2024-05-10T08:19:16.237Z

Querpass
Konzentration vor dem Spiel: Steven Nowark (Zweiter von rechts) verlor zwar mit Deutschland das Auftaktspiel gegen Italien, setzte sich dann mit dem Team aber doch als Gruppenerster durch.  © Steven Nowark
Konzentration vor dem Spiel: Steven Nowark (Zweiter von rechts) verlor zwar mit Deutschland das Auftaktspiel gegen Italien, setzte sich dann mit dem Team aber doch als Gruppenerster durch. © Steven Nowark

Sachsenhausens Nowark ist Vize-Weltmeister

Fußball der Gehörlosen: Steven Nowark blickt auf ein erfolgreiches Turnier in der Nationalmannschaft zurück

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"Als Riesenerfahrung", bezeichnet Steven Nowark sein Abenteuer bei der Weltmeisterschaft der Gehörlosen in Italien. Der erst kürzlich vom Landesligisten FC 98 Hennigsdorf zum Brandenburgligisten TuS Sachsenhausen gewechselte Kicker schaffte es mit der Deutschen Nationalmannschaft vor einigen Tagen sogar bis ins Endspiel.

Dass es im Finale nicht für den ganz großen Wurf reichte, sei bitter, erzählt Nowark, der seit seiner Geburt taub ist. Nach 90Minute stand es gegen die Auswahl der Türkei 1:1, es ging in die Verlängerung. Eine Unordnung in der deutschen Abwehr sorgte allerdings in der 118 Minute für Entsetzen aufseiten der Mannschaft von Steven Nowark. Die Türken blieben eiskalt, erzielten das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu reparierende 1:2 und sicherten sich damit den WM-Titel. "Das ist natürlich enttäuschend für uns", sagt der Sachsenhausener. "Allerdings ist es auch richtig gut, dass wir überhaupt so weit gekommen sind."

Das Abenteuer Weltmeisterschaft begann für Steven Nowark mit einem dreitägigen Trainingslager in Oberhaching. Danach ging es mit dem Flugzeug nach Italien, und allein bei diesem Gedanken daran, gerät der Kicker ins Schwärmen. "Für den Fußball wegzufliegen, war für mich etwas komplett Neues und etwas richtig Tolles."
Dabei war der WM-Auftakt für die deutsche Mannschaft zunächst kein Start nach Maß. So ging das Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Italien mit 1:2 verloren. Durch ein 4:1 gegen Belgien, zu dem Nowark auch eine Torvorlage beisteuerte, sowie ein 2:0 gegen den Irak gelang aber dennoch die Qualifikation für das Viertelfinale als Gruppensieger.
Das erste K.-o.-Spiel wurde souverän mit 3:1 gegen die USA gewonnen. Doch im anschließenden Halbfinal-Duell mit Argentinien ging es knapper zu. Es sei eine hitzige Partie gewesen, berichtet Nowark. Letztlich behielt sein Team aber mit 3:2 die Oberhand und zog ins Finale ein.

Als Erinnerung an die Weltmeisterschaft darf Sachsenhausens Neuzugang nun eine Medaille für den zweiten Platz sein Eigen nennen. "Einige Geschenke haben wir auch noch bekommen", meint er. All das kann ihm, wie die Erinnerungen an dieses Turnier, niemand mehr nehmen. "Für mich war in Italien vieles neu. Es war richtig anstrengend, denn wir hatten zweimal am Tag Training und dann alle zwei Tage ein Spiel. Auch an die Hitze musste ich mich erst gewöhnen. Aber ich habe fast jede Partie durchgespielt."
Geht es nach Nowark, könnte es so natürlich auch bei seinem neuen Club TuS Sachsenhausen weitergehen. Aktuell befindet er sich mit der Mannschaft in der Vorbereitung auf die kommende Saison in der Brandenburgliga. "Ich will natürlich auch beim TuS so oft wie möglich spielen und freue mich sehr auf die Aufgabe", unterstreicht der WM-Teilnehmer, dass er in Sachsenhausen einiges vor hat.

Mit TuS-Trainer Oliver Richter sei zudem abgesprochen, dass er auch weiterhin Termine für die Nationalmannschaft der Gehörlosen wahrnehmen darf. So wird Steven Nowark wohl auch im September das Trikot der deutschen Auswahl tragen, wenn das nächste Länderspiel gegen Schweden steigt. "Gewinnen wir diese Begegnung, dann sind wir 2017 bei den Deaflympics, der Gehörlosen-Olympiade in der Türkei dabei."

Aufrufe: 015.7.2016, 14:00 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor