2024-03-28T15:56:44.387Z

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Dirigent eines Kuriositäten-Ensembles: Tobias Urban will  beim SV Hölzlebruck mehr  rauskitzeln.
Dirigent eines Kuriositäten-Ensembles: Tobias Urban will beim SV Hölzlebruck mehr rauskitzeln. – Foto: Wolfgang Scheu

"Mehr geht immer" beim TuS Bonndorf und SV Hölzlebruck

Die Bezirksliga-Trainer Björn Schlageter vom TuS Bonndorf und Tobias Urban vom SV Hölzlebruck sind sich einig: Es geht um die Kunst, Maximales herauszuholen

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Das Trainergeschäft hat es in sich. Kein Trainingstag, kein Spiel und kein Problem gleicht dem anderen, der Coach als Dompteur von 20 verschiedenen Charakteren und als „troubleshooter“, der alles aus dem Weg räumt, was sich im Drang nach vorne auftürmt. Die sommerliche Spielpause ist eine Wohltat für die geschundene Trainerseele. Nichtstun, abschalten, nicht an Fußball denken. Den Kopf freibekommen. Bis es wieder losgeht. Irgendwann im Juli.

TuS Bonndorf, sechster Platz, 46 Punkte und 61:38 Tore

In den letzten Saisonspielen hat sich die Harmonie und Leidenschaft eingestellt, die dieser Bonndorfer Mannschaft innewohnt. Das steigerte die Lust, noch etwas zusammen zu unternehmen: Die TuS-Bezirksligaspieler haben zum Abschluss der Saison einen Ausflug gemacht. „Die Konstanz ist in der Rückrunde besser geworden. Wir haben uns auch spielerisch weiterentwickelt. Am Samstag beim 4:1 in Königsfeld hat die Mannschaft ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagt Trainer Björn Schlageter.

Mit der Rückrunde im Besonderen und den letzten Spielen im Speziellen war der TuS-Coach zufrieden, mit der Vorbereitung auf die Saison und mit der Hinrunde nicht. Die Trainingsbeteiligung war ihm in den intensiven Wochen vor der Runde zu dürftig, der Saisonstart sei entsprechend verlaufen. „Wir waren zum Rundenstart nicht auf dem Niveau, auf dem man sein müsste“, sagt Schlageter, „wir haben anfangs einfache Punkte liegen lassen und jeder weiß ja, wie wichtig gerade der Saisonstart ist“. Die Schieflage durch den unterschiedlichen Fitnesszustand der Spieler – „wir konnten nicht das Tempo gehen, das wir wollten“ – zog sich durch die ganze Hinrunde.

Wenn man weiß, dass der TuS Bonndorf seine zehn Niederlagen stets mit einem Tor Unterschied kassiert hat, dann drängt sich unweigerlich die Frage auf, wo diese Mannschaft stehen könnte, wenn sie über die gesamte Saison konstanter gespielt hätte. „Wenn man von Anfang an bei der Musik sein will, dann müssen Leidenschaft, Einsatz und Disziplin auch von Anfang an da sein“, sagt der Coach. Er wird sich auch weiter an der Kunst versuchen, das Maximale aus einer „steigerungsfähigen Mannschaft“ herauszuholen, denn er findet, „dass wir den einen oder anderen Platz weiter vorne weggeschenkt haben“.

Florian Schlachter, der unter Schlageter zuletzt Innenverteidiger gespielt hat, und Mario Modispacher beenden ihre Laufbahn, mit dem einen oder anderen neuen Spieler sei man im Gespräch: „Wir gucken punktuell, wäre schön, wenn wir für vorne was finden.“

Jannik Thurau, der beim Spiel in Königsfeld verletzt vom Platz musste, hat sich eine Knieverletzung zugezogen, Schlageter vermutet, dass das Außenband etwas abbekommen hat. Die endgültige Diagnose liegt noch nicht vor. Trainingsbeginn ist am 11. Juli. Der Bonndorfer Trainer hofft auf volle Kapelle. „Wir werden das dieses Mal etwas anders steuern“, verspricht er, „ich kenne ja die Gründe, woran es letztes Mal lag“.

SV Hölzlebruck, neunter Platz, 43 Punkte und 63:72 Tore

Tobias Urban ist begeistert. Von diesem Verein. Seit einem Jahr ist er als Trainer beim KSV Hölzlebruck. „Alles, was da abseits des Platzes läuft, ist genial. Der Verein ist super aufgestellt. Es geht familiär und kameradschaftlich zu, da stimmt alles.“ Der Saisonabschluss wurde in einem Partykeller gefeiert, es gab zu essen und zu trinken, die Stimmung war prächtig. Urban überlegt sich nun, wie er dieses Klasseformat sportlich auf den Platz bekommt. Denn die Saison der Bezirksligamannschaft glich einer urwilden Achterbahnfahrt. Urban mag Achterbahnfahrten. Ja, mit dem Silverstar im Europapark. Mit seiner Fußballmannschaft findet er die wilden Ausschläge nach oben und unten weit weniger amüsant. 1:7, 2:5, 5:4, 3:5, 3:3, 4:5 – die Saison des HSV ist reich an kuriosen Ergebnissen Und an Gegentoren: 72. Urban nimmt es erstmal mit Humor: „Wenn es Ihnen langweilig ist, dann schauen Sie bei Fußballspielen des SV Hölzlebruck zu. Da wird Ihnen was geboten.“ Dann wird er etwas ernster im Ton und sagt: „Ich dachte anfangs, wir haben einen großen Kader. Als sich einige Spieler aber schwer verletzten, hatten wir ständig mit Personalnot zu kämpfen. Ich lass’ das als Entschuldigung für die vielen, einfachen Fehler, die wir in einigen Spielen gemacht haben, aber nicht gelten.“

Es wäre mehr möglich gewesen, da ist sich der Hölzlebrucker Trainer sicher: „Wir haben nicht das Optimale herausgeholt. Es kam nie so richtig Zug rein“. Aber Urban ist ein Trainer, den solche Umstände nicht niederdrücken. Er fühlt sich herausgefordert, mögen die Unwägbarkeiten auch noch so groß sein. Er will das besser machen. „Ich möchte die Spieler mehr motivieren und kitzeln. Ich möchte, dass sie mehr aus sich herauskommen“, sagt Urban, „ich habe mir da auch schon zwei, drei Neuigkeiten überlegt.“
Die erfahrenen Peter Beha und Pirmin Schlenker werden weitermachen. Urban freut’s, denn an ihnen könnten sich die Jungen aufrichten. Leon Vitacca aus der HSV-Jugend kommt hinzu, ebenso Robin Krupka aus Hinterzarten. „Vielleicht haben wir einen Abgang, das ist noch nicht sicher“, sagt Urban und wenige Augenblicke zuvor hat ihm ein junger Spieler zugesagt, dass er kommt – den Namen kann er aber noch nicht rauslassen. Am 15. Juli wird der SV Hölzlebruck wieder ins Training einsteigen. Eventuell auch früher, wenn ein Testspiel gegen den FC 08 Villingen im Rahmen der Sportwoche zustande kommt. Denn der Verein, den Urban so enthusiastisch lobt, feiert das 70-jährige Bestehen.

Aufrufe: 017.6.2019, 17:35 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor