2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait

Ein ganz Großer geht: Danke, Siggi Meyer!

Nach 39 Jahren als Trainer hat Siggi Meyer seinen Platz beim Bezirksligisten TuS Friedrichsdorf geräumt. Größter Erfolg waren zwei Jahre in der Landesliga

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Die 0:9-Klatsche für seinen TuS Friedrichsdorf gegen den alten Rivalen VfR Wellensiek zum Abschluss seiner Trainerkarriere konnte Siggi Meyer nicht schocken. „Ich hatte mit so etwas gerechnet, weil wir erst am Vortag von der Mannschaftsfahrt zurückgekommen sind. Wir waren mit 17 Leuten auf Mallorca und haben in Kauf genommen, im letzten Bezirksligaspiel müde zu sein, denn diese Fahrt hätten wir nach der Saison nicht mehr geschafft“, erklärt der 70-Jährige.

„In den vergangenen 39 Jahren sind wir nur zweimal nicht gefahren“, fügt Meyer im Rückblick auf seine lange Karriere hinzu. In dieser Zeit hat der Fußballtrainer aus Leidenschaft schon ein paar mal aufgehört. Doch dieses Mal ist es ihm ernst: „Der Alte“ schließt einen Rücktritt vom Rücktritt aus. „Die Zeit ist reif und zuletzt hat mir auch der Ansporn wie in früheren Zeiten, als ich jeden Spieler der Bezirksliga aus dem Effeff kannte, gefehlt.“ Die Knieoperation im Winter habe ein Übriges getan, lässt Meyer durchblicken, dass er „auf die kalten Trainingsabende im Winter keinen Bock mehr“ habe.

Der langjährige Trainer bleibt dem TuS indes als Sportlicher Leiter erhalten, vor allem hinterlässt er seinen Nachfolgern Evran Cinar und Markus Förster ein intaktes Team. Mit Rang acht hat „Tippe“ jedenfalls die beste Platzierung seit elf Jahren erreicht. „Auf diese Leistung können alle stolz sein. Die neuen Trainer habe ich ein Jahr eingearbeitet und sie genießen das volle Vertrauen im Verein“, sagt Meyer.

Im Sommer 1978 hatte er als Spielertrainer beim damaligen Kreisligisten TuS Friedrichsdorf angeheuert und wurde auf Anhieb Herbstmeister. Sein Bruder Werner, der sich als Abteilungsleiter um die Belange der Fußballer kümmert, und Hubert Brummel, der TuS-Vorsitzende, waren damals als Spieler und sind heute als Funktionäre wichtige Weggefährten von Meyer. „Du brauchst eben ein gutes Team hinter der Mannschaft, um dauerhaft Erfolg zu haben“, sagt der 70-Jährige. Meyer, der sich als eisenharter Verteidiger beim SC Verl einen Namen als Fußballer gemacht hatte, führte „Tippe“ 1981 in die Bezirksliga zurück.

Als größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn stuft der alte Fahrensmann den Aufstieg in die Landesliga 1985 ein. „Diese Meisterschaft ist sehr hoch zu bewerten, weil wir mit unseren begrenzten Möglichkeiten noch vor dem SV Avenwedde aufgestiegen sind, der damals mit ganz anderen Mitteln hoch wollte.“

Nach zwei Jahren ging es wieder runter in die Bezirksliga, wo sich der TuS mit zwei Ausnahmen seit über zwanzig Jahren hält. Schon vor den Abstiegen 2000 und 2010 habe er ans Aufhören gedacht, räumt Meyer ein. Vier Trainer wurden über die Jahre ja auch vom TuS als Ersatz angeheuert, aber auch wieder entlassen weil Meyer zurückgeholt wurde. Die Erfolge geben ihm und der Vereinsführung recht, denn den Betriebsunfällen Kreisliga folgten ja sofortige Wiederaufstiege.

„Das waren aber immer auch Kraftakte“, gibt der altgediente Coach zu und freut sich umso mehr, dass es sein TuS geschafft hat, nicht in der Versenkung zu verschwinden wie andere Clubs. Grundlage für diese Konstanz in Friedrichsdorf sei der Teamgeist, für ihn eh eine der wichtigsten Tugenden im Fußball, sagt Meyer. „Ich habe das in den fast 40 Jahren meiner Trainertätigkeit auch allen Spielern zu vermitteln versucht und bin gut damit gefahren. Die Kameradschaft war immer das große Plus des TuS Friedrichsdorf, denn die finanziellen Mittel für teure Spieler hatten wir ja nie.“

Die Mentalität der Fußballer habe sich, so Meyer, aber auch auf dieser Ebene geändert. „Früher konntest du einem Spieler am Dienstagabend in den Hintern treten und am Donnerstag wieder ein Bier mit ihm trinken. Heute wollen sie sofort ein Gespräch unter vier Augen.“ Spieler wie Jupp Fuhsy (später FC Gütersloh) und Hendrik van der Veen („der ist bis in die Oberliga zum SC Verl gekommen, weil es den bedingungslosen Willen hatte“) sind für ihn Beispiele für „richtige Typen“, die er formen durfte und konnte. „Oder die Koch-Zwillinge Marius und Tobias, die sich immer noch bei mir melden“.

Aufrufe: 09.6.2017, 10:00 Uhr
Markus SchumacherAutor