2024-04-24T13:20:38.835Z

Testspiel
Kölns Artjoms Rudnevs (l.) und Oliver Lanwer schenken sich beim Kopfballduell nichts. Foto: Randow
Kölns Artjoms Rudnevs (l.) und Oliver Lanwer schenken sich beim Kopfballduell nichts. Foto: Randow

Doppelpack von Löffelsend

TV Herkenrath mit überragender Halbzeit gegen den 1. FC Köln

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Wenn der TV Herkenrath am Sonntag ab 15.30 Uhr im ersten Heimspiel der Saison auf dem Braunsberg nur annähernd die gleiche Leistung wie in der ersten Halbzeit gegen den Bundesligisten 1. FC Köln zeigt, kann sich Gast Spvg Wesseling-Urfeld „warm anziehen“. Das war nicht nur sehr gut. Das war überragend, was die Elf von Trainer André Kreuer vor der Pause geboten hat.

TV Herkenrath – 1. FC Köln 2:7 (2:1)

„Wir sind nicht mit einer Hundertschaft, nur mit etlichen Beamten hier, erwarten ein rheinisches Familienspiel“, sagte Anja Tönnessen von der Polizeiwache in Gladbach: „Wir haben es vorher mit sachkundigen Beamten in Köln besprochen. Es ist ein friedliches Spiel zu erwarten.“ Und so kam es dann auch.

Der ehemalige Fußball-Abteilungsleiter des TV Herkenrath, Manfred Faber, war auch im Stadion. Auf die Gründe seines Rücktritts will er nicht angesprochen werden, berichtet nur von seinem Zutun zu diesem Event: „Bei den Anfangsverhandlungen war ich als Gast dabei.“

Timo Robrecht und Julian Hoogerwern als Platzordner hatten viel Arbeit, in den Block C nur zugelassene Gäste eintreten zu lassen, meisterten diese Aufgabe aber perfekt. Wenn auch der eine oder andere uneinsichtig war, sich gar als stellvertretender Bürgermeister ausgab.

Schon als die Profis zum Warmmachen einliefen, war die Freude unter den etwa 2100 Zuschauern groß. Außer Timo Horn, den angeschlagenen Marcel Risse, Yuya Osako und Nationalspieler Jonas Hector bot FC-Trainer Peter Stöger alle Profis auf. Neuzugang Tim Handwerker aus Bergisch Gladbach lief als Linksverteidiger auf.

Die Trainerbank des TV Herkenrath. Foto: Randow
Die Trainerbank des TV Herkenrath. Foto: Randow

Nach drei Minuten schon zeigte der TVH, dass er sich nicht verstecken wollte, tauchte Joshua Hauschke nach Vincent Geimers Flanke vor Keeper Thomas Kessler auf. Nur eine Minute später war Kessler schon wieder im Blickpunkt. Jasper Löffelsend hatte geschossen.

Als der große Regen kam, war die Sensation perfekt. Erneut tauchte der überragende Geimer links am Strafraum auf, fand in Löffelsend einen kongenialen Abnehmer. Nach dem 1:0 in der siebten Minute stand die Tribüne Kopf. Nach 14 Minuten war Geimer wieder der Schnellste. Seine Flanke klärte Pawel Olkowski zur Ecke. Verkehrte Fußball-Welt. Der Bundesligist stand gegen den Fünftligisten unter Druck.

Erste Pfiffe der FC-Fans, als Marco Höger und Artjoms Rudnevs ins Aus flanken, Jhon Córdoba den Ball gegen die starke Viererkette des TVH verliert. Nach 33 Minuten gleicht Sehrou Guirassy aus. Doch schon in der 43. Minute sorgt Löffelsend mit seinem zweiten Treffer zum 2:1 für Begeisterungsstürme. Kaum zu glauben. Der FC liegt zur Pause gegen den TVH zurück, die Sensation in der Luft.

TVH-Coach Kreuer bringt nach Wiederbeginn eine komplett neue Elf, die dem Bundesligist nicht den gleichen Widerstand bieten kann. Er erklärt: „Das war so abgesprochen. Es ist ein Fest für alle, das wir nicht immer haben. Am Ende haben wir auch noch Torwart Dominik Kauer und Maciek Gawlik, den Trainer unserer Reserve, gebracht als Dank für ihren Einsatz seit Jahren. Bei uns ist der Verein auch eine große Familie.“ Natürlich ist er begeistert von den ersten 45 Minuten: „Das war überragend, 2:1 gegen Profis zu führen. Ich nehme an, sie haben zur Pause eine Ansage bekommen. Aber auch mit der zweiten Hälfte bin ich zufrieden.“

Zufrieden sein konnten auch Schiri Cem Sayilgan und seine Assistenten Michael Kohling und Markus Meier, die die Partie exzellent über die Bühne brachten.

„Die Art und Weise, wie sie spielen, hat mir gefallen“, verteilte FC-Trainer Peter Stöger Lob an den Gegner. Mit den Seinen war er zur Pause höchst unzufrieden: „Das ist eine Frage der Einstellung. Ich habe bei der Ansprache nicht lange gebraucht. Ich bin zu lange dabei, als dass ich dieses noch nie erlebt hätte.“ Und auch die Caterer bekamen noch ein Lob: „Die Wurst ist richtig gut hier.“

Im zweiten Durchgang schaltete der FC etliche Gänge höher. In der 47. Minute scheiterte Athanasios Mentizis noch knapp, vergab das mögliche 3:1. Doch dann lief es standesgemäß. Keeper Andreas Kath konnte sich gegen Simon Zoller (53.) und Höger (69.) mit Glanzparaden noch auszeichnen. Gegen die weiteren Treffer von Rudnevs (56., 65., 76.), der zunächst per Strafstoß ausglich, Córdoba (60., 72.) und Olkowski (63.) war er machtlos. Der FC hat die Blamage abwenden können, der TVH sich den größten Respekt verdient.

TV Herkenrath: Brauer, Mbiyavanga, Retterath, Germerodt, Weis, Lanwer, Antoski, Geimer, Lo Iacono, Hauschke, Löffelsend (46. Kath, Schubert, Mentizis, Cremer, Rahn, Heinen, Mandrella, Schauer, Grazina, Aytekin Kanli, Celal Kanli, Kücüktiveli, Krükkert; 78. Kauer, Gawlik)

1. FC Köln: Kessler, Olkowski, Heintz, Maroh, Handwerker, Höger, Jojic, Bittencourt (46. Clemens), Rudnevs, Guirassy (46. Zoller), Córdoba

Aufrufe: 031.8.2017, 20:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Elli RiesingerAutor