2024-04-25T08:06:26.759Z

Querpass
Nach der Rechnung von Fußball-Verbandspräsident Walter Desch könnte am 18. April wieder um Punkte gespielt werden.
Nach der Rechnung von Fußball-Verbandspräsident Walter Desch könnte am 18. April wieder um Punkte gespielt werden. – Foto: Timo Babic

Mit dem Neustart sind viele Fragen verbunden

Einiges soll ab Montag im Vereinssport wieder möglich sein. Noch gibt es aber Unklarheiten. In der Fußball-Oberliga bahnt sich unterdessen eine neue Lösung an, um die Saison zu Ende zu bringen. 

Der Amateursport kann nach den jüngsten Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz wieder in größerem Stil loslegen. Bevor ab Montag Gruppen auf Sportanlagen zusammen kommen können, gibt es unter den Vereinen aber noch einige Unsicherheiten, während Walter Desch mit dem neuen Stand aber erst einmal zufrieden ist: Als Vizepräsident für Breitensport und Sportentwicklung des Sportbundes und Chef des Fußballverbandes Rheinland (FVR) hat er am Donnerstag an einer Videoschalte mit Innenminister Roger Lewentz teilgenommen. Dabei habe er die Erkenntnis gewonnen, dass „auch der Minister an praxisnahen Lösungen sehr interessiert ist“. Wie genau die Vorgaben in der aktualisierten rheinland-pfälzischen Corona-Bekämpfungsverordnung aussehen, stand bei Redaktionsschluss am Freitagabend noch nicht fest.

Der FVR-Präsident sieht sein ursprünglich formuliertes Ziel, Anfang März wieder auf den Platz zu dürfen, aber bereits als erfüllt an: Ab Montag können bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz im Land von unter 50 Neuinfektionen pro 100 000 Menschen wieder bis zu zehn Erwachsene in kleinen Gruppen unter freiem Himmel kontaktfrei Sport treiben – steigt die Inzidenz in Städten oder Landkreisen, sollen die Schritte zur Normalität wieder regional zurückgenommen werden.

„Es können auf der linken Platzhälfte zehn Fußballer sein, auf der rechten Hälfte zehn und an der Sprunggrube noch mal zehn. Wichtig ist, dass die Gruppen voneinander getrennt sind“, weiß Desch. Bis zu 20 Kinder und Jugendliche im Alter von maximal 14 Jahren dürfen nun sogar wieder ran. „Torschuss, flanken und Kopfbälle gehen – nur halt keine Zweikämpfe“, so Desch weiter.

In einem weiteren Schritt könnten bei einer stabilen Inzidenz von unter 50 nach weiteren 14 Tagen auch etwa wieder normales Mannschaftstraining im Fußball sowie kontaktloser Sport im Innenbereich wie Turnen ermöglicht werden. Frühestens ab 5. April soll bei gleichbleibenden oder sinkenden Werten zudem Kontaktsport in der Halle wieder erlaubt sein, also Teamtraining im Handball oder Basketball.

Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 kann ab Montag zumindest „Außensport mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten und kontaktfreier Sport in Gruppen von bis zu 20 Kindern bis 14 Jahren im Außenbereich“ ermöglicht werden, wie es in den neuen Bestimmungen heißt.

Bleiben die Inzidenzen auf einem niedrigen Niveau, soll nach einer vierwöchigen Vorbereitungszeit Mitte April wieder um Punkte gekämpft werden. „Dann können wir neben dem Pokal auch die Hinrunden überall noch fertigspielen“, ist Desch überzeugt. Eine Befragung der Vereine, die ursprünglich geplant war, soll es nach derzeitigem Stand doch nicht geben: „So, wie es aussieht, kriegen wir das bis Ende Juni ohne allzu große Klimmzüge hin.“

Doch die große Unsicherheit liegt in der zum Teil auch im Land sehr unterschiedlich hohen Inzidenz, die durch die nun massenhaft durchgeführten Schnelltests wohl noch einmal zusätzlich an Dynamik gewinnt. Darauf weist auch Michael Häb, Trainer des Rheinlandligisten SG Ellscheid, hin: "Im Kreis Altenkirchen liegt die Inzidenz zum Beispiel bei über 100. Die Mannschaften dort könnten ab Montag noch gar nicht trainieren - und aufgrund der Vorgabe, dass die Inzidenz stabil klar niedriger liegen muss, dürfen sie das so schnell auch noch nicht. Unter diesen Voraussetzungen kann die Saison nicht fair zu Ende gebracht werden. Damit muss sie abgebrochen werden. Ich fände es hirnrissig, zu spielen. Man sollte den Fokus in den nächsten ein, zwei Monaten noch auf andere Sachen legen als den Fußball."

Und es gibt noch weitere Unklarheiten: Sollte die Inzidenz über 50 liegen, wäre ab 22. März zunächst ein tagesaktueller, negativer Corona-Test nötig, um gemeinsam trainieren zu können „Wer kontrolliert das, und wer kommt da für die Kosten auf?“ Diese Frage stellt sich Harald Emmrich, Präsident des 1650 Mitglieder fassenden Mehrspartenvereins („Vor Corona hatten wir 100 mehr.“) TuS Mosella Schweich. Viele der zwölf Abteilungen seien noch zurückhaltend. Die Fußballer würden aber gerne so schnell wie möglich loslegen, und auch die Cheerleader sowie die Leichtathleten planen kurzfristig eine Rückkehr auf den Platz.

Über die Öffnung ihrer Anlage kann die Mosella in Eigenregie entscheiden. Meist obliegt es aber der Kommune (Kreis/Stadt/Gemeinde) als Träger, das Areal freizugeben. Ob das schon bis Montag der Fall sein wird, war in vielen Fällen bis Freitagabend offen. Von der Stadt Trier hieß es etwa auf TV-Anfrage: „Solange wir die neue Landesverordnung nicht kennen, können wir nichts Detailliertes sagen, geschweige denn veranlassen.“

Was den möglichen Zugang zum Gruppensport mit Schnelltest angeht, sehen sie beim Wittlicher Turnverein (WTV) in der tatsächlichen Durchführung große Schwierigkeiten – alleine aus praktischen Gründen, wie Geschäftsführerin Petra Thetard aufzeigt: „In den kommunalen Hygienevorschriften ist zum einen genügend Zeit für einen Wechsel der einzelnen Sportgruppen einzuplanen. Hinzu kommen Hände- und Gerätedesinfektion und das Führen von Kontaktnachverfolgungslisten. All dies verkürzt die Trainingszeit bereits erheblich. Wenn jetzt noch Schnell- oder Selbsttests durchzuführen wären, braucht man mit dem Training gar nicht erst anzufangen. Außerdem stünde der finanzielle Aufwand für einen gemeinnützigen Verein in keiner Relation. Andererseits von einem Freizeitsportler zu erwarten, dass er sich vor jeder Trainingseinheit auf eigene Kosten selbst testet beziehungsweise sich zu einer Teststation begibt, erscheint wenig realistisch.“

Beim WTV wollten sie nicht warten, bis die Kommune die Außensportanlagen öffnet. Deshalb hat man neben Online-Kursen auch für andere Alternativen gesorgt: „Unsere Angebote für Kinder ab sechs Jahren sind im Wald, auf Wegen und auf Plätzen geplant. Ebenso bieten wir für Erwachsene ein Wald-Workout an. Auch geführte Wanderungen in der Heimat stehen auf dem Programm.“ Ein Dutzend Abteilungen hat der WTV. Hinzu kommen der Rehasport und Kurse. Den Mitgliederverlust in einem Jahr beziffert Thetard um rund 130. Aktuell gehören dem Verein noch 900 Personen an.

Beim FSV Trier-Tarforst wollen sie nach Angaben des Vorsitzenden Werner Gorges „schnellstmöglich Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen in kleinen Gruppen ermöglichen – vorausgesetzt, die Stadt gibt grünes Licht“. Gleichzeitig macht er klar, dass Gesundheitsschutz an erster Stelle stehe: „Auf gar keinen Fall wollen auch wir unsere Mitglieder und Übungsleiter einem Risiko aussetzen.“ Ab 22. März sollen bei stabil niedriger Inzidenzlage Hallenangebote wie Tennis und Badminton folgen. Hoch im Kurs stehen auch beim FSV neben Onlinekursen Außen­angebote, wie Laufen und Walking. Insgesamt sieht Gorges im Verein, bei dem gut 1440 Mitglieder (60 weniger als vor gut einem Jahr) auf 14 Abteilungen verteilt sind, „die Situation als Betreiber eines vereinseigenen Sportzentrums sehr schwierig: „Für uns sind die Monate Oktober bis April die einnahmestärkste Zeit in den Hallensportarten Tennis und Badminton.“

Der Re-Start ist bei den Fußballern von Eintracht Trier an die große Hoffnung geknüpft, die so gut begonnene und seit Ende Oktober unterbrochene Saison in der Nordgruppe der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar erfolgreich abzuschließen und in die Regionalliga aufsteigen zu können. Mitte April, davon geht FVR-Präsident Desch aus, könnte ab der fünften Liga abwärts dann wieder um Punkte gekämpft werden.

Vereine, die über weniger professionelle Strukturen wie der frühere Zweitligist von der Mosel verfügen, präferieren mittlerweile einen Abbruch, weil die Belastung in wenigen Wochen bis zum hier vorgesehenen Saisonende zu hoch sei. Inzwischen wird laut Desch über eine weitere Modus-Änderung in der Oberliga nachgedacht: Demnach gibt es neben der Variante, in den beiden Staffeln die Zwölferserie mit Hin- und Rückspielen zu beenden und dann die Tabellen übereinanderzulegen, um so ein einheitliches Bild zu erhalten, nun auch folgende Idee: Gespielt wird eine Halbserie in den beiden Staffeln. Dann ermitteln kombiniert die jeweils oberen und unteren sechs Teams in einer Einfachrunde Auf- und Absteiger. „Die Entscheidungen auf diese Art und Weise, statt aufgrund zwei getrennter Tabellen herbeizuführen, wäre sportlich einfach fairer“, ist Desch überzeugt. Wie es in der Oberliga weitergeht, soll am Donnerstag in einem virtuellen Treffen des Regionalverbands Südwest mit den Vereinsvertretern erörtert werden.

Aufrufe: 05.3.2021, 20:19 Uhr
Andreas ArensAutor