2024-03-28T15:56:44.387Z

Ligavorschau
Gute Freunde kann keiner trennen: Hier feiern die TGL-Kicker einen Treffer ihres Torjägers Sinan Kaya - vor ziemlich genau einem Jahr noch in der Kreisklasse. Nach zwei Abstiegen in Serie liegt nun der Wiederaufstieg in Reichweite.		F.: Karl Aumiller
Gute Freunde kann keiner trennen: Hier feiern die TGL-Kicker einen Treffer ihres Torjägers Sinan Kaya - vor ziemlich genau einem Jahr noch in der Kreisklasse. Nach zwei Abstiegen in Serie liegt nun der Wiederaufstieg in Reichweite. F.: Karl Aumiller

»Türkische Kraft« der Integration

Vereinsheim in der Moschee, Training beim FCL und in Haunsheim # die Ethno-Kicker von Türk Gücü Lauingen sind längst gelebte Normalität in der Region

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Irgendwann Ende der 70er, Anfang der 80er muss es gewesen sein. Die reiferen unter den Fußball-Fans können sich vielleicht noch erinnern. Da verströmte der FC Italia Lauingen erstmals internationales Flair in den niederen Fußball-Klassen der Region. Von heißen Spielen heißblütiger Akteure wird berichtet. Das deutsche Bild vom italienischen Fußballer war geprägt durch das WM-Halbfinale in Mexiko, Catenaccio und dem „Respekt“ vor hoher südländischer Schauspielkunst nach vermeintlichen Fouls.

Jeder Auftritt in den ländlicher strukturierten Teilen unseres Landkreises wurde zum kleinen Länderspiel. Mangels Spielermasse waren die Italia-Kicker jedoch schnell wieder lokale Sportgeschichte. Geblieben sind Pizza und Pasta. Sie ergänzen den schwäbischen Speiseplan heute so selbstverständlich wie Schnitzel oder Leberkässemmel.

Ein weiteres kulinarisches Highlight unserer Gesellschaft und Alltagskultur ist inzwischen aber auch der türkische Döner. Und ein ethnischer Sportverein hat sich fest etabliert: Seit 21 Jahren gibt es die „türkische Kraft“, zur Saison 1994/95 lief Türk Gücü Lauingen erstmals in der damaligen C-Klasse Donau I auf. Viele der aktuellen TGL-Spieler sind gute und friedfertige Moslems. Vor dem Hintergrund des IS-Terrors rund ums Fußball-Länderspiel in Paris stellt Abteilungsleiter Ercüment Elisert deshalb fest: „Ganz klar, wir distanzieren uns von jeder Art von Gewalt. Menschen dürfen sich nicht gegenseitig umbringen im Namen einer Religion, sondern sollen friedlich zusammenleben.“ Elisert plant für den Januar ein Hallenturnier und hofft auf die Teilnahme der benachbarten Klubs – auch um zu zeigen: „Wir sind ein Verein der Integration , wir sind integriert.“

Ihr Klubheim haben die „Lauinger Türken“ in der Moschee an der Wittislinger Straße. Trainings- und Spielbetrieb absolvieren sie in „Untermiete“ beim FC Lauingen. Jeden Freitag wird zudem in Haunsheim geübt. „Das funktioniert alles bestens. Bis nach Eppisburg müssen wir jetzt nicht mehr ausweichen. Eine super Sache so!“ Elisert spendet den beiden Nachbarvereinen dafür „Lob und Dank“.

Auch die sportlichen Auftritte stabilisierten sich. Früher öfter mal für einen Aufreger gut, haben die TGL-Kicker ihre Emotionen inzwischen im Griff. Der Abteilungsleiter: „Die Mannschaft ist sehr ruhig. Diese Saison gab es erst eine Rote Karte wegen Foulspiels. Wir müssen diszipliniert bleiben, dürfen uns keine Durchhänger oder Ausraster leisten – auch um unsere sportlichen Ziele zu erreichen.“ Am Samstag (16 Uhr) steht die nächste Pflichtspiel-Aufgabe in der A-Klasse West 3 auf dem Terminplan. Ob dann vor der Partie beim FC Pfaffenhofen-Untere Zusam II per Gedenkminute oder Banner ein Zeichen gegen Terror und für Solidarität mit den Opfern von Paris gesetzt wird? Ercüment Elisert denkt darüber nach.

„Die Jungs spielen aktuell saustarken Fußball. Ohne die großen ’Stars’. Eine tolle Truppe“, freut sich der Abteilungschef. Ex-Kreisligist TG Lauingen hat nach zwei Abstiegen die Wende geschafft. Rückgrat seiner Mannschaft ist Spielertrainer Sükrü Hayda, „der viel Erfahrung und Einstellung im defensiven Mittelfeld einbringt“. Der 35-jährige Coach kehrte zur Winterpause 2014/15 zum Verein zurück. Torjäger sind Sinan Kaya mit aktuell einem Dutzend Treffern und Nuh Arslan (10). Weitere Teamstützen: Angreifer Tayfun Karaahmet, der junge Mittelfeld-Spieler Sahin Tasdelen aus der FCL-A-Jugend sowie in der Defensive Yusuf Karakurt (vom FCL zurück) oder Volkan Karadavut.

Als Tabellenzweiter – vier Punkte hinter Ziertheim und fünf vor FC Donauried – liegt TG Lauingen voll auf Wiederaufstiegskurs und ist nach durchwachsenem Saisonstart immer besser in Schwung gekommen. Von den jüngsten zehn Spielen wurde nur eines verloren – gegen Spitzenreiter Ziertheim. Aber auch der Zweite steigt direkt auf. Ercüment Elisert. „Wir haben vor, diesen Platz zu verteidigen. Ich bin sehr zuversichtlich.“

Aufrufe: 020.11.2015, 13:25 Uhr
Donau-Zeitung / Günther HödlAutor