2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche
Ist mit Türkgücü Aarbergen erfolgreich in die neue Saison gestartet: Cagri Yigit. Ig0rZh – stock.adobe/ F: Mehmet Kara
Ist mit Türkgücü Aarbergen erfolgreich in die neue Saison gestartet: Cagri Yigit. Ig0rZh – stock.adobe/ F: Mehmet Kara

"Dixi-Klos? In welchem Jahrhundert leben wir denn?"

"Nachspielzeit" mit Cagri Yigit +++ Der Spielertrainer von Türkgücü Aarbergen über seine Zeit beim SVWW, den starken Saisonstart und die schwierige Suche nach einem passenden Sportplatz (mit ordentlichen Toiletten)

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Der Spieler und Co-Trainer von Türkgücü Aarbergen: Cagri Yigit. Nachdem ein Brand im vergangenen Jahr das Bürgerhaus Rückershausen zerstörte und damit den Sportplatz von Türkgücü Aarbergen und dessen Kabinen im Bürgerhaus untergebracht waren, unbespielbar machte, hat der C-Ligist kein Heimspiel mehr auf heimischem Boden ausgetragen. Trotzdem steht Türkgücü aktuell ungeschlagen auf dem ersten Tabellenplatz der Kreisliga C Rheingau-Taunus. Im FuPa-Interview spricht der 21-Jährige über die schwierige Suche nach einem Übergangsplatz, den starken Saisonstart und seinen Wechsel vor Saisonbeginn von der TSG Wörsdorf zu Türkgücü.

FuPa: Cagri, du bist mit der A-Jugend des SV Wehen Wiesbaden in die Bundesliga aufgestiegen und konntest in den vergangenen Spielzeiten Hessen- und Verbandsligaerfahrung in Hadamar und Wörsdorf sammeln. Nun spielst du bei Türkgücü Aarbergen in der Kreisliga C. Was hat dich vor der Saison dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen?

Ich hatte mir am Anfang der vergangenen Saison bei Wörsdorf in einem Spiel das vordere Kreuzband gerissen und danach eigentlich schon komplett mit Fußball abgeschlossen. Ich wollte aufhören, um mich auf Arbeit und Ausbildung zu konzentrieren. Deshalb hatte ich mich damals auch nicht operieren lassen, weil man in einem Alltag ohne Sport auch gut ohne Kreuzband auskommt. Die Jungs von Türkgücü kenne ich schon seit dem Kindergarten und habe deshalb öfter bei Spielen oder Training zugeschaut. Bei einer Einheit hat sich einer der Jungs verletzt und ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, spontan einzuspringen und mitzukicken. Das hat mir dann so einen Spaß gemacht, dass ich Lust bekam, bei Türkgücü wieder einzusteigen. Vor der Saison habe ich mich dann am Kreuzband operieren lassen und kann bisher ohne Probleme spielen.

Du hast den größten Teil deiner Jugend beim SV Wehen Wiesbaden verbracht. Bereust du es im Nachhinein, so viel Zeit in den Fußball investiert zu haben?

Das stimmt, in der Jugend bei Wehen zu spielen, das ist schon mit einem sehr großen Arbeitsaufwand verbunden und kostet eine Menge Zeit. Man vernachlässigt dabei viele Dinge, wie Familie oder Schule. Trotzdem war es für mich eine sehr schöne Zeit, eigentlich unbeschreiblich. Und auch wenn es am Ende nicht ganz für eine Profilaufbahn gereicht hat, bereue ich nichts und würde es genauso wieder machen. Der Aufstieg mit der A-Jugend in die Bundesliga war für mich ein sehr guter Abschluss.

Im vergangenen Jahr hat ein Brand das Vereinsheim von Türkgücü Aarbergen zerstört. Seitdem ist euer Sportplatz unbespielbar. Wie trainiert ihr und wo wird nach dem Feuer gespielt?

Wir trainieren zurzeit auf einem Hockeyplatz in Kettenbach, der aber eigentlich viel zu klein ist, um dort mit 15 Spielern anständiges Training machen zu können. Bis auf eine Partie, bei der der TuS Breithardt uns dankenswerterweise seinen Kuntrasenplatz zur Verfügung gestellt hat, haben wir bisher alle Spiele auswärts bestritten.


Trotz dieser Tatsache steht ihr aktuell ungeschlagen auf dem ersten Tabellenplatz der Kreisliga C Rheingau-Taunus. Was sind aus deiner Sicht die Gründe, für den starken Saisonstart?

Trotz oder vielleicht grade aufgrund der Schwierigkeiten mit dem Sportplatz herrscht bei uns eine sehr gute Atmosphäre, weil wir keine zusammengewürfelte Truppe sind, sondern uns alle schon lange kennen. Auch einige unserer Neuzugänge haben früher schon einmal bei Türkgücü gespielt. Obwohl wir dreimal die Woche trainieren, was für die C-Klasse schon viel ist, ziehen die Jungs voll mit. Außerdem spielt mein Vater eine große Rolle, der als Trainer einiges an Erfahrung mitbringt.

Gibt es in Aarbergen eigentlich keinen anderen Sportplatz, den ihr übergangsweise nutzen könntet?

Bisher leider nicht. Der Hartplatz in Daisbach verkraftet aus platztechnischen Gründen neben dem SC Daisbach keine weitere Mannschaft und den Rasenplatz in Panrod zu nutzen, wäre relativ teuer und aufwendig, zumal dort auch keine Flutlichtanlage existiert. Bei der neuen Kunstrasenanlage in Michelbach, die ohne Probleme mehrere Mannschaften bespielen könnten, stellt sich die JSG Aarbergen derzeit quer. Für mich sind das eher Scheinargumente, aber da kann man nichts machen. Die Gemeinde hat uns vorgeschlagen, Container und Dixi-Klos in Rückershausen aufzustellen, aber in welchem Jahrhundert leben wir denn bitte? Wir müssten uns in einem kleinen Container, den wir eigentlich als Lager nutzen, umziehen und 100 Meter zu den Duschcontainern laufen. Das finden wir grade jetzt, wo es kalt wird, schwierig. Außerdem wollen wir unseren Zuschauern zumindest ordentliche Toiletten bieten und keine Dixi-Klos.


Wie geht es für dich persönlich weiter? Hast du vor, in den kommenden Jahren noch einmal höherklassig Fußball zu spielen?

Grundsätzlich kann ich mir das schon vorstellen. Allerdings macht mir aktuell die Aufgabe als Co-Spielertrainer sehr viel Spaß. Mir gefällt die Verantwortung als Trainer und ich leite wirklich gerne unser Training. Letztendlich kommt es darauf an, wie der weitere Saisonverlauf verläuft und wer nach der Runde auf einen zukommt. Aber das steht noch in den Sternen.

Aufrufe: 011.9.2019, 19:00 Uhr
Niklas HechtAutor