2024-04-25T14:35:39.956Z

Umfrage
So sollte es sein: Höxters Kevin Malena liegt angeschlagen gegen den SC Peckeloh am Boden, der Gegner spielte den Ball ins Aus, damit der Höxteraner behandelt werden konnte.
So sollte es sein: Höxters Kevin Malena liegt angeschlagen gegen den SC Peckeloh am Boden, der Gegner spielte den Ball ins Aus, damit der Höxteraner behandelt werden konnte.

"Ich verliere lieber als unfair zu sein"

Das Thema Fairplay wird in der Bundesliga zurzeit heiß diskutiert, aber auch die Trainer und Spieler im Kreis Höxter haben ihre Meinung dazu

Der Fairplay-Gedanken sei beerdigt worden am vergangenen Spieltag in der Fußball-Bundesliga, meinte Jörg Schmadtke, Manager des 1. FC Köln. Der Grund seiner Aussage: Die Hoffenheimer spielten weiter, obwohl ein Kölner verletzt am Boden lag und auch die Leverkusener taten das gegen Wolfsburg. Dabei gelten gerade die Profis als Vorbilder - sollten sie zumindest. Auch auf den Sportplätzen im Kreis Höxter gibt es an jedem Wochenende viele Situationen, in denen Spieler liegenbleiben. Lassen sich die Amateurfußballer vom Verhalten der Profis beeinflussen und spielen auch um des Erfolges Willen weiter? Oder sind sie nach wie vor überwiegend fair und spielen den Ball ins Aus. Wir fragten nach.

Erdogan Acar, Trainer des Bezirksligisten TuS Erkeln: "Man sollte immer vom Schlimmsten ausgehen - davon, dass sich jemand ernsthaft verletzt hat und den Ball ins Aus spielen sofern ein Spieler signalisiert, dass er sich verletzt hat. Soviel Fair-Play sollte bei allen Spielern und Trainern noch drin sein."

Stefan Zänger, Trainer des B-Ligisten SV Nieheim-West: "Der Fairplay-Gedanke sollte vor allem in den untersten Klassen ganz weit oben stehen! Im Hobbybereich sollte man den verschiedenen Arten von Fairness schon nachkommen, welche im Profifußball längst auch auf Grund des vielen Geldes und des hohen Drucks in Vergessenheit geraten sind! Es ist ein schwieriges Thema, aber gerade wir sollten da auch auf Hinsicht der Nachwuchsspieler oder Kindern mit guten Beispiel vorangehen! Ganz klar, Fair geht vor Erfolg! Erfolg kann man sich anders erarbeiten!"


Dieter Müller, Trainer des B-Ligisten SV Bergheim: "Keine Frage: Selbstverständlich spielst du den Ball ins Aus, wenn ein Spieler - egal ob von der eigenen oder der gegnerischen Mannschaft - am Boden liegt, damit die Behandlung des verletzten Spielers ermöglicht wird. Allerdings halte ich nichts davon, das immer sofort reflexartig zu fordern. Es sollte einfach selbstverständlich sein, dass man nicht weiterspielt, wenn ein Spieler verletzt am Boden liegt. Schon alleine aus Respekt. Allerdings sehe ich es als ebenso verständlich an, das nicht als taktisches Mittel zur Spielverzögerung oder Unterbinden eines gegnerischen Angriffes einzusetzen."


Rafael Leisering, Spieler SuS Gehrden/Altenheerse II: "Grundsätzlich gilt ja seit einem Jahr, dass man weiter spielen soll, bis der Schiri pfeift. Für den Profibereich mag das richtig sein, aber in der C-Liga, wo es nicht um Geld oder ähnliches geht, würde ich den Ball immer ins Aus spielen, zumal die Schiedsrichter dort nicht einmal Linienrichter haben, die ihnen helfen könnten, die Situation besser zu erkennen."


Matthias Wegener, Trainer vom VfR Borgentreich II: "Der Fairplay-Gedanke gehört zum Fußball dazu. Im Gegensatz zur Schauspielerei, die nicht immer leicht zu erkennen ist. Manchmal ist es schon ärgerlich, wenn ein scheinbar verletzter Spieler nach Abpfiff plötzlich einfach wieder aufsteht, als wenn nichts gewesen wäre. Generell erlebt man das aber eher selten. Zudem habe ich es bisher noch nie erlebt, dass beim anschließenden Einwurf die Mannschaft, die den Ball ins Aus geschossen hat, diesen nicht auch sofort wieder zurückbekommen hätte. Ich bin der Meinung, dass man das in den unteren Ligen unter sich regeln sollte. In den höheren Klassen sollte aber schon der Schiedsrichter entscheiden."


Andre Ludwig, Spielertrainer der SG Siddessen/Niesen: "Erst letzten Sonntag hatten wir im Derby gegen Gehrden/Altenheerse bestimmt vier bis fünf Situationen, in denen der Ball ins Aus gespielt werden musste, weil ein Spieler am Boden lag. Da geht für mich das Fairplay auch immer vor. Das sage ich auch meinen Jungs: Spielt den Ball immer ins Aus, wenn es eine solche Situation gibt. Ich würde lieber ein Spiel verlieren, als mir vorwerfen lassen zu müssen, dass unsere Mannschaft unfair agiert hätte."


Franz Gindera, Spieler des SuS Gehrden/Altenheerse: "Gerade in den Kreisligen, in denen Schiris alleine sind, sie keine drei Assistenten haben und Fußball spielen für uns alle ein schönes Hobby ist, ist es wichtig, dass wir fair miteinander umgehen. Es ist sicherlich ab und zu nicht leicht, man steht unter Strom und denkt erst nach dem Abpfiff anders über eine Situation, aber dennoch sollte man versuchen, fair zu bleiben. Wir spielen Fußball, weil es uns Spaß macht, und sollten uns auch nach Abpfiff noch die Hand reichen können."


Dominik Mikulcic, Torwart vom FC BW Weser II: "Fairplay ist sehr wichtig für den Sport, doch in solchen Fällen sollte man situationsbedingt handeln. Viele Spieler schauspielern, um einen Konter oder eine gute Chance durch einen ins Aus gespielten Ball zu verhindern. Vielleicht könnte da eine Neuregelung durch den Verband Abhilfe schaffen."


Yannik Massenberg, Spieler vom MTV Fürstenberg: "Ich finde es selbstverständlich den Ball ins Aus zu spielen, wenn ein eigener oder ein gegnerischer Spieler am Boden liegt. Die Gesundheit der Spieler steht über allem."


Jannik Kayser, Spielertrainer des SSV Würgassen: "Bei Verletzungen den Ball ins Aus zu spielen, ist richtig und nur fair. Vor allem in der Endphase wird aber die Schauspielerei immer mehr zur Sitte, um Zeit von der Uhr zu nehmen. In diesen spielentscheidenden Minuten sollten sich dann einfach beide Teams auf den Schiedsrichter verlassen können, der die Partie nur bei ernsthaften Verletzungen unterbrechen sollte."

Aufrufe: 07.4.2016, 15:00 Uhr
NW/Foto: Uwe MüllerAutor