2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
Die SG Selters steigt in die Gruppenliga Wiesbaden auf.
Die SG Selters steigt in die Gruppenliga Wiesbaden auf. – Foto: Fabian Höhn

Nach Platz zwei reicht es für die SG Selters zur Meisterschaft

Meister im Porträt: SG Selters, Titelträger der Fußball-Kreisoberliga

Selters/Bad Camberg. Es ist nicht gerade selten im Fußball, dass nach einer überraschend guten Saison eine weniger gute Runde folgt. Weil die Luft raus ist, weil die Enttäuschung über ein knapp verpasstes Ziel zu groß ist, weil die Pause durch die Extraspiele der Aufstiegsrunde zu kurz war. Die SG Selters hat das Gegenteil bewiesen. Nach Platz zwei in der vergangenen Spielzeit reichte es nun für die Spielgemeinschaft aus SV Niederselters und SV Oberselters zur Meisterschaft in der Fußball-Kreisoberliga und zum Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden.

Vorsprung von 2,15:2,09 nach Quotientenregelung

Dieser Titel wird als „Corona-Meisterschaft“ in die Geschichtsbücher der 1975 zwischen den Vereinen aus der Stadt Bad Camberg und der Gemeinde Selters gegründeten Spielgemeinschaft eingehen. Am Ende entschied dabei nicht die absolute Punktzahl über Platz eins und zwei, sondern der Quotient, errechnet aus Punkten und Anzahl der Spiele. Da hatte die SGS gegenüber dem TuS Frickhofen einen knappen Vorsprung von 2,15:2,09. Kommt angesichts eines unter diesen Umständen erreichten Titels überhaupt Freude auf? Moritz Steul sagt: „Natürlich! Weil wir das Ziel, das wir letztes Jahr knapp verpasst hatten, nun geschafft haben. Auch wenn es mehr oder minder am grünen Tisch entschieden wurde, freuen wir uns über die Meisterschaft, die wir natürlich auf sportlichem Wege viel lieber erreicht hätten.“ Der spielende Teil des Trainerduos ergänzt: „Feiern werden wir das natürlich auch noch, wenn wir es wieder so richtig dürfen.“

Sein Kollege an der Außenlinie, Patrick Jahn, tut sich schwer, einen Endspurt zu skizzieren, wäre die Saison regulär zu Ende gespielt worden: „Das ist schwierig, zu sagen. Wir hatten in diesem Jahr nach der Wiederaufnahme der Runde im März Probleme und haben direkt zu spüren bekommen, wie es ist, wenn man nicht bei 100 Prozent ist. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir gute Chancen gehabt hätten, auch sportlich am Ende vorne zu stehen. Der Showdown am letzten Spieltag in Frickhofen wäre natürlich ein Highlight gewesen, zumal wir gegen den TuS zuletzt immer gewonnen haben.“

Dass die „Wassermänner“ in der Lage waren, den Westerwäldern, deren Trainer Metin Kilic im übrigen vor Restrundenstart sicher war, den Konkurrenten in der Endabrechnung noch zu überflügeln, erfolgreich Paroli zu bieten, hat für Moritz Steul mehrere Gründe: „Der kollegiale Zusammenhalt beider Mannschaften, das Miteinander, die Bereitschaft gegenüber jedem beteiligten Spieler, Funktionär und Verantwortlichen und schließlich der Wille zu einer erneuten Herausforderung haben dazu geführt, dass die Mannschaft immer an sich geglaubt hat. So war es uns möglich, in vielen engen Spielen das bessere Ende für uns zu haben.“

Auf dem Weg zum Abbruch-Titel sieht Steul zwei Meilensteine: „Als Highlight würde ich den 2:1-Auswärtssieg am zweiten Spieltag in Elz beschreiben und natürlich der ganz späte 1:0-Erfolg gegen den TuS Frickhofen, der uns die Tabellenführung zurückgebracht hat.“ Diese gab die SG Selters dann auch nicht mehr ab.

Beim Blick auf die Herausforderung Gruppenliga benutzt Patrick Jahn einen bei Underdogs beliebten Spruch: „Wir haben keine Chance und versuchen sie zu nutzen.“ Im Gegensatz zu den letzten Wochen, als der Fan des Hamburger SV durch ein ebenso aufregendes wie letztlich tiefes Tal schreiten musste, gibt sich Jahn nun „entspannt wie nie zuvor. Wir sind aber auch neugierig. Wenn man bedenkt, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen nur Selterser Jungs in unserem Kader stehen und finanzielle Aspekte in unserem Verein keine Rolle spielen, kann man uns sicher als den größten Exoten in der Gruppenliga bezeichnen. Diese Tatsachen machen uns stolz, denn uns rennt kein Spieler weg, wenn es nicht läuft. Wir steigen gemeinsam auf, und wenn es so kommen sollte, auch gemeinsam wieder ab. Deswegen freuen wir uns, wissen aber auch, dass es eine ganz harte Runde mit vielen neuen Erfahrungen wird.“

Anknüpfend an diese Aussage fällt auch der Blick auf die personellen Veränderungen aus. Dazu sagt Jahn: „Wir freuen uns, dass erneut neun Spieler aus unserer A-Jugend zu uns stoßen. Inwieweit sich einer davon für den Gruppenliga-Kader empfehlen kann, bleibt abzuwarten. Ich traue es dem einen oder anderen aber durchaus zu.“ Mit den Eigengewächsen Jonathan Grohmann, Justin Wolter, Luis da Conceicao, Marvin Annecke Petri, Tom Rieth, Mark Freihube, Colin Jones, Conor Kriesche und Johannes Heidrich schließt sich gleichzeitig auch der Kreis der Neuzugänge.

Vorstand schließt externe Neuzugänge aus

„Externe Neuzugänge wurden im Vorfeld durch den Vorstand schon ausgeschlossen, auch wenn wir sicherlich zwei bis drei erfahrene Spieler hätten gebrauchen können. Wir akzeptieren diese Entscheidung aber, denn jeder neue Spieler würde in unserem – für zwei Mannschaften betrachtet – üppigen Gesamtkader einem anderen den Platz wegnehmen“, hat Patrick Jahn Verständnis für die Ansage der Verantwortlichen.

Den Übungsbetrieb, den das Trainerduo nach den ersten Lockerungen mit jeweils einer Einheit vier Wochen lang wieder aufgenommen hatte, ruht nun seit Ende Juni. Beide Mannschaften sind noch in der Sommerpause, ehe es Mitte/Ende Juli mit der Vorbereitung auf die neue Saison losgeht. Und vielleicht widerlegt die SG Selters ja wieder die Weisheit, das einer überraschend guten Runde eine weniger gute folgt.



15-4-4: Die SG Selters verbuchte die meisten Siege, einen mehr als der TuS Frickhofen, der nur drei Mal verlor, aber auch sechs Mal remis spielte-

63:39: Der Meister stellte hinter dem TuS Frickhofen (70) die zweitbeste Offensive, hinter SG Weinbachtal (29), TuS Frickhofen (33) und SV Mengerskirchen (38) die viertbeste Abwehr.

16: Routinier Dominic Voss landete mit seinen 16 Treffern klar hinter Toptorjäger Noah Schrot von der SG Kirberg/Ohren (21), aber dafür knapp vor seinem Trainer Moritz Steul (14).

1,0: Der Titelträger verdiente sich einmal mehr den Fairnesspreis der Kreisoberliga, kam in 23 Spielen mit nur 20 gelben Karten und einer gelb-roten Karte aus. Macht einen Quotienten von 1,0 und einen klaren Vorsprung vor dem TuS Dietkirchen II (1,5). (bk)

Zahlenspiele
Aufrufe: 09.7.2020, 18:00 Uhr
André BethkeAutor