2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Ich muss zwar lachen jetzt, aber, ganz ehrlich: so was habe ich noch nie erlebt": Adrian Buortesch. F: Zink
"Ich muss zwar lachen jetzt, aber, ganz ehrlich: so was habe ich noch nie erlebt": Adrian Buortesch. F: Zink

Rote Karte zerrissen: "Mannschaft war stocksauer auf ihn"

Auch einen Tag nach dem kuriosen Spielabbruch in der Kreisklasse 4 bewegt der Wutanfall eines Spielers die Gemüter

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Eigentlich war es eine ganz normale Gelb-Rote Karte. Erst ein Foul, dann eine Unsportlichkeit. Bis der Spieler kurzerhand zugriff, dem Schiedsrichter den Roten Karton aus der Hand nahm und ihn zerriss. So geschehen im Derby in der Kreisklasse 4 am Sonntag. Wir haben nochmal nachgefragt.

Irgendwie war es nicht das Wochenende der DJK Falke. Erst der ärgerliche Ausfall von Chris Gaab bei der Reserve – der Stürmer hat sich beim Aussteigen aus einem Taxi das Innenband gerissen. „Wir werden sehen wie lange ich ausfalle, ich plane allerdings jetzt schon intensiv meine Rehabilitation“, wird Gaab auf der Facebook-Seite von Falke zitiert. Dann noch der Spielabbruch bei der ersten Mannschaft, weil ein Gästespieler dem Schiedsrichter die Rote Karte aus der Hand nahm und zerriss. Zwei Kuriositäten aus der Kategorie Alltag im Amateurfußball, wobei man sich zumindest bei der zweiten fragt: Wie konnte es dazu kommen?

Ein Anruf bei Adrian Buortesch, dem Trainer des TV Glaishammer. „Wissen Sie“, fragt er, „wie viele Leute mich heute schon angerufen haben?“ Nein, muss er dann immer versichern, es gab keine Schlägerei, keine Tumulte beim wohl engsten Nachbarderby der Republik: beide Vereine trennt nur ein Gartenzaun. „Ich frage mich selber noch, wie es zu dieser Dummheit kommen konnte. Irgendwie ist das ganz blöd gelaufen“, sagt Bourtesch. Kann man so sagen.

41 Minuten waren gespielt, Falke führte mit 1:0, da wurde Falke auch noch ein Elfmeter zugesprochen. Alle bei Glaishammer, versichert Buortesch, fanden, die Entscheidung des Schiedsrichters war vertretbar. Nur einer nicht. Dieser Spieler hatte zuvor schon die Gelbe Karte gesehen.

„Jedenfalls“, erzählt sein Coach, „hat er versucht, die Gegner zu irritieren.“ Ob er, wie es bei Falke heißt, den Rasen am Elfmeterpunkt wild zertrat, oder, wie Bourtesch gesehen haben will, den Ball nur ein paar Zentimeter weiter stupste, lässt sich nicht rekonstruieren. „Jedenfalls“, erzählt Buortesch, „bekommt er Gelb-Rot. Und als der Schiri ihm Rot zeigt, schnappt er sich die Karte und zerreißt sie. Ich muss zwar lachen jetzt, aber, ganz ehrlich: so was habe ich noch nie erlebt.“

Doch, doch, sagt Manfred Zimmermann betont unaufgeregt und in bestem Nürnbergerisch, das hat es früher schon auch gegeben. „Die Karte aus der Hand nehmen und auf den Boden schmeißen, das ist gar nicht so selten.“ Nur das mit dem Zerreißen sei nicht gerade, nun ja, alltäglich. Das Urteil kann der Bezirkssportgerichtsvorsitzende in etwa vorwegnehmen: „Acht Spiele für das Auslösen eines Spielabbruchs, nochmal zwei bis vier wegen der Unsportlichkeit.“

Sofort entschuldigt

Adrian Buortesch findet, jede Strafe, auch finanziell, sei berechtigt. „Die wird der Spieler übernehmen“, sagt er. In die Mannschaftskasse hat der Übeltäter außerdem 200 Euro zu zahlen. „Die ganze Mannschaft war ja stocksauer auf den.“ Einige wollten, dass der Trainer ihn auf der Stelle rauswirft, sogar sein bester Freund, der Kapitän. „Aber er hat sich gleich in der Kabine entschuldigt“, versichert Buortesch. Auch in die Schiedsrichter-Umkleide sei er gegangen. „Er weiß, dass das nicht korrekt war, er kann es sich nicht erklären, wie es dazu kommen konnte. Er spricht von einem Blackout.“

Nur das mit dem Spielabbruch kann Adrian Buortesch nicht verstehen. „Wir hätten dem Schiri doch bis Spielschluss eine andere Karte leihen können.“

Aufrufe: 018.4.2016, 15:01 Uhr
Christoph Benesch (Nürnberger Nachrichten)Autor