2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview der Woche
Diesmal im Interview der Woche: Guido Ritz, Trainer der TuS Marienborn.
Diesmal im Interview der Woche: Guido Ritz, Trainer der TuS Marienborn.

"Ich hoffe auf Platz elf"

Guido Ritz, Trainer der TuS Marienborn über die bisherige Bilanz seines Teams +++ "Haben kein Spiel so deutlich verloren, dass man Angst haben müsste" +++ Trainer blickt optimistisch in die Zukunft

Minus 18, plus eins, minus 19: Blickt man auf die Torbilanz der TuS Marienborn und ihrer beiden Tabellennachbarn, fällt bereits auf: Der Aufsteiger ist zumindest kein Team, das sich in der Landesliga leicht abschießen lässt. Mit einem 6:1-Paukenschlag gegen Herxheim ging es in die Winterpause. Das und die positive Torbilanz sind nicht die einzigen Gründe für Trainer Guido Ritz, optimistisch auf das Projekt Klassenerhalt zu blicken – auch wenn das Geld für Winter-Neuzugänge fehlt.

Guido, eine Frage vorneweg: Hat sich bei Euch in Sachen Transfers noch etwas getan, ist was geplant?

Emanel Parelho ist zurück zum 1. SC Kohlheck, wo er vor der Saison herkam, und Kjell Engels musste beruflich nach Köln. Aber beide haben in der Hinrunde ja auch nicht so häufig gespielt. Neuzugänge haben wir keine. Wirkliche Verstärkungen aus höheren Klassen werden ja auch nicht unbedingt im Winter nach Marienborn kommen, um ehrenamtlich Fußball zu spielen. Und da Geld in die Hand zu nehmen, wäre nicht die Philosophie des Vereins. Wir wollen unseren Weg weitergehen und können auf eine gute A-Jugend zurückgreifen, aus der der ein oder andere ja auch schon zum Einsatz kam und Akzente gesetzt hat.

Wen kann man von den Jungen besonders herausheben?

Sedat Yildirim und Etienne Portmann haben beispielsweise schon gute Spiele für uns gemacht und sich insgesamt gut entwickelt. Ich gucke mir auch viele Spiele der A-Jugend an, die Zusammenarbeit ist intensiv.

Ein weiterer Spieler an der Schwelle von der Jugend zum Aktivenbereich ist Marius Weiner, der jüngst beim Schiri-Turnier in die Handgemenge beim Spiel Eurer Zweiten gegen den SV Italclub involviert war. Wie bewertest Du das Ganze?

Vor unserem Trainingsauftakt mit ihm gesprochen habe ich noch nicht. Ich habe das Ganze selbst auch nicht mitbekommen. Menschlich gesehen war seine Reaktion sicher verständlich, sportlich gesehen gehört all das, was da passiert ist, nicht auf den Sportplatz oder in die Sporthalle. Ich kenne ihn als engagierten Fußballer und als sehr besonnenen Menschen.

Vor der Winterpause waren bei euch in Dennis Ritz, Frank Berninger, Matteo Trapp und Joshua Klüber vier wichtige Spieler außer Gefecht. Sind sie alle wieder fit?

Dennis ist weiter in Behandlung, seine Sehnenentzündung ist noch nicht abgeklungen. Es ist besser, aber noch nicht gut. Die anderen drei können wieder ins Training einsteigen, wobei es sein kann, dass Frank nach seinem Handbruch zunächst nur das Laufprogramm absolviert.

Keine Neuzugänge – ist das auch ein Zeichen, dass Ihr dem Kader in der aktuellen Besetzung zutraut, den Ligaerhalt einzufahren?

Absolut. Wir haben kein Spiel so deutlich verloren, dass man Angst haben müsste. Klar gibt es einen Klassenunterschied zu Speyer oder Worms II, das ist schon eine andere Kragenweite, aber auch in den Spielen haben wir uns gut geschlagen.

Was muss besser werden?

Wir müssen zeigen, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben. Die Vorbereitung müssen wir nutzen, um das taktische Verständnis zu schärfen. Die kleinen Konzentrationsfehler am Ende der Spiele rächen sich in der Landesliga schneller. Aber die Jungs sind sehr lernwillig.

Eurer Programm zum Auftakt ist nicht ohne, neben den Top-Drei Speyer, Wormatia II und Rülzheim stehen drei Derbys gegen Bretzenheim, Weisenau und Hechtsheim an. Happig oder die frühe Chance zum großen Wurf?

Natürlich kann das einen Schub geben, wenn man erfolgreich aus den ersten Spielen herausgeht. Wir müssen mehr Punkte holen als in der Hinrunde und damit möglichst gleich zu Beginn anfangen. Einfach wird das nicht, aber einfach kann jeder. Und wenn wir mit einem einigermaßen positiven Gefühl Richtung Saisonende die Brocken aus dem Kreuz haben, ist das auch nicht schlecht.

Eure jüngste Bilanz lautet je drei Siege, Unentschieden und Niederlagen. Das zeigt, dass Ihr in der Liga angekommen seid.

Aber der aktuelle Platz würde im Worst Case nicht zum Klassenerhalt reichen. Ein Platz höher wäre wichtig.

In welchen Bereichen habt Ihr im ersten Halbjahr einen Schritt nach vorne gemacht?

In der Defensive sind wir denke ich besser gestanden, was auch der Blick auf die Tabelle zeigt: Nur fünf Mannschaften haben weniger Tore gefangen. Jetzt müssen wir die Konzentrationsfehler abstellen. In der Offensive hat es hier und da etwas gefehlt, aber durch die Rückkehr von Dennis und Frank haben wir auch wieder mehr Qualität. Nach vorne geht eigentlich immer was, deshalb sollten wir häufiger schauen, dass wir die Null halten.

Wie hat sich das Umfeld in der neuen Liga entwickelt?

Es gibt einige ganz Treue, die uns auch zu den weiten Auswärtsfahrten begleiten. Bei den Heimspielen ist die Stimmung gut, bei den letzten Partien war die Resonanz auch immer besser. Die Kulisse in den Derbys ist für die Jungs natürlich eine tolle Sache. Aber an der ein oder anderen Stelle haben wir noch etwas blauäugig und greenhornig agiert. Dass wir in der Fairnesstabelle oben stehen, ist kein Zufall. Als Trainer wünscht man sich da das ein oder andere taktische Foul und hier und da ein bisschen mehr Cleverness. Aber das kommt mit der Erfahrung.

Wie sieht Deine persönliche Zukunft aus?

Bis Ende der Saison mache ich ganz normal weiter. Ich denke, irgendwann im Frühjahr wird man sich zusammensetzen. Von meiner Seite aus, sehe ich noch Möglichkeiten, hier was zu bewegen. Ich bin als Trainer noch nie abgestiegen, es wäre oberste Priorität, dass das so bleibt.

Wo siehst Du den Verein in fünf Jahren?

Ich hoffe, dass wir uns als Landesligamannschaft etablieren können. Das ist, denke ich, eine realistische Einschätzung. Was die finanziellen Mittel angeht, haben wir eine Zwei-, Drei-Klassen-Gesellschaft, und die Verbandsliga ist noch mal eine Klasse darüber. Was wir den Jungs mit den Trainingszeiten und Auswärtsfahrten abverlangen, ist schon nicht ohne. Abfahrt 12 Uhr, um halb acht bist Du wieder daheim – da ist vom Sonntag nicht mehr viel übrig. Ich ziehe den Hut davor, dass die Spieler das quasi ehrenamtlich mitmachen und uns die Treue halten. Die Landesliga ist für unseren kleinen Verein eine tolle Sache.

Ein Tipp zum Abschluss: Wo landet die TuS am Saisonende?

Ich hoffe auf Platz elf.

Aufrufe: 014.1.2016, 07:00 Uhr
Torben SchröderAutor