2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Auf Fatih Baydemir (im Vordergrund) ist Verlass. Zuletzt schoss er im Punktspiel beim 4:0-Sieg gegen Mering zwei Tore. Seine Kollegen Hakan Kocakahya (rechts) und Ezra Armstrong freuen sich mit ihm.	F.: Peter Kleist
Auf Fatih Baydemir (im Vordergrund) ist Verlass. Zuletzt schoss er im Punktspiel beim 4:0-Sieg gegen Mering zwei Tore. Seine Kollegen Hakan Kocakahya (rechts) und Ezra Armstrong freuen sich mit ihm. F.: Peter Kleist

Ein echter „Knipser“

Fatih Baydemir vom Landesligisten Türkspor Augsburg schießt scharf +++ Vor dem Gipfeltreffen mit dem TSV Landsberg hat er in 25 Spielen 22 Tore erzielt

Welcher Fußball-Klub träumt nicht davon? Fast alle suchen ihn – der Landesligist Türkspor Augsburg hat ihn: Einen „Knipser“ im Sturm. Der Angreifer Fatih Baydemir hat den Auftrag Tore zu schießen und diesen erfüllt er für sein Leben gern. Seine bisherige Bilanz 22 Tore in 25 Spielen. Der mittlerweile 30-jährige Baydemir ist aber nicht gerade ein gewöhnlicher Landesliga-Kicker, sein Hintergrund hebt sich schon etwas von anderen Spielern ab.

Baydemir gehört in seiner Jugendzeit zu den Talenten im deutschen Fußball. In der Jugend des FC Bayern München hat er zusammen mit Thomas Müller oder Holger Badstuber gespielt. Später dann bei Hertha BSC mit Jerome Boateng. Wenn man Baydemir auf seine ehemaligen prominenten Kollegen anspricht, freut er sich, Neid ist ihm fremd: „Ich weine der Vergangenheit keine Träne nach. Ich hatte ebenfalls viele Chancen, aber konnte sie einfach nicht nützen.“ Schon zu Zeiten als er in der Jugend des FCB spielte, bekam er ein Angebot. Der Interessent war kein Geringerer als Arsenal London. „Ich war 15 Jahre alt und noch viel zu jung. Das wäre für mich damals ein viel zu großer Schritt gewesen“, erzählt Baydemir. Seine Eltern hätten ihm dabei keine Steine in den Weg gelegt: „Vater und Mutter haben mich immer unterstützt und mir viele Freiheiten gelassen.“

Doch Chancen in den Profibereich zu dringen, gab es immer wieder. Als im Jahr 2011 Ex-Profi Miroslav Stevic beim damaligen Zweitligisten 1860 München Manager war, hätte Baydemir von Manisaspor in der Türkei zu den Löwen wechseln sollen. Doch als Stevic beim TSV 1860 dann entlassen wurde, platzte auch dieser Wechsel. Dennoch Fußball ist das Leben von Baydemir.

Er spielte ein paar Etagen tiefer. Bei der SpVgg Unterhaching oder beim FC Unterföhring. In der vergangenen Spielzeit dann wieder einmal in der 3. Liga in der Türkei. Dort hat er früher auch schon für einige Nachwuchs-Nationalteams gespielt.

Den Unterschied zwischen dem türkischen und dem deutschen Fußball glaubt er auch zu kennen: „Die Deutschen sind taktisch besser. In der Türkei spielt man körperbetonter.“ Doch er wollte wieder zurück nach München und in Deutschland Fußball spielen. Türkspor Augsburg bot sich deshalb an, weil dort Anil Cil in der Vereinsführung ein Wort mitspricht. „Er ist ein guter Freund und ich habe zu ihm fast so ein Verhältnis, wie zu einem älteren Bruder und ich habe ihm einmal versprochen, wenn ich zurück aus der Türkei bin, dann spiele ich für Augsburg“, so Baydemir. Und er hat Wort gehalten.

Allerdings wie lange er dort spielt, steht in den Sternen. „Ich kann jederzeit gehen und würde das auch tun, wenn ich unzufrieden wäre, oder ein Angebot eines höherklassigeren Vereins kommt, aber ich fühle mich hier sehr wohl“. Zusammen mit drei Kollegen pendelt er mit dem Auto zu den Trainingseinheiten von der bayerischen Landeshauptstadt nach Augsburg. Dreimal München – Augsburg und zurück, das geht auch ins Geld. Was verdient eigentlich einer wie er in der Landesliga? Reich wird Baydemir nicht dabei. Sagt er jedenfalls: „Wir bekommen natürlich Benzingeld und ich bekomme ein bisschen Taschengeld. Viel ist das nicht. Baydemir spricht von ein paar hundert Euro. Tatsächlich ist es schon so, dass es von mir ein Freundschaftsdienst ist, für Türkspor zu spielen.“

Auch sein Trainer, der Ex-Profi Manfred Bender, muss ein paarmal aus dem Großraum München nach Augsburg fahren. Die Zusammenarbeit mit ihm findet er gut: „Da gibt es kein Problem. Bender ist ein cooler Typ.“ Und es könnte für Baydemir und sein Team nach dieser Saison eine Etage höher in die Bayernliga gehen. Türkspor hat als Tabellenführer einen Punkt Vorsprung auf den TSV Landsberg, allerdings der Zweite ist mit zwei Partien noch im Verzug.

Am Samstag im Schlagerspiel zwischen Landsberg und Türkspor könnte schon eine kleine Vorentscheidung fallen, zumindest um den direkten Aufstieg (der Zweite muss in die Relegation). Baydemir ist zuversichtlich: „Für uns steht der direkte Aufstieg an erster Stelle. Es wird kein einfaches Spiel und für uns ist das sicher eine große Herausforderung.“

Mehr Lokalsport gibt es unter www.augsburger-allgemeine.de

Aufrufe: 029.3.2019, 07:08 Uhr
Augsburger Allgemeine / Wolfgang LangnerAutor