2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Der Regelfall: Fairplay statt überbordende Emotionen.  Archivfoto: Christian Schulz
Der Regelfall: Fairplay statt überbordende Emotionen. Archivfoto: Christian Schulz

Deniz Selcukalp bereut Schlag

Bosporus-Spieler entschuldigt sich für Aussetzer nach dem 2:2 in Breithardt +++ Videoaufnahme belegt: Schiedsrichter wurde berührt +++ Sportgericht wird ermitteln

Breithardt/Eltville. Die vorhandenen Videosequenzen belegen es: Nach dem 2:2 zwischen den Fußball-B-Ligisten TuS Breithardt und dem SV Bosporus Eltville fielen Gäste-Akteure aus der Rolle. Unstrittig ist der mit Rot geahndete Schlag von Bosporus-Spieler Deniz Selcukalp (30) gegen den Breithardter Marius Rabenstein. Ferner wurde Schiedsrichter Jürgen Schulz von Eltviller Beteiligten berührt, stürzte zu Boden, erbat sich Polizeischutz und schloss sich nach der Partie erst einmal in seiner Kabine ein.
Kommt der Videobeweis zur Anwendung?
Szenen, die das Sportgericht des Rheingau-Taunus-Kreises unter dem neuen Vorsitzenden Matthias Hannes nun aufarbeiten muss. Bosporus droht Ungemach in Form drakonischer Strafen. Bleibt nun abzuwarten, ob die unerfreulichen Ereignisse im Rahmen einer Verhandlung in ein Urteil münden. Oder ob auf schriftlichem Weg entschieden wird. Und es stellt sich die Frage: Wird das Video als Beweismittel zugelassen? Hannes schließt das nicht kategorisch aus. Zunächst werden aber der Sonderbericht des Spielleiters und die Stellungnahmen beider Vereine abgewartet, ehe über den Fortgang beraten wird. Mit Holger von der Heydt, dem Referee des Spiels der Reserven, steht möglicherweise ein Zeuge zur Verfügung.

Deniz Selcukalp, Spieler und Abteilungsleiter SV Bosporus: „Ich habe mich zu etwas hinreißen lassen, das mir nicht hätte passieren dürfen – egal, wie auch immer ich provoziert wurde. Dafür gibt es keine Entschuldigung, das tut mir leid. Dafür entschuldige ich mich bei dem Spieler, bei Breithardt und auch bei meinen Leuten. Andererseits hätte auch der Breithardter Spieler, der mich am Hals gepackt hat, Rot sehen müssen. Außerdem kamen weitere Breithardter auf mich zugerannt. Und es gab von Breithardter Seite Beschimpfungen, die unter die Gürtellinie gingen. Auch gegen meine Mutter, die zugeschaut hat. Und die Art und Weise, wie der Schiedsrichter zu Boden gegangen ist, war schon ein bisschen fragwürdig. Wenn er wirklich an der Schulter verletzt war, hätte er erst gar nicht pfeifen dürfen. Ein Spieler von uns hat ihn doch nur kurz an der Schulter berührt, um zu fragen, warum es nicht für beide Seiten Rot gab. Das war definitiv kein Angriff auf den Spielleiter. “

Erwin Rock, Vorsitzender der Fußball-Abteilung des TuS Breithardt: „Bosporus hat sicher eine gute Truppe. Der Meisterschafts-Anspruch kommt nicht von ungefähr. Aber in der zweiten Halbzeit ließ die Mannschaft kräftemäßig nach, zeigte sich nicht diszipliniert, wollte aber noch mit aller Gewalt gewinnen. Wobei der Schiedsrichter gut war und in Ruhe entschieden hat. Nach dem Abpfiff haben wir uns über das 2:2 gefreut. Doch in der Folge ist das Geschehen eskaliert, als der Eltviller Deniz Selcukalp unserem Marius Rabenstein voll ins Gesicht geschlagen hat. Der Schiedsrichter hat sich zum Ort des Geschehens begeben und Selcukalp die Rote Karte gezeigt. Etwas später griff ein Eltviller Spieler im Pulk dem Schiedsrichter von hinten an die Schulter. Vermutlich an die Stelle, an der er vor Kurzem operiert worden war. Der Unparteiische fiel daraufhin um, lag wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Anschließend hat er sich in der Kabine eingeschlossen und wir haben Ordner davor postiert. Im Zuge der ganzen Vorkommnisse wurde auch wutentbrannt gegen Wassereimer getreten und in der Gäste-Kabine wurde die Tür beschäftigt. Den Schaden wollen wir ersetzt bekommen. Schließlich haben wir uns überhaupt nichts vorzuwerfen. Das war alles völlig unnötig. Bis auf einige Nicklichkeiten während des Spiels war eigentlich in negativer Hinsicht bis zum Spielende gar nichts los gewesen.“

Mustafa Aktan (Spieler SV Bosporus): „Das war bis auf ein paar Nicklichkeiten ein total faires Spiel. Nach dem Abpfiff muss dann generell alles vorbei sein. Das darf nicht ausarten. Das hätte nicht passieren dürfen und tut mir leid. Letztlich ist auch unsere gesamte Mannschaft der Leidtragende. Wir wollen Erster oder Zweiter werden und aufsteigen. Aber so machen wir uns alles kaputt. Unser größter Gegner sind letztlich wir selbst.“

Maximilian Merken (Spielertrainer TuS Breithardt): Ich wohne in Eltville und kenne die Bosporus-Spieler. Mit Deniz Selcukalp habe ich am Tag vor dem Spiel sogar noch telefoniert. Nach dem Abpfiff des Spiels ging es plötzlich los. Unser Spieler Christian Schauss hat einen Schubser erhalten. Marius Rabenstein wollte ihn schützen, woraufhin Deniz Selcukalp Marius einen Schlag ins Gesicht verpasst hat. Ich habe Deniz zur Seite genommen und ihn gefragt, was das solle. Mir gegenüber war er dann ganz ruhig. Was mit dem Schiedsrichter passiert ist, habe ich nur anhand der Videoaufnahme gesehen. Aber es wurden auch von Eltviller Seite Wassereimer in Richtung der Zuschauer getreten. Die Frau unseres Spielers Jürgen Zerbe war mit ihrem Baby in der Nähe. Nicht auszudenken, wenn der Eimer auf das Kind zugeflogen wäre. Außerdem wurde die Kabinentür aus den Angeln getreten. Ich habe keinerlei Interesse, den Eltvillern etwas Schlechtes zu wollen. Doch das sind alles Dinge, die im Fußball so nie passieren dürfen. Egal, aus welchen Emotionen heraus.“

Markus Kusch, Spielertrainer SV Bosporus: Das mit Deniz darf natürlich nicht passieren und ein Schiedsrichter darf natürlich nicht angefasst werden. Die Frage ist aber, ob der Schiedsrichter in diesem Fall wirklich derart Schmerzen hatte, dass er so zu Boden gehen musste. Es ging doch um ein Antippen, um auf etwas aufmerksam zu machen, wie es in jedem Spiel des Öfteren passiert. Sicherlich gab es Tumulte, aber das Ganze ist nur hochgekocht, weil so viele Leute auf dem Platz waren. Einige haben gemeckert, andere beruhigt. Wir haben aber keine Probleme mit Breithardt, haben uns nach dem Spiel noch unterhalten und anständig verabschiedet. Im Endeffekt wollen wir alle nur Fußball spielen. Aber mir geht es auch darum, dass wir als B-Liga-Kicker von Seiten der Schiedsrichter Akzeptanz finden und respektiert werden. Wir sind genauso Menschen wie die Spieler in höheren Klassen.

Aufrufe: 030.8.2016, 14:30 Uhr
Stephan NeumannAutor