2024-04-19T07:32:36.736Z

Querpass
– Foto: AA

Wenn's einen 87-Jährigen noch juckt

Die Lotto-Elf spielt in Saarburg 6650 Euro ein und hält beim 1954er Weltmeister Horst Eckel die Fußball-Lust hoch.

Diesmal war es kein 2:19. Diesmal schlugen sich die Saarburger Gastgeber weitaus besser als beim ersten Lotto-Elf-Auftritt am Kammerforst vor acht Jahren. Das 1:9 gegen die erfolgsverwöhnte Lotto-Elf am Mittwochabend hatte dabei nur bedingte Aussagekraft: Die „Oldies und Freunde“ der ausrichtenden Saarburger Fortuna hielten eine Halbzeit lang gegen das Team um die früheren Nationalspieler Guido Buchwald, Stephan Engels und Dariusz Wosz vor allem läuferisch sehr gut mit, erzielten kurz nach der Pause in Person von Hicham Oualid (FC Könen) sogar das zwischenzeitliche 1:3. Mit zunehmender Spieldauer machte sich dann aber doch die fußballerische Klasse der Lotto-Elf bemerkbar.
Torschütze Oualid hatte derweil doppelten Grund zur Freude: Als Spieler des Spiels erhielt er aus den Händen des 1990er Weltmeisters Buchwald kurz nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Alexander Rausch vom SV Krettnach noch ein von den Akteuren der Lotto-Elf handsigniertes Trikot. „Das war ein tolles Erlebnis – auch, wenn wir noch das eine oder andere Tor mehr hätten erzielen können“, bilanzierte der Torschütze. Einen weiteren Treffer verpasste gerade Michael Matzkowsky. Der Altherren-Akteur der Saarburger scheiterte beim Stande von 1:4 mit einem Foulelfmeter an Lotto-Elf-Torwart Peter Auer: „Eigentlich wollte ich in die andere Ecke schießen. Schade, dass das Ding nicht rein ging. Trotzdem: Es war schön, überhaupt dabei gewesen zu sein.“

Der engagierte Auftritt der Saarburger Mannschaft war auch Lotto-Elf-Interimstrainer Edgar Schmitt – er vertrat den urlaubenden Hans-Peter Briegel – nicht entgangen: „Kompliment: Das war diesmal kein Spaziergang für uns.“ Der einst als Euro-Eddy durch seine Europapokaltore für den Karlsruher SC bekanntgewordene Südeifeler hat seinen Lebensmittelpunkt längst im schwäbischen Aalen und betreut als Selbstständiger im Marketingwesen (auch) Sponsoren des KSC. Mitspielen kann der inzwischen 56-jährige Schmitt wegen anhaltender Knieprobleme zwar nicht mehr, der Lotto-Elf fühlt er sich aber auch als etatmäßiger Teammanager verbunden: „Es geht um den guten Zweck. Wir helfen gerne jenen Menschen, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“

Der 1990er Weltmeister und Lotto-Elf-Akteur Guido Buchwald:

In Saarburg ging es um eine möglichst hohe Spendensumme für den Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt, der sich unter anderem für die Betreuung älterer Menschen einsetzt. Mit dem erzielten Betrag von 6650 Euro zeigte sich Kreisvorsitzender Hans-Georg Götze zufrieden, obschon das insgeheim anvisierte Ziel von 10 000 Euro nicht erreicht wurde. Mit 300 Zuschauern fiel dabei die Kulisse geringer als erwartet aus. Am Engagement der Organisatoren bereits im Vorfeld lag das aber mit Sicherheit nicht: Fortunas Fußball-Abteilungsleiter Dietmar Suder und rund 50 Helfer waren auch am Spieltag selbst aufmerksame Gastgeber. Der frühere Angreifer und einstige Torwart hätte nur allzu gerne selbst beim Benefizspiel mitgewirkt, musste aber Prioritäten setzen: „Wichtig war auch, dass die Organisation im Hintergrund lief.“

Gejuckt hat es auch noch jemand anderes: Horst Eckel hat zwar vor einigen Jahren seine aktive Zeit bei der Lotto-Elf beendet, ist aber als Betreuer noch oft dabei: „Lust hätte ich schon noch, da mitzuspielen, aber mit 87 muss es dann doch nicht mehr unbedingt sein.“ Der 54erWeltmeister sieht sich auch als Ratgeber von Trainer Briegel oder wie am Mittwoch von Edgar Schmitt, stößt dabei aber offenbar nicht immer auf nachhaltigen Erfolg, wie er mit einem Augenzwinkern zu verstehen gab: „Zuhören tun sie ja zumindest.“

Kurz schlucken musste unterdessen Guido Buchwald nach dem Spiel: Da sollte der Ur-Stuttgarter doch tatsächlich das FC-Bayern-Trikot eines kleinen Fans signieren. „Diego“, wie der (vermeintlich) grazile Abwehrspezialist einst gerufen wurde, tat es dann doch. Wenig später fuhr er wieder die rund 300 Kilometer zurück von Saarburg in den Raum Stuttgart. „Es ist eine lange Strecke. Aber bei der Lotto-Elf treffe ich alte Kameraden. Wir können noch was für den guten Zweck tun, haben Spaß dabei. Da kann es doch nichts Schöneres geben.“

Die Kader:

Lotto-Elf: Peter Auer, Dimo Wache - Nikolai Foroutan, Harry Koch, Oliver Schäfer, Christof Babatz, Guido Buchwald, Stephan Engels, Evangelos Nessos (1 Tor), Christian Springer (2), Dariusz Wosz, Anel Dzaka (1), Alexander Löbe (1), Marco Reich (2), Matthias Scherz (2). Trainer: Edgar Schmitt.

Fortuna-Oldies und Freunde: : Christof Schesniak, Martin Bloise - Erhard Gross, Andy und Tobias Rommelfangen, Jörg Schu, Bobby Fischer, Raphael Krauss, Stefan Knies, Nicki Hausen, Patrick Schmitz, Michael Matzkowsky, Aslan Avdiu, Uwe Konter, Michael Sachse, Michael Johannes, Stefan Mann, Hicham Oualid (1), Peter Benzschawel, Guido Becker; Trainer: Tommy Repplinger und Helmut Nitsche.

Aufrufe: 013.6.2019, 01:17 Uhr
Andreas Arens Autor