2024-03-28T15:56:44.387Z

Vereinstreue
Beim TuS Wörrstadt spielt unser nächster Vereinstreuer: Michael Erdmann (rot) ist seit über 30 Jahren beim TuS.
Beim TuS Wörrstadt spielt unser nächster Vereinstreuer: Michael Erdmann (rot) ist seit über 30 Jahren beim TuS.

Den TuS Wörrstadt auf dem Hintern tätowiert?!

Serie: Michael Erdmann ist in seinem Verein ein echtes Urgestein

Wörrstadt. Wer seit 35 Jahren (fast) ununterbrochen in einem Verein spielt, der dürfte zurecht in dieser Serie Platz finden – Der 48-jährige Michael Erdmann ist dem TuS Wörrstadt seit inzwischen weit über drei Jahrzehnten treu und noch immer bei den Aktiven dabei – Respekt!

Zwei Meisterschaften in der B-Klasse Alzey-Worms und die damit verbundenen Aufstiege in die A-Klasse nennt er neben einigen „engen Relegationsspielen“ seine Highlights in all den Jahren. Doch dann fällt ihm noch etwas ein. „Ich habe mal mit einer Schornsheimer Auswahlmannschaft gegen den 1. FSV Mainz 05, damals noch unter Wolfgang Frank, gespielt. Wir haben zwar standesgemäß 2:7 verloren, aber ich habe beide Tore geschossen“, erinnert sich Erdmann stolz. Im Laufe der Jahre hat er in Wörrstadt schon einige Positionen bekleidet, vorwiegend ist er derzeit im defensiven Mittelfeld unterwegs. „Aber ich habe in dieser Saison auch schon dreimal als Rechtsaußen gespielt“, sagt der Allrounder mit dem „Ehrgeiz, überall hinzurennen“.

Vom Turnen zum Fußball

Wie alles anfing, erklärt Erdmann so: „Mit acht, neun Jahren bin ich beim TuS turnen gegangen. Als ich 13 war, wurden mein Zwillingsbruder und ich gefragt, ob wir nicht mal Fußball spielen wollen. Dabei bin ich bis heute geblieben.“ Abgesehen von einem einjährigen Intermezzo beim TSV Gau-Odernheim kickt der Wörrstädter seitdem für seinen Heimatverein. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich hier zuhause bin, und bin deshalb schnell zurückgekehrt“, sagt der Routinier, der bereits einige Anfragen aus höheren Ligen abgeblockt hat, „weil mir für häufigeres Training einfach die Zeit fehlt.“ Schließlich arbeitet Erdmann „seit 27 Jahren“ in drei Schichten und hat eine Familie mit drei Kindern – da bleibt wenig Zeit für (noch) mehr Fußball.

Wer 35 Jahre lang aktiv ist, hat viele Veränderungen im Amateurfußball erlebt, so auch Michael Erdmann. „Zum einen ist die Kameradschaft nicht mehr so ausgeprägt wie früher“, stellt er fest und muss gleichzeitig eingestehen, wegen vieler Spätschichten im Beruf selbst wenig Zeit für Unternehmungen mit der Mannschaft zu haben, „zum anderen sind die jüngeren Spieler nicht mehr so zuverlässig wie früher.“ Theoretisch könne der TuS Wörrstadt zwei Mannschaften stellen, aber „sonntags kommen viele einfach nicht, weil sie keine Lust haben oder vom Vorabend noch ,krank‘ sind“, berichtet der 48-Jährige ernüchtert und fügt an: „Wer früher nicht gespurt hat, hatte nicht einmal die Chance, bei der „Zweiten“ auf der Bank zu sitzen. Heute ist an so etwas nicht zu denken.“ Natürlich versuche er, auf die betroffenen Spieler einzuwirken, allerdings mit wechselhaftem Erfolg: „Manche haben sich danach mehr reingehängt, aber viele wollen einfach nicht.“

Wunsch nach Rückkehr des Liberos

Auch taktisch sieht Erdmann vieles, das während seiner fußballerischen Anfänge anders war. „Heute wird viel weniger gedribbelt, der Ball wird mehr laufen gelassen“, konstatiert er. Mit dem „neuen Spielsystem Viererkette“ ist der Team-Älteste noch immer nicht ganz warm geworden: „In unteren Klassen sind die Verteidiger oft eher langsam, da täte es gut, weiterhin einen Libero zu haben, der hinten absichert“, findet er und begrüßt es sehr, dass seine Wörrstädter gegen starke Gegner diese in den höchsten deutschen Ligen längst ausgestorbene taktische Variante gelegentlich praktizieren.

Erdmann, der in einer Saison einmal als Stürmer 33 Tore für die Wörrstädter erzielte, fühlt sich „vom Körper her noch recht fit für ein paar Jahre“. Nicht zuletzt, da er, als es sein Beruf ermöglichte, schon einige Male als Trainer im Verein ausgeholfen hat, wird er regelmäßig gefragt, ob er sich ein solches Engagement nach Ende seiner Laufbahn vorstellen kann. „Aber das kann ich noch nicht sagen. Wichtig ist, dass ich neben dem Job genug Zeit für die Familie hab“, betont der Vater zweier Söhne (4 und 21) sowie einer Tochter (17).

Viele Trainer - viele Handschriften

Seinen ältesten Sprössling hat Erdmann sogar schon beim TuS trainiert. Dass er dabei nicht als „harter Hund“ agiert hat, dürfte als sicher gelten. Schließlich deutet er an, dass er nicht jede Handschrift der vielen Trainer, die er in 35 Jahren miterlebt hat, als richtig empfunden hat: „Wenn wir zu hart trainieren mussten, hat man das im Spiel gemerkt.“ Auch von Straftraining hält der Wörrstädter wenig. Die Arbeitsweise seines aktuellen Coachs Ralf Stichtenoth hingegen empfindet er als erfolgsversprechend:„Er ist einer wie Jürgen Klopp. Bei ihm spielt immer die stärkste Elf, auch wenn jemand im Training mal ausnahmsweise nicht die volle Leistung gebracht hat.“

Wer, wenn nicht Michael Erdmann, sollte wissen, was gut für sein Team ist. Schließlich ist er schon so lange dabei, dass viele Schiedsrichter ihn erkennen, „ohne sich umzudrehen“. Vor wenigen Wochen hörte der Vereinstreue dann sogar von einem Unparteiischen folgenden Satz: „Du hast dir den TuS Wörrstadt ja echt auf den Arsch tätowiert.“ Michael Erdmann wird das sicherlich als Lob verstanden haben.

Aufrufe: 02.9.2014, 06:00 Uhr
Stephan ThalmannAutor