Spvgg Cannstatt: Einfach und effektiv

Kopfschüttelnd schritt Ali Cetin nach dem Abpfiff über den Platz. Der Spielertrainer von Türkspor Stuttgart konnte es einmal mehr nicht fassen, dass sein Team als Verlierer in die Kabine schlich. „Wir waren das klar bessere Team, spielerisch überlegen, hatten wieder genügend Chancen und stehen erneut mit leeren Händen da“, so Cetin. Dem gibt es nicht viel hinzuzufügen. Es sah gut aus, wie der Gastgeber den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren ließ, den Cannstattern hauptsächlich in der ersten Hälfte kaum Luft zum Atmen ließ und sie viel Energie ins Hinterherlaufen stecken mussten. Jedoch: Türkspor agierte in Strafraumnähe zu kompliziert beziehungsweise zu verspielt, probierte es vor allem durch die Mitte und schloss häufig zu spät ab. Genau damit hatten die Cannstatter gerechnet und die Dominanz der Gastgeber auch eingeplant. „Wir haben das Kurzpassspiel durch die Mitte erwartet und deshalb versucht, zentral dicht zu machen und die Schüsse zu blocken. Die Rechnung ist aufgegangen, auch wenn es teilweise ein Tanz auf der Rasierklinge war“, sagte ein zufriedener Spvgg-Coach Stefan Schuon.

Mohamad Alshaher machte den Unterschied

Die Einfachheit gepaart mit Effektivität und einem trickreichen Stürmer Mohamad Alshaher waren die Grundzutaten für den Gäste-Sieg. „Es war sicherlich nicht attraktiv, was wir geboten haben. Aber aufgrund unserer misslichen personellen Situationen war eine andere Herangehensweise nicht möglich. Die Jungs haben alles gegeben und deshalb auch den Sieg eingefahren.“ Stürmer Mohamad Alshaher machte den Unterschied. Er macht zwar nicht immer das, was ihm aufgetragen wird – „er versteht noch nicht so gut Deutsch“, so Schuon – aber er macht überraschende Sachen. Nicht nur für den Gegner, sondern auch für seine Mitspieler. So wie in der 3. Minute. Einen langen Pass nahm er links außen knapp hinter der Mittellinie auf, schüttelte den ersten Spieler ab und kurz vor der Grundlinie den nächsten, um dann aus spitzem Winkel mit der Picke das Spielgerät Schlussmann Alican Erdem durch die Beine zum 1:0 zu befördern. Eine ähnliche Szene spielte sich in der 54. Minute ab. Dieses Mal passte Alshaher von der Grundlinie zurück ans linke Strafraumeck, Khaled Almalla zog ab und markierte ein Traumtor zum 3:0 für die Gäste. Dies war die vierte Chance für die Cannstatter, die zweite in der 44. Minute bedeute das 2:0. Wie bei der Führung sah die Türkspor-Defensive nicht gut aus. Ein Freistoß aus dem Halbfeld fand den am langen Pfosten völlig freistehenden Domenic Guagenti. Dieser köpfte in die Mitte und über Umwege landete der Ball vor Außenverteidiger Robin Kaufmann, der nur noch ins leere Tor einschieben musste.

Nach der Gästeführung pressten die Gastgeber die Spvgg bereits in der eigenen Hälfte, waren in ständigem Ballbesitz und hatten auch gute Chancen. Spätestens in der 30. Minute hätte der Ausgleich fallen müssen. Erdal Koyuncu – bislang fünf Saisontore – hatte aus fünf Metern das völlig verwaiste Gehäuse vor sich und drosch das Leder drüber. Eine Minute später segelte eine Flanke durch den Cannstatter Strafraum und auch Ibrahim Özcelik hatte das leere Tor vor sich – am langen Pfosten köpfte er ans Außennetz.

Cannstatt brachte Vorsprung über die Zeit

Nach der Pause wirkten die Gäste aus Cannstatter besser geordnet und vor allem aggressiver. Der Ball lief zwar bei den Hausherren weiterhin gut und flott durch die eigenen Reihen, doch die gefährlichen Situation wurden deutlich weniger. In der 65. Minute kam Türkspor Stuttgart zum verdienten 1:3-Anschlusstreffer – Erdal Koyuncu tankte sich irgendwie durch die Spvgg-Abwehr. Auch wenn die Hausherren weiterhin alles versuchten, brachte die Spvgg Cannstatt den Vorsprung souverän über die Zeit.

Türkspor Stuttgart empfängt am kommenden Sonntag, 7. Oktober, 15 Uhr, den Klassenprimus Sportclub Stammheim, die Spvgg Cannstatt das Kellerkind SV Sillenbuch.

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