2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Daria Hunfeld ist seit Oktober 2018 Schiedsrichterin.
Daria Hunfeld ist seit Oktober 2018 Schiedsrichterin.

"Spieler wollen mit Charme beeinflussen"

Unsere Schiedsrichter, Teil 9: Daria Hunfeld vom TuS Haste

Daria Hunfeld ist als Bezirksligaschiedsrichterin in einem ziemlichen Männerdomizil unterwegs. Im neunten Teil unserer Serie erzählt die 26-Jährige angehende Physician Assistants, was ihr vor und nach dem Spiel wichtig ist und wie Spieler versuchen, sie mit Charme zu beeinflussen.
Wie bist Du Schiedsrichter geworden?

Als ich noch Fußball gespielt habe, wurden das Bezirkspokalfinale 2016 (SV Bretzenheim 12 – TSG Drais) von Ines Appelmann geleitet. Sie pfeift Frauen Bundesliga und hat eine sehr souveräne Spielleitung abgeliefert. Die Stimmung in dem Spiel war angespannt, kleine Foulspiele oder auch verbale Nickligkeiten gehörten dazu. Ines hat mir ihrer Spielleitung wie z.B. durch dosierte, aber wohl platzierte Ansagen, Dampf aus dem Kessel genommen. Nicht nur mich, sondern die gesamte Mannschaft, hat das beeindruckt! Als mir durch immer wiederkehrende Verletzungen klar wurde, dass ich selbst nicht mehr spielen kann, wollte ich dennoch Teil vom Fußball bleiben, und entschied mich für den Anwärterlehrgang.

Was war das beste und größte Spiel, das Du bisher gepfiffen hast?

Der Einstand auf Bezirksebene der Herren: SV Quitt Ankum - SV Concordia Belm-Powe

Wie sieht für dich als Schiedsrichter das perfekte Spiel aus?

Rundum ein „vernünftiges“ Miteinander: Ich glaube als Spieler vergisst man, bzw. man hat es ggf. auch nicht auf dem Schirm, dass ein Spiel (und man hat als Schiri nicht selten mehrere Spiele in der Woche) schon im Vorfeld beginnt. Das heißt, man wird ggf. von Trainern/-innen angerufen, man setzt sich grob mit den Mannschaften auseinander, plant die Anreise mit seinem Gespann. Die Fahrten zum Spiel sind dann immer wertvoll. Ich bin in dieser Saison mit Lennart Bauer und Kristof Jordan in der Bezirksliga unterwegs und will sie um keinen Preis missen! Am Spielort angekommen ist eine Begrüßung durch einen Schiedsrichter/-innen Betreuer/-in wünschenswert, das passiert auch in der Regel. Im Spiel dann habe ich kein Problem damit, wenn es körperbetont zur Sache geht, und unsere Bewertungen der Spielsituationen entsprechend gefordert werden. Unsportlichkeiten, Diskriminierungen oder gar Gewalt sollten niemals dazu gehören! Auch kniffelige Aktionen situativ als Team (Gespann) auflösen und entscheiden zu müssen, stellt den Reiz dar. Ein „Danke für die Spielleitung“ am Ende des Spiels von Trainern/-innen oder Spielern/-innen ist immer nett. Wenn wir nach dem Spiel im Auto sitzen und sagen können, trotz ein, zwei Situationen, die ggf. strittig entschieden wurden, „Gut gemacht, wir haben alles gegeben und eine ordentliche Leistung abgeliefert“, dann war es ein nahezu perfektes Spiel.

Was war das lustigste/kurioseste Ereignis, das Dir als Schiedsrichter passiert ist?

Ab und an versuchen Spieler durch ihren Charme meine Entscheidungen zu beeinflussen. Ich erinnere mich an einen Eckball, der ausgeführt werden sollte (ich stand als SRA also neben dem Spieler). Der Spieler legte den Ball zielgerichtet aus dem Eckkreis heraus, versuchte sich also durch günstigere Positionierung zum Tor, einen Vorteil zu verschaffen. Er drehte sich zu mir um und zwinkerte mir zu. Ich lachte und sagte ihm, er solle den Ball vernünftig positionieren. Dann lachte er auch und sagte: „Einen Versuch war es wert!“

Was sind die drei besten Gründe für Dich, Schiedsrichter zu sein/zu werden?

  • Entscheidungen zu treffen: In kürzester Zeit Spielsituationen allumfassend wahrzunehmen, sie zu bewerten und dementsprechend zu entscheiden + diese dann auch durch angemessene Außenwirkung vertreten zu können
  • Adäquat zu kommunizieren: Trotz der Entscheidungsgewalt auf Augenhöhe mit allen Beteiligten zu kommunizieren, auch mal einen witzigen Spruch ablassen oder einstecken zu können
  • Schiedsrichtergemeinschaft: ich wurde mit offenen Armen in die Schirigemeinschaft aufgenommen, durfte von meinen Kollegen/-innen viel lernen. Wir sind ein Team!


Lange Winterpause – worauf freuest du dich am meisten, wenn du wieder auf dem Platz stehst?

Am meisten freue ich mich auf den Sport und das gemeinsame Miteinander! Die stetige soziale Isolation, das viele Alleinsein, was wir alle in diesen letzten Monaten erleben mussten, wird uns hoffentlich das Miteinander mehr schätzen lassen.

Einmal Meckern ist ok: Was nervt dich als Schiedsrichter auf oder neben dem Platz?

Ich habe als Spielerin selbst gemeckert und wurde von Ines Appelmann zurechtgewiesen. Das gehört dazu und ist auch völlig okay. Unsportlichkeiten wie höhnische Verspottungen, Beleidigungen, Diskriminierungen oder auch Gewalt haben auf und neben dem Platz allerdings so gar nichts verloren!

Wer ist dein persönliches Vorbild als Schiedsrichter?

Wer hätte es gedacht – Bibiana Steinhaus und Ines Appelmann.


Wenn Du wie Daria Schiedsrichterin werden willst, kannst Du dich für den Anwärterlehrgang im Februar anmelden. Alle Infos für den Lehrgang im Landkreis findest Du hier.

Auch der Stadtkreis wird im Februar einen Lehrgang veranstalten. Die Infos dazu findest Du >hier

Aufrufe: 04.1.2021, 18:00 Uhr
Lennart AlbersAutor