„Es war von vornherein klar, dass, wenn nichts Gravierendes passiert, ich für mehrere Jahre zugesagt habe“, meinte Reutter auf Anfrage des „Gäubote“. Vor rund einem Jahr, als er überraschend im Trainer-Duo mit Markus Maier beim A-Ligisten SV Rohrau ausschied (wir berichteten), hatte er sich früh bereiterklärt, beim TV Gültstein, seinem Heimatverein, in verantwortlicher Position einzusteigen. In der Winterpause 2013/14 durchlebte der einstige Landesliga-Club eine harte Zeit. Schnell hatte sich unter der Führung von Gerhard Kegreiß und Gerd Wünsch als Trainer und verantwortlicher Spielleiter in Personalunion herausgestellt, dass eine Saison mit nur einer Mannschaft, also ohne Reserveteam, in der B-Liga kaum zu stemmen ist.
Der Verein stand ebenso vor dem Aus wie vor einigen Jahren der TSV Tailfingen oder die Sportfreunde Kayh. Auch diesen beiden Vereinen liefen die aus dem Ort stammenden Spieler in Scharen davon oder man hatte sie sukzessive über Jahre hinweg verloren. Nun erwischte es auch den TV Gültstein, der in den 60er-, 70er- und bis in die 80er Jahre hinein im Grunde die erste Fußball-Adresse im Gäu war, bis ihm der Rang von Clubs wie FC Gärtringen, VfL Herrenberg, TSV Hildrizhausen oder auch ein Jahrzehnt lang vom SV Deckenpfronn abgelaufen wurde. „Schlimmer geht’s nimmer“, kommentierte Gerhard Kegreiß im Nachhinein die Situation im Dezember 2013, als der Club ans Tabellenende der Kreisliga B IV, der sogenannten „Sicherheitsliga“, abgestürzt war. Daran änderte auch der sofortige Einstieg von Steffen Reutter zur Winterpause erst mal recht wenig.
Allerdings wurde hinter den Kulissen, nach außen hin kaum vernehmbar, eifrig gewerkelt. Bereits in der Winterpause trommelte Steffen Reutter die A- und B-Jugendlichen mitsamt den Eltern zusammen und stellte seine Konzeption vor. Auch dass mit Markus Krapf, der gesundheitsbedingt die Fußballstiefel an den Nagel hängen musste, und Kapitän Stefan Maier ein Trainerteam antrat, beeindruckte nicht nur Gerhard Kegreiß. „Damit war schon die Basis gelegt“, meinte der TVG-Abteilungsleiter, „denn bei den jungen Leuten ergibt sich fast täglich etwas Neues, da muss man permanent das Gespräch suchen.“ Das falle mit drei Trainern als Ansprechpartner, dazu noch Axel Hug als Betreuer und ihm als Abteilungsleiter viel leichter, als wenn ein Trainer immer nur allein dasteht. Kegreiß fällt ein Stein vom Herzen: „Die Mannschaft hat sich sportlich gesehen wieder gut etabliert.“ Reutter & Co. können auf 35 Spieler zurückgreifen. Mit über zehn Spielern aus dem älteren A-Jugendjahrgang, die zur kommenden Saison ins Aktivenlager wechseln werden, setzte sich das Gültsteiner Trainertrio gestern Abend zusammen. Kegreiß: „Für die nächsten anderthalb Jahre sind wir gut aufgestellt.“
Auch bei Steffen Reutter gibt es eine eindeutige Haltung, was mögliche Neuverpflichtungen angehe, um die sportlich eingeläutete Trendwende beim derzeitigen Tabellensiebten noch weiter zu verbessern: „Wir werden ganz klar auf unsere Jungs bauen.“ Mit jugendlichen Talenten, die aus Gültstein stammen und bei umliegenden Vereinen agieren, werde man dennoch in Kontakt bleiben. Denn, so Reutter, es könne sich immer wieder einmal eine Situation in berufs- oder studienbedingter Hinsicht ergeben, dass der eine oder andere höherklassig aktive Gültsteiner eventuell wieder für den Heimatverein interessant sein könnte. Mit Reutter haben auch Markus Krapf und Stefan Maier als Co-Trainer zugesagt.