2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Der Papa ist „nur“ der Assistent

Beim Frauen-Regionalligisten TuS Wörrstadt hat Jessica Wissmann mit ihrem Vater idealen Co-Trainer gefunden

WÖRRSTADT - Ein Herz und eine Seele, kreatives Tandem oder einfach nur Tochter und Vater – es gibt viele Beschreibungen, die auf das Trainer-Team vom Frauenfußball-Regionalligisten TuS Wörrstadt passen. Fakt jedenfalls ist: Jessica Wissmann und Rainer Wissmann bilden im Südwestdeutschen Fußballverband eine Rarität. Nur in wenigen Vereinen verantworten Kind und Papa gemeinsam die sportlichen Geschicke einer Mannschaft.

Dabei wirken die Verhältnisse ungewöhnlich: Denn in Wörrstadt spielt nicht Papa Wissmann (51) die erste Geige, sondern Tochter Jessica (26). Sie ist die Cheftrainerin, er ihr Assistent.

Die familieninterne Allianz ist noch gar nicht so alt. Erst Anfang der Runde gesellte sich Rainer Wissmann an die Seite seiner Tochter, die sich schon länger bei TuS Wörrstadt als Spielertrainerin engagiert. „Er war mein absoluter Wunschkandidat“, berichtet die ehemalige SWFV-Auswahlspielerin. Seine „Ruhe und Ausgeglichenheit“ hält sie für wichtige Attribute, um eine Frauenmannschaft zu trainieren.

Rainer Wissmann verzichtet auf sein „Sabbatjahr“

Auf die Anfrage seiner Tochter musste sich der Vater auch nicht zweimal bitten lassen. Zwar wollte er nach sechs intensiven Jahren als Trainer von TuS Framersheim „ein Sabbatjahr einlegen“, wie er selbst sagt. „Doch da habe ich die Rechnung ohne meine Tochter gemacht“, sagt der Monteur mit einem Lachen. Denn obwohl es sein Plan nicht vorsah, steht er gerne an der Seite seines Kindes. „Wenn irgendetwas ist, dann kriegt sie immer meine volle Unterstützung.“ Zudem nutzt er – man höre und staune – die Gelegenheit, um von seiner Tochter zu lernen.

Durch ihre dreijährige Tätigkeit beim Zweitligisten 1.FC Kaiserslautern verfüge die TuS-Spielertrainerin über einen enormen Wissensschatz. Verantwortlich für das Athletik- und Rehatraining, den Bereich der Leistungsdiagnostik und als Trainerin im Juniorenbereich hat Wissmann in der Pfalz wertvolle Erfahrungen gesammelt. Aber auch umgekehrt erhofft sich die Tochter, vom riesigen Fundus ihres Vaters zu profitieren.

Im Grunde genommen ist es ein „Geben und Nehmen“, beschreibt die Tochter. Selbstredend sind die Aufgaben des Duos klar verteilt. „Die Hauptverantwortung trägt Jessica“ und der Vater ist eher derjenige, der ihr den Rücken freihält. Und am Wochenende ermöglicht er es ihr, sich rein auf das Fußballerische zu konzentrieren. Da ist er der Chef an der Linie, gibt die Kommandos und übernimmt Ein- und Auswechslungen. „Ich vertraue ihm da blind“, betont Jessica Wissmann.

Sie selbst sieht sich eben auch noch in einem Reifeprozess. „Ich will nie stehen bleiben“, erklärt die 26-Jährige, die in der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey im Bereich der Sporttherapie tätig ist. Sie ist getrieben von einem großen Ehrgeiz und weiß auch „genau, was sie will und wo sie hin will“, beschreibt der stolze Vater. Das habe sich schon durch ihr gesamtes Leben gezogen. Unter anderem das erfolgreich absolvierte Abitur sowie das abgeschlossene Sport-Studium seien angepeilte Meilensteine gewesen. Im Fußball, so die Tochter, könne sie sich gut und gerne auch einen Trainerjob in der Frauen-Bundesliga vorstellen. Ob sie der Papa auch dahin begleiten würde? Eine spannende Frage, die von der Zukunft beantwortet werden wird.

Aufrufe: 023.9.2017, 20:00 Uhr
Nico Brunetti und Claus RosenbergAutor