2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Alexander Fischer

Saisonabbruch - der Eindruck verfestigt sich

Auch bei den drei Videokonferenzen der Bezirksligisten am Donnerstag bestätigte sich das Bild von Montag und Mittwoch aus der Ober- und den Landesligen

In dieser Woche hat sich der Fußballverband Niederrhein ein intensives Meinungsbild seiner Vereine eingeholt, wie es mit der aktuell noch unterbrochenen Saison 2019/20 aufgrund der Corona-Krise weiter gehen soll. Nachdem sich die Ober- und Landesliga-Vertreter bereits deutlich für einen Saisonabbruch ausgesprochen hatten, fiel auch das Bild in den sechs Bezirksligisten, zu denen drei getrennte Videoschalten vom FVN organisiert wurden, klar aus. 87 Prozent der Vereine, die teilgenommen haben, sind pro Saison-Abbruch.

Den Auftakt machten am späten Nachmittag die Gruppen 1 und 2. Einer der Vereine, die in Gruppe 1 lange um den Aufstieg mitgespielt haben, ist der FC Büderich. Sollte die Saison fortgesetzt werden, wäre Platz zwei, der die Chance in der Relegation bedeuten würden, bei drei Punkten Rückstand auch eindeutig noch in Reichweite. Doch das ändert nichts daran, dass auch die Position der FCB klar ist. "Uns fällt es natürlich schwer, aufgrund der Tabellensituation, die Saison abzubrechen, aber wir halten eine Fortsetzung der aktuellen Saison für nicht mehr praktikabel. Es sollte keine Absteiger und nur Aufsteiger geben. Man sollte die Ligen um Gruppen erweitern, um mit weniger Mannschaften flexibler zu bleiben, da man nicht weiß, wann der Spielbetrieb wieder startet", sagt Büderichs Vorsitzender Benedikt Niesen.

Aus Gruppe 1 waren von 17 anwesenden Vereinen letztlich 13 für einen Saisonabbruch, aus Gruppe 2 gar 12 von 13 Vereinen, die mit dabei waren. "Ich glaube, es gibt keine richtige Lösung. Es ist aus unserer Sicht, als Aufsteiger mit acht Punkten Vorsprung natürlich leicht zu sagen, dass man das Saisonziel erreicht hat, wenn man so nun drin bleibt. Aber wenn ich Wülfrath, Ronsdorf oder Union Velbert sehe, also die Teams, die reelle Chancen auf den Aufstieg haben, dann haben die viel mehr getan, auch finanziell, um da oben zu stehen. Am Abbruch wird wohl kein Weg vorbei führen. Aber man muss genau überlegen, wie man das nun löst. Es wäre aus meiner Sicht schon fair, wenn es keine Absteiger gibt, und auch aufsteigen sollte jemand", erklärt Tassilo Rabe als Sportlicher Leiter des VfB Marathon Remscheid.

Gruppe 3 und 4: Mehr Staffeln, kürzere Wege, Kosten sparen

Es folgte die Besprechung der Gruppen 3 und 4, an der etwa Viktoria Goch teilnahm. Ein anderes Bild zeichnet auch Trainer Daniel Beine nicht, der das Team in der Winterpause in Gruppe 4 übernahm und längst noch nicht so viel spielen durfte, wie er das gerne schon getan hätte. "Die Mehrzahl war natürlich auch bei uns für einen Abbruch ohne Absteiger, bei dem dann zwei Mannschaften in die Landesliga aufsteigen würden", erklärt Beine - eine Lösung, die aufgrund der sonst anfallenden Relegationsspiele nahe liegt und die dann möglich wäre, sollte etwa das Modell mit einer dritten Landesliga in Erwägung gezogen werden. "Das würde dann für die Vereine kürzere Anfahrten und damit in der erwartet schwierigen Situation auch reduzierte Kosten bedeuten. Nur ganz wenige waren dafür, doch noch irgendwann weiter zu spielen, so hätten wir einen klaren Cut und könnten besser planen."

Genau gesagt waren aus Gruppe 4 alle 14 teilnehmenden Klubs für einen Abbruch, aus Gruppe 3 waren es letztlich 11 von 14 Vereinen. Zu den elf Klubs gehört auch der SSV Grefrath. "Da ich am Saisonende den Verein verlasse, würde ich mir fraglos auch einen anderen Ausgang wünschen, auch die Jungs hätten gerne noch gespielt. Aber es macht keinen Sinn, auf eine Fortsetzung zu hoffen. Die Idee, die Landes- und Bezirksliga um eine Staffel zu ergänzen, halte ich für den richtigen Weg. Wir standen im vorigen März zehn Punkte hinter dem Relegationsplatz und haben uns noch gerettet. Deshalb freue ich mich auch für jeden, der nicht absteigen muss", sagt Grefraths Trainer Klaus Ernst.

Gruppen 5 und 6: "Wir begrüßen den Weg"

Auch vor der dritten Konferenz am Abend war für viele Vereine die Stoßrichtung im Vorfeld bereits klar, so etwa in Gruppe 5 für die DJK Sportfreunde Lowick. "Ein Abbruch ohne Absteiger ist aus unserer Sicht sportlich am fairsten. Es macht auch keinen Sinn, kurz- oder mittelfristig mit dem Spielbetrieb wieder zu beginnen. Politisch und gesundheitlich, unter Hygiene und Abstandsbedingungen, ist das sicherlich auch nicht gewollt. Wir würden es begrüßen, wenn wir zumindest in kleinen Schritten wieder in absehbarer Zeit mit dem Trainingsbetrieb beginnen können. Wir sind uns hier im gesamten Fußballvorstand sowie Hauptvorstand einig", sagt Jan Biermann, der Teammanager der DJK. "Wie man dies umsetzen kann, ob die Hinrundentabelle oder die aktuelle Tabelle gewertet wird, sollte dann im nächsten Step geklärt werden. Natürlich kann man nicht alle zu 100 Prozent glücklich machen. Aber es ist doch auch sehr positiv anzumerken, dass der Verband hier alle Vereine an den Tisch holt und sich an der Basis auch die Meinung einholt. Wir begrüßen den Weg." In Gruppe 5 ist der Aufstiegskampf von allen Bezirksliga-Gruppen am spannendsten. So ist auch Viktoria Buchholz auf Platz vier noch aussichtsreich im Rennen, auch wenn das jetzt wohl nicht mehr hilft. "Wir sind für einen Abbruch der Saison mit zwei Aufsteigern nach einer Quotientenregelung. Wir werden alle Entscheidungen, die der Verband trifft, akzeptieren und respektieren, trotz der aussichtsreichen Tabellensituation", sagt Trainer Maik Sauer und dokumentiert damit die unter den Vereinen in dieser Lage allenthalben zu beobachtende Solidarität. 14 von 16 teilnehmenden Klubs waren in Gruppe 5 für den Abbruch.

Ähnlich sah es auch in Gruppe 6 aus, wo sich 15 von 17 Teams für ein Ende der Saison aussprachen. "Die Videokonferenz des FVN mit den Bezirksliga-Vertretern ist hervorragend verlaufen und hat ein sehr einvernehmliches Bild für einen Abbruch ohne Absteiger abgegeben. Besonders beeindruckt hat mich die Solidarität unter den Vereinen. Wir hoffen, der Fußball geht gestärkt aus dieser Krise hervor", erklärt Carsten Isenberg als Trainer von TuSEM Essen. Und das solidarische Bild verfestigt sich: Eine erdrückende Mehrheit ist für den Abbruch der laufenden Saison - eine Lösung, die sicher niemand gerne für die beste hält.

Aufrufe: 023.4.2020, 21:22 Uhr
Sascha KöppenAutor