"Wir wollen zum einen den Reservisten eine Wettkampfmöglichkeit bieten, zum anderen auch den nachrückenden Jugendspielern die Chance geben, bei uns Spielpraxis zu sammeln", erklärt Plesche. Hört sich schön und gut an, nur die große Frage lautet: Wie soll das konkret aussehen? Profis, die zum Beispiel am Samstag im Derby gegen den TSV 1860 München nicht zum Zug gekommen sind, sollen sich am Sonntag mit dem ESV München-Ost oder dem SV Gartenstadt Trudering II in der C-Klasse messen? Schwer vorstellbar. Deshalb betont der Sportliche Leiter: "Wir stehen mit dem BFV im Austausch und lassen prüfen, ob wir unter Umständen nicht auf einer höheren Ligaebene einsteigen können, die dem spielerischen Niveau gerecht wird."
Die Münchner hoffen darauf, eventuell von einem Meldesystem zu profitieren, ähnlich wie es jüngst im Jugendbereich beschlossen wurde. Hier können Vereine ihre Teams melden und werden je nach Leistungsstand einer Liga zugeteilt. Neben dem Problem, dass potentielle Konkurrenten wahrscheinlich eher wenig begeistert wären, wenn ihnen plötzlich ein Überteam vor die Nase gesetzt werden würde, stellt sich die Frage, wie weit es mit der Motivation der Türkgücü-Profireservisten her wäre, sagen wir mal, in der Kreisliga auflaufen zu müssen. Darüber macht sich Plesche keine Sorgen: "Die Spieler stehen bei uns unter Vertrag. Wenn das die Anordnung des Vereins ist, müssen die Spieler diese auch befolgen." Das Reservistenteam soll auch von einem eigenen Trainer gecoacht werden, den es aber noch zu finden gilt.
Den Bestrebungen von Türkgücü, mit der zweiten Mannschaft im besten Fall ein paar Ligen überspringen zu können, versetzt BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth allerdings einen erheblichen Dämpfer: "Eine Meldeliga wie bei den Junioren gibt es im Seniorenbereich nicht. Türkgücü München müsste wie jeder andere Verein auch, der eine zweite Mannschaft im Spielbetrieb haben möchte, ganz unten anfangen. In dem Fall eine Ausnahme zu machen, kann ich mir nicht vorstellen. Wo fängt man dann mit Ausnahmen an und wo hört man auf?" Summa summarum: In der Causa gibt es noch deutlich mehr Fragen als Antworten.