2024-04-16T09:15:35.043Z

Relegation
Fangt mich: Nach seinem alles entscheidenden Elfmeter gab es für Hasan Deniz und seine Zevener Teamkollegen kein Halten mehr. Foto Brinkmann
Fangt mich: Nach seinem alles entscheidenden Elfmeter gab es für Hasan Deniz und seine Zevener Teamkollegen kein Halten mehr. Foto Brinkmann

Zeven gewinnt das Elfmeterdrama

Mickelat-Team zieht mit 7:6 nach Elfmeterschießen ins Endspiel um den Landesliga-Aufstieg ein - Stinstedt feiert starke Saison

Ein Drama, wie für ein griechisches Amphitheater gemacht - in drei Akten, unweigerlich auf den Höhepunkt zusteuernd und mit strahlenden Siegern und tapferen Verlierern lieferten sich die beiden Vizemeister der Bezirksligen 3 und 4, der TuS Zeven und die SG Stinstedt, am Sonnabendnachmittag in Bremervörde. Am Ende eines zu jeder Zeit spannenden und über weite Strecken hochklassigen Spiels zogen die Zevener durch einen 7:6-Sieg im Elfmeterschießen zwar noch nicht in den Olymp ein, sie stehen aber an dessen Toren: Das Team von Spielertrainer Björn Mickelat spielt nächste Woche um den Landesliga-Aufstieg.

Prolog: Die Ausgangssituation

Der Aufstieg in die Landesliga war vor der Saison weder für den TuS Zeven noch für die SG Stinstedt das Ziel gewesen. Eine gute Rolle wollten beide Teams in ihren Bezirksligen spielen. Am Ende wurde es deutlich mehr. Die Vizemeisterschaft und die damit verbundene Teilnahme an der Aufstiegsrelegation waren der verdiente Lohn einer tollen Saison, sowohl für die von Björn Mickelat trainierten Zevener als auch für Stefan Gehlhaars Stinstedter."Alles, was jetzt kommt, ist Bonus", sagte Gehlhaar noch vor dem Spiel.

Der erste Akt: Die reguläre Spielzeit

Und genau so ging seine Mannschaft auch die Anfangsphase an. Ohne Druck spielte Stinstedt mutig nach vorne, hatte schon nach einer Minute und nach fünf Minuten die ersten guten Möglichkeiten durch Marvin Behrens und wurde dann doch kalt erwischt, als Björn Mickelat seine ganze Klasse zeigte und mit einem Sonntagsschuss per Dropkick aus 18 Metern flach ins von Markus Böttcher gehütete Tor traf (7.)

In der Folge entwickelte sich ein munteres Spiel mit großen Chancen auf beiden Seiten. Vor allem Stinstedts Oliver Grabbert (20., 21, 35.) ließ gute Möglichkeiten liegen, jubelte dann aber trotzdem mit Behrens, der in der 27. Minute einen Handelfmeter sicher zum Ausgleich verwandelte. Zevens Jan-Niklas Leschniok war der Ball zuvor nach einem satten Stinstedter Freistoß im Strafraum an die Hand geprallt. Zeven ließ sich aber nicht lange beeindrucken, Mickelat scheiterte mit einem Seitfallzieher am sensationell reagierenden Böttcher (40.), Grabbert mit einem Kopfball am ebenso starken Hastedt (45.)

Auch in der zweiten Halbzeit hielten sich beide Teams nicht lange mit taktischem Geplänkel auf und spielten mit offenem Visier. Mickelat (53., 84.) und Maurin Rädiger (85.) für Zeven sowie Nils Onken (56., 87.), Eduard Krüger (60.) und Behrens (61.) für Stinstedt konnten ihre teilweise hochkarätigen Chancen aber nicht nutzen und scheiterten ein ums andere Mal auch an den beiden Torhütern Frank Hastedt und Böttcher. Das Spiel blieb ohne Tore in Durchgang zwei: Verlängerung

Der zweite Akt: Die Verlängerung

Die 90 kräftezehrenden Minuten bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen merkte man beiden Teams an, die Konzentration ließ nach und jeder Sprint geriet zum kaum zu meisternden Kraftakt. Trotzdem bissen die Spieler auf die Zähne. Der TuS hätte per Mickelat-Freistoß (96.) oder nach tollem Solo-Lauf von Thierno Diallo (108.) das goldene Tor machen können, die SG hatte durch Behrens (96., 104., 111.) noch beste Möglichkeiten. Aber hüben wie drüben fand kein Ball den Weg ins Tor. Und so nahm das Drama seinen Lauf, das Elfmeterschießen musste die finale Entscheidung bringen.

Der dritte Akt: Das Elfmeterschießen

Und das begann mit einem Paukenschlag, als Stinstedts Schütze vom Dienst, Torjäger Marvin Behrens, gleich beim ersten Versuch an Hastedt scheiterte. Doch auch der erste Schütze auf Zevener Seite machte es nicht besser: bei Leschnioks Schuss war Böttcher schnell unten und parierte gekonnt. Wie man es besser macht, zeigten dann David Bergmann, Thorben Aufderheide, Benhamin Neif und Dustin Harrer auf Stinstedter Seite und Mickelat, Tobias Mannke, Kai Wennholz sowie Lars Brand für die Zevener. Sie alle verwandelten sicher und ließen den Torhütern keine Chance. Um die Spannung bei den 304 Zuschauern und unter den Teams bis ins Unendliche zu steigern, musste der Sieger im K.o-Schießen gefunden werden. Marcel Wessel hielt für Stinstedt dem Druck Stand, ebenso Arne Wülpern auf Zevener Seite, doch bei Krügers Schuss in die rechte untere Ecke war Hastedt zur Stelle und sicherte den Vorteil für den TuS. Hasan Deniz übernahm die Verantwortung, lief an und jagte den Ball in die Maschen. Schluss, Aus , Vorbei. Zeven zieht triumphal ins Endspiel um den Landesliga-Aufstieg (Sonnabend, 13. Juni, 17.30 Uhr, in Moisburg) gegen MTV Borstel-Sangenstedt (2:1 gegen SV Ilmenau) ein, für Stinstedt ist die Saison vorbei.

Epilog: Auch die Verlierer feiern

Zeit zum Trauern blieb für die Verlierer aber kaum. Denn die über die gesamte Spieldauer lautstarken Anhänger reagierten mit großem Applaus, Jubel und Sprechchören auf die knappe Niederlage. Und so feierte auch die SG - zwar nicht den Einzug ins Entscheidungsspiel, wohl aber die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte und die Leistung der Mannschaft. Und auch Trainer Stefan Gehlhaar fand nur lobende Worte: "Ich bin so stolz auf mein Team und kann den Jungs absolut keinen Vorwurf machen. Sie haben super gekämpft und gespielt. Am Ende hat das Glück entschieden. Dass die Jungs jetzt trotzdem feiern, zeigt ,wie wir dieses Spiel angegangen sind - als Erlebnis, ohne Druck. Die Spieler haben sich das verdient. Jetzt wird gefeiert, nächstes Jahr greifen wir wieder an."


Strahlende Verlierer: Auch die SG Stinstedt feierte nach Spielschluss - zwar nicht den Sieg, aber das
Ende einer erfolgreichen Saison. F: Brinkmann / Paasch

Die Zevener feierten auch, aber bedächtiger. Ihr Saisonausklang ist nach dem Sieg um eine weitere Woche nach hinten verschoben. Sie haben ihr lange Zeit nie für möglich gehaltenes Endspiel. "Der Wahnsinn. Das ist ja irre. Wir waren eigentlich schon tot, jetzt spielen wir um die Landesliga. Die Jungs haben einen Riesenjob gemacht. Stinstedt war der gleichstarke Gegner, den wir erwartet haben. Das, was die Teams hier heute abgeliefert haben, war den Eintritt wert und Werbung für den Bezirksliga-Fußball. Aber dieses Nervenspiel. Ich kann das nicht mehr...", so ein strahlender und sichtlich erleichterter Spielertrainer Björn Mickelat nach dem Spiel.

Aufrufe: 07.6.2015, 11:36 Uhr
FuPa Lüneburg / Dennis PaaschAutor