2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines
– Foto: André Nückel

Dennis Baur: Schiedsrichter begrüßt Regelverschärfung

Gegen das Maulen und Zetern: Düsseldorfs Referees stehen voll hinter der DFB-Direktive, Unsportlichkeiten konsequenter zu ahnden.

Es ist auf jedem Fußballplatz in Deutschland seit vielen Jahren das Gleiche. Wochenende für Wochenende pöbeln und lamentieren die Fußballer, wenn sie eine Entscheidung des Schiedsrichters nicht verstehen – ungestraft. Im schlimmsten Falle gehen sie sogar beleidigend und körperlich gegen den Unparteiischen vor.

Wenn am Wochenende für Düsseldorfs Fußballer in den Bezirks-, Landes- und Oberligen die Winterpause beendet ist und sie den Spielbetrieb wieder aufnehmen, dann soll es eine Zeitenwende geben. In der Bundesliga gibt es sie schon. Vor Beginn der Rückrunde hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein konsequenteres Ahnden von Unsportlichkeiten beschlossen und die entsprechenden Regelverschärfungen an die Bundesliga-Klubs herangetragen.

Seit dem ersten Rückrundenspieltag greift nun die Direktive. Was den Kickern früher keine Karten einbrachte, wird nun damit bestraft. Geahndet werden das Fordern von Bestrafung des Gegners etwa, Rudelbildung, höhnische und respektlose Gesten sowie respektloses Abwinken. Für Aufsehen sorgte jüngst die Hinausstellung des Gladbachers Alassane Plea im Spiel gegen Leipzig durch Schiedsrichter Tobias Stieler. Wegen Meckerns und abfälliger Gesten hatte der französische Stürmer Gelb-Rot gesehen. Zuerst reklamierte er heftig, weil er einen Freistoßpfiff bekommen wollte, und sah Gelb. Mit der Verwarnung war er ebenso nicht einverstanden und wurde nach weiteren Gesten in Richtung Referee des Feldes verwiesen.

Die Düsseldorfer Unparteiischen begrüßen die Direktive des DFB als einen Schritt in die richtige Richtung. „Sie zeigt, dass die Sorgen und Probleme der Basis ernst genommen werden“, sagt Dennis Baur, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses im Fußballkreis Düsseldorf. Die Anordnung sei Folge von zahlreichen Angriffen auf Schiedsrichter in den unteren Spielklassen, die in Berlin, in Köln und im Saarland Streiks der Unparteiischen zur Folge hatten. Über eine strengere Ahndung sollen solche Auswüchse nun eingedämmt werden. „Das hilft uns Schiedsrichtern im Amateurfußball, denn das verbessert die Akzeptanz für ein strengeres Vorgehen in den unteren Ligen“, so Baur.

Ein Verhalten wie das von Pléa sei nicht akzeptabel, weil bei den Kindern, Jugendlichen und Amateuren in den unteren Ligen seit jeher alles nachgeahmt wird, was im Oberhaus gang und gäbe ist – Torjubelvarianten und Tricks genauso wie Schwalben, Rudelbildungen, Schauspielerei, Meckern, Ballwegschlagen und -tragen. Respektlose Gesten gegen den Schiedsrichter bestrafe die Uefa bereits seit Jahren, sagt Baur. „In Deutschland sind wir in dieser Beziehung zu zurückhaltend. Da müssen wir umlernen. Das wird aber seine Zeit dauern.“

Der 32-Jährige betont, dass die ­Direktive eine Verschärfung und keine Regeländerung ist. Sie sei ­lediglich eine Anordnung zur ­konsequenten Umsetzung bereits vorhandener ­Regeln. Die Fußballer sollten ­endlich zur Kenntnis nehmen, dass es in anderen Sportarten, im Handball und Eishockey beispielsweise, verpönt sei, Unparteiische anzugehen. „Da werden Zuwiderhandlungen schnell und hart geahndet, da kommt kein Spieler ungestraft davon, wenn er eine Entscheidung des Referees mit Worten oder Gesten ablehnt. Im Fußball müssen wir auch dahin kommen, dringend ein Umdenken bewirken“, sagt Baur.

Heute stecke der Schiedsrichter noch in einem Dilemma, denn er könne sowohl an Respekt einbüßen, wenn er zu nachlässig agiert, als auch, wenn er zu streng ahndet. Schiedsrichtern, die schnell mit Karten gegen Unsportlichkeiten vorgehen, werde oft vorgeworfen, kleinlich zu pfeifen und kein Fingerspitzengefühl zu haben. Wer die Karten dagegen stecken lasse, der laufe Gefahr, die Kontrolle zu verlieren. Baur plädiert für den Kulturwandel, für den Schiedsrichter als moralische Instanz. „Wir brauchen ihn als Chef auf dem Platz. Dann hat er auch dieses Dilemma nicht mehr. Ich bin gespannt auf den weiteren Verlauf. Das Signal in der Bundesliga ist eindeutig. Wir wollen ihm in Düsseldorf folgen, unserer Linie und dem Regelwerk treu bleiben.“

Aufrufe: 07.2.2020, 15:05 Uhr
RP / Falk JanningAutor