2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
– Foto: Thomas Rinke

TuS Kranenburg: Platz für Er­in­ne­run­gen

Knapp sechs Jahr­zehn­te spiel­ten die Fuß­bal­ler des TuS Kra­nen­burg auf dem Ra­sen­platz an der Grund­schu­le. Jetzt hat er aus­ge­dient. Das Spiel­feld wur­de ver­kauft. Die Ge­mein­de lässt of­fen, ob sie an dem Grund­stück in­ter­es­siert ist.

Für den Turn- und Sport­ver­ein Kra­nen­burg ist ein Stück Ver­eins­ge­schich­te be­en­det. 58 Jah­re war der Ra­sen­platz hin­ter dem Waschwall das zu Hau­se des Ver­eins. Die Zeit ist vor­bei. An­fang des Mo­nats über­trug der Klub das Spiel­feld zu­rück an die Kra­nen­bur­ger Fa­mi­lie Kreusch.

1962 wur­de die Sport­stät­te ein­ge­weiht, jetzt hat sie aus­ge­dient. Es ist nur noch ein Platz für Er­in­ne­run­gen, die Zei­chen der Zeit ha­ben den ehe­ma­li­gen Stolz des Ver­eins ein­ge­holt.

Wil­helm Kreusch hat­te die da­ma­li­ge Wie­se hin­ter der Grund­schu­le An­fang der 60er Jah­re ver­kauft. Für 10.000 Mark er­hielt der Klub das Grund­stück. Ein­zi­ge Be­din­gung war, wenn der Sport­platz nicht mehr ge­braucht wird, muss er als ers­tes der Fa­mi­lie zum Rück­kauf an­ge­bo­ten wer­den. Der Preis, so wur­de fest­ge­legt, soll sich am ak­tu­el­len Wert für Grün­land ori­en­tie­ren. Nach un­se­ren In­for­ma­tio­nen soll der Be­trag für die Rück­über­tra­gung bei et­wa 60.000 Eu­ro lie­gen. Vor dem Um­zug des Turn- und Sport­ver­eins in den 60er Jah­ren lag der Platz an der Stel­le, wo sich heu­te die neue Ar­gos-Tank­stel­le be­fin­det.

Theo Kreusch (84) ist der äl­tes­te Sohn der Fa­mi­lie. „Ich war da­mals froh, als wir das Stück Ra­sen an den TuS ver­kauft hat­ten“, sagt er. Mit dem Stück meint der 84-Jäh­ri­ge ei­ne Flä­che von 1200 Qua­drat­me­tern. Grund für die Freu­de war, dass sein El­tern­haus nur ei­nen Stein­wurf von der Spiel­flä­che ent­fernt lag. Im his­to­ri­schen Orts­kern an der Kle­ver Stra­ße 80 führ­te die Fa­mi­lie zu­dem ei­ne Gast­stät­te am Markt­platz, die da­mals auch das Ver­eins­lo­kal des TuS war. Von den ehe­mals fünf Kin­dern le­ben noch drei. Ne­ben Theo sind es Jo­han­nes und Schwes­ter Edith Hu­ven. Nach­dem der Be­sit­zer jetzt er­neut wech­sel­te, en­det auch für den 84-Jäh­ri­gen ei­ne Zeit, die ei­nen gro­ßen Teil sei­nes Le­bens präg­te und ihn nicht un­be­rührt lässt. So führ­te er nicht nur das Ver­eins­lo­kal. Theo Kreusch war in der Re­ser­ve ak­tiv und in spä­te­ren Jah­ren über­all da­bei, wo der TuS um Punk­te spiel­te. „Mei­ne Mut­ter sag­te schon da­mals, sie sei ge­spannt, ob der Platz ir­gend­wann wie­der der Fa­mi­lie ge­hört. Sie rech­ne­te nicht da­mit“, blickt er zu­rück.

Grün­de, war­um der TuS den Ra­sen wie­der dem ehe­ma­li­gen Be­sit­zer zum Rück­kauf an­ge­bo­ten hat, gibt es meh­re­re. Ei­ner da­von be­steht seit 2012. Mit der Er­öff­nung des Kunst­ra­sen­plat­zes wur­de der Na­tur­ra­sen im­mer we­ni­ger ge­braucht. „Drei Mo­na­te im Jahr konn­te das Spiel­feld ge­nutzt wer­den. Bei stär­ke­rem Re­gen wur­de es ge­sperrt. Das feh­len­de Flut­licht sorg­te zu­dem da­für, dass man auf den Asche­platz aus­wei­chen muss­te“, sagt TuS-Vor­sit­zen­der Bernd Schi­wek (68). In den Fe­ri­en lag die Flä­che eben­so brach. In den 80er und 90er Jah­ren wur­de zu­dem mehr Wert auf ein schö­nes Ge­läuf ge­legt als auf gu­te Spie­le. Zeit­wei­se wur­de auch vom „hei­li­gen Ra­sen“ ge­spro­chen. Ge­pflegt wur­de er und die Steh­tri­bü­ne na­he­zu das gan­ze Jahr, um dort we­ni­ge Wo­chen zu spie­len. Dass es im­mer we­ni­ger Ver­eins­mit­glie­der gibt, die sich um die In­stand­hal­tung küm­mern, ist ein Pro­blem, das der TuS Kra­nen­burg nicht al­lei­ne hat. „Um den Bo­den wie­der in ei­nen or­dent­li­chen Zu­stand zu ver­set­zen, hät­ten wir 30.000 bis 40.000 Eu­ro in­ves­tie­ren müs­sen“, er­klärt Schi­wek. Die Kos­ten ste­hen in kei­ner Re­la­ti­on zu der Nut­zung. Maul­wür­fe leis­ten hier gan­ze Ar­beit, Stan­kett und Wer­be­ban­den müs­sen über­holt wer­den. Hin­zu kommt, dass der TuS we­ni­ger Nach­wuchs­mann­schaf­ten hat und der Kunst­ra­sen­platz für den Trai­nings- und Spiel­be­trieb aus­reicht. Auch be­steht im Ju­gend­be­reich ei­ne Ko­ope­ra­ti­on mit dem SV Nüt­ter­den, so dass Teams zu­sam­men­ge­legt wer­den.

Ob die Ge­mein­de jetzt die ehe­ma­li­ge Sport­stät­te er­wirbt, lässt Bür­ger­meis­ter Gün­ter Steins of­fen: „Wir ha­ben der­zeit oh­ne­hin kei­ne Ver­fü­gungs­ge­walt dar­über, weil wir nicht Ei­gen­tü­mer sind.“ Aus­schlie­ßen will der Ver­wal­tungs­chef den Kauf aber nicht. Es sei nicht klar, wie sich das The­ma Feu­er­wehr­wa­che ent­wi­ckelt, so Steins. In Kra­nen­burg wird der­zeit über ei­ne Sa­nie­rung oder ei­nen Neu­bau des Ge­rä­te­hau­ses dis­ku­tiert, das auch ei­nen Platz auf dem Are­al fin­den könn­te. Eben­so ist ei­ne Er­wei­te­rung des stets gut aus­ge­las­te­ten Rei­se­mo­bil­plat­zes an der Stel­le denk­bar. Steins fa­vo­ri­siert ei­ne gro­ße Lö­sung: „Es bringt nichts, wenn wir hier je­des Teil­stück ver­pla­nen. Ein Kon­zept für die ge­sam­te Flä­che muss be­schlos­sen wer­den.“ Si­cher ist je­doch, dass es sich bei der La­ge um ei­ne für Kra­nen­burg be­deu­ten­de Flä­che han­delt, die nach dem Ver­kauf jetzt nicht völ­lig brach­liegt. Die Sport­an­la­ge wird zu­nächst wei­ter von der Chris­to­pho­rus Grund­schu­le ge­nutzt. Ge­pflegt wird das Grund­stück der­zeit von der Ge­mein­de.

Aufrufe: 02.8.2020, 08:00 Uhr
RP / Peter JanssenAutor