München – Das Sportliche rückt wieder ein wenig in den Vordergrund bei Türkgücü München*. Am Samstag absolvierten die Spieler den Laktattest, gestern fand der Trainingsauftakt statt. Die Münchner werden zunächst weiter in zwei Gruppen trainieren, von dem aufgeblähten Kader mit 33 Profis wurde bislang noch niemand abgegeben. „Aber wir führen natürlich Gespräche“, sagt Roman Plesche.
Der sportliche Leiter hatte schon vor einigen Wochen klargestellt, dass Spieler, „die bei uns nicht den nächsten Schritt machen, bei einem anderen Verein besser aufgehoben sind.“ Neuzugänge sind bei Türkgücü hingegen kein Thema. Eigentlich sollte der Kader in der Winterpause punktuell verstärkt werden, aufgrund der unsicheren Situation nach dem Rückzug von Investor Hasan Kivran wurde dieser Plan über den Haufen geworfen.
„Wir werden mit dem Kader arbeiten, der uns zur Verfügung steht“, sagt Plesche.
Der Neuling in der 3. Liga bestreitet am 5. Januar ein Testspiel beim SSV Ulm, am 11. Januar empfangen die Münchner dann Dynamo Dresden im Grünwalder Stadion. Für das Spiel gegen den Spitzenreiter wurden bislang über 5000 Geistertickets von den Fans gekauft – zumindest eine kleine finanzielle Stütze.
„Die Situation ist ja für alle neu“, sagt Plesche über Kivrans Rücktritt, „Aber wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können: das Sportliche.“
Türkgücü liegt aktuell auf dem achten Rang. Nur drei Punkte hinter den Löwen, die auf dem Relegationsplatz stehen und ein Spiel mehr haben. Im Januar warten sechs Pflichtspiele innerhalb von 19 Tagen auf die Münchner.
Ob und wie die Münchner die Saison spielen, hängt nun auch von Max Kothny ab. Der Geschäftsführer führt weiterhin Gespräche mit potenziellen Investoren. Damit die Verhandlungen aber nicht behindert werden, werden Fortschritte zunächst nicht öffentlich kommuniziert.
Bis zum 21. Januar müssen die Münchner beim DFB die Zahlungsfähigkeit für den Rest der Saison nachweisen. Die Verhandlungsposition ist für Kothny ohnehin schon nicht gut, ein gewisser Zeitdruck ist auch vorhanden.
Der Vorsitzende von „Fanatik Türkgücü“, Baris Albayrak, wertet die Entscheidung Kivrans als „Schlag ins Gesicht und eine große Enttäuschung.“
Findet Kothny keinen Nachfolger, der die Anteile Kivrans – 89 Prozent an der ausgegliederten Türkgücü München Fußball GmbH – kauft, droht Türkgücü das Aus.
„Wir hoffen, dass die Saison gesichert ist. Irgendein Investor wird sich immer finden“, sagt Albayrak, „Die Frage ist, ob man in der kurzen Zeit den richtigen findet.“ Die Münchner rechnen in der Saison mit einem Verlust von vier Millionen, die letzte Spielzeit ergab ein Minus von 1,9 Millionen. Zuschauereinnahmen sind zudem weiter nicht in Sicht. Die Bedingungen für den Neueinstieg eines Investors könnten besser sein. NICO-MARIUS SCHMITZ *tz.de ist Teil des Ippen-Redaktionsnetzwerks