2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview der Woche
F: Stefan Diehl Stefan Ronecker empfängt mit seinem TSV Wiesental den FC Obergrombach.
F: Stefan Diehl Stefan Ronecker empfängt mit seinem TSV Wiesental den FC Obergrombach.

Stärkste Defensive empfängt beste Offensive

Michael Käpplein (TSV) und Mehmet Duman (FCO) im Gespräch

Am neunten Spieltag empfängt Spitzenreiter TSV Wiesental die Offensivmaschine aus Obergrombach. Vor dem Topspiel der Kreisklasse B haben wir mit Mehmet Duman (FC Obergrombach) und Michael Käpplein (TSV Wiesental) gesprochen.

Das Interview wird präsentiert von:

Denis Musa - Versicherungen, Finanzen und Vermögensaufbau
Weitere Informationen: denis.musa@my-vfv24.de

Beide Teams haben einen starken Saisonstart hingelegt. Wie seid ihr mit dem bisherigen Verlauf zufrieden?

Mehmet Duman: Mit unserem Tabellenplatz und der bisherigen Punkteausbeute sind wir insgesamt gesehen natürlich sehr zufrieden und liegen aus unserer Sicht absolut im Soll.
Schaut man sich die Sache im Detail an, können wir eigentlich nicht zu 100 Prozent zufrieden sein. Dabei denke ich an die Heimniederlage gegen Flehingen II (zwei Elfmeter vergeben und etliche Großchancen nicht genutzt) und an das Spiel in Langenbrücken, als mit der letzten Aktion der Ausgleich (4:4) gefallen ist.

Michael Käpplein: Eine Saison kann bis zu diesem Zeitpunkt nicht viel besser laufen. Sieben Siege aus acht Spielen. Ich wüsste nicht, wann es so etwas zuletzt in meinem Verein gegeben hätte. Abgesehen von der Derbyniederlage in Kirrlach läuft es echt rund. Auf wie auch neben dem Platz sind alle Spieler (inklusive B-Team) eine super Gemeinschaft. Wir haben dank eines tollen Trainers und Trainings eine spitzen Trainingsbeteiligung und eigentlich kaum verletzte Spieler zu beklagen.

Beide Mannschaften traten bisher stark auf. Über welche Entwicklungsfortschritte freut ihr euch besonders?

Mehmet: Als neu zusammengestellte Mannschaft mit unseren jungen, talentierten Fußballern freuen wir uns vor allem über die spielerischen Fortschritte, die unser Zusammenspiel von Woche zu Woche noch stärker machen. Gerade wenn man eine neu zusammengewürfelte Truppe ist, ist der Zusammenhalt außerhalb vom Platz sehr wichtig. Deswegen freut es uns besonders, dass das Team innerhalb von so kurzer Zeit zu einer Einheit zusammengewachsen ist.

Mehmet Duman freut sich über die tolle Entwicklung, die sein FCO bisher gemacht hat.


Michael: Ich bin eigentlich grundoptimistisch, hatte jedoch zu Anfang meine Zweifel, ob die Mannschaft so funktionieren würde. Nach einer starken Pokalrunde und dem tollen Saisonauftakt bin ich allerdings vollends überzeugt, dass die Mannschaft passt – und das trotz zahlreicher Neuzugänge und Umstrukturierungen. Das erste Mal seit langem habe ich wirklich das Gefühl, dass alles Hand in Hand läuft: A- und B-Team, der Trainerstab, die Vereinsseite und natürlich auch die Fans, die endlich mal wieder etwas zu jubeln haben.
Ganz besonders stolz bin ich jedoch auf die Bodenständigkeit unserer Spieler. Gerade bei jungen Spielern setzt bei zu viel Erfolg oft eine gefährliche Euphorie ein, die schnell in Leichtsinn und Überheblichkeit umschlägt. Davon spüre ich bei uns keinen Deut. Die Stimmung ist super, klar. Allerdings nehmen wir jeden Gegner total ernst – unabhängig vom Tabellenstand – und spielen Wochenende für Wochenende unseren Fußball konzentriert. Das ist für mich „besonders“.

Was erwartet ihr am Sonntag. Wo seht ihr die Stärken des Gegners, wo kann man diesen knacken?

Michael: Am Sonntag wird – zumindest laut Torverhältnis – die stärkste Offensive der Staffel auf die stärkste Verteidigung treffen. Ich habe das Spiel von Obergrombach gegen Oberhausen II gesehen und war wirklich beeindruckt. Unser Gegner ist vor dem Tor extrem effizient und so muss es natürlich unser Ziel sein, hartnäckig und konsequent zu verteidigen und die Obergrombacher weitestgehend von unserem Kasten fernzuhalten. Wir werden wahrscheinlich wieder viel Geduld brauchen.

Mehmet: Wir spielen am Sonntag gegen das Spitzenteam der Liga. Die aktuelle Platzierung und das Torverhältnis des Favoriten für das Spiel am Sonntag zeigen, dass Wiesental aus einer kompakten Grundordnung heraus spielt. Zusätzlich kommt die individuelle Stärke des TSV in allen Mannschaftsbereichen hinzu. Um Wiesental zu knacken, müssen wir über 90 Minuten konzentriert spielen und versuchen, unsere eigenen Stärken zur Geltung zu bringen. Unsere Offensivabteilung ist gegen jeden Gegner in der Lage, das eine oder andere Tor zu erzielen.

Alles klar, jetzt wollen wir euren Tipp wissen: Wie endet euer Duell am Sonntag?

Mehmet: Ich tippe 3:2 für den FCO.

Michael: Es wird ein hart umkämpftes 2:1 für meine Truppe.

Michael Käpplein rechnet mit einem Sieg seines TSV Wiesental.


In den letzten Jahren lag doch etwas Abstand zwischen den vorderen Rängen und Wiesental bzw. Obergrombach. Ist die aktuelle Tabelle nur eine "Momentaufnahme" oder wollt ihr mehr?

Mehmet: Für den FCO wäre die aktuelle Platzierung am Ende der Saison ein Riesenerfolg. Wir freuen uns über die momentane Position, aber schauen von Spiel zu Spiel. Unser Ziel ist es natürlich, die bisherigen Leistungen über die gesamte Saison zu bestätigen und eventuell eine Platzierung zwischen Platz drei und fünf zu erreichen. Der Aufstieg ist für unsere junge Mannschaft kein Thema.

Michael: Wir haben Blut geleckt, soviel ist klar. Von Beginn an vorne zu sein, ist schön und macht uns Spaß. Das wollen wir uns natürlich nicht nehmen lassen. In den letzten Jahren waren die Grundvoraussetzungen sehr verschieden. In dieser Runde haben wir beste Gegebenheiten, um wirklich dauerhaft oben und vielleicht sogar um den Aufstieg mitzuspielen. Trotz einer sehr jungen Mannschaft bringen einige Spieler bereits sehr viel Erfahrung, Ruhe und Qualität mit auf den Platz. Ergänzt durch ein paar ältere Haudegen und einen Trainer, der menschlich und taktisch super mit den Jungs umzugehen weiß, ergibt das eine starke Mischung. Dieses Jahr ist definitiv etwas drin.

Habt ihr besondere Erinnerungen an Duelle gegen Wiesental bzw. Obergrombach?

Michael: Ich persönlich mag Obergrombach überhaupt nicht. Vor allem bei den Auswärtsspielen haben wir uns in den letzten Jahren immer schwergetan. Ich erinnere mich an das ein oder andere späte Ausgleichstor der Obergrombacher, das uns ein Unentschieden oder sogar eine Niederlage eingebracht hat. Die sind echt immer und zu jedem Zeitpunkt brandgefährlich – und das wissen wir.

Mehmet: Das ist meine erste Saison für den FCO und auch im Bruchsaler Fußballkreis. Daher kann ich die Frage leider nicht beantworten.

Bald ist ein Drittel der Saison absolviert. Welche Teams spielen dieses Jahr um den Aufstieg mit, für wen wird es eng mit dem Klassenverbleib?

Mehmet: Meiner Meinung nach spielen Wiesental, Dürrenbüchig und Unteröwisheim um den Aufstieg.

Auf bestimme Abstiegskandidaten möchte ich mich nicht festlegen. Meines Erachtens kann jeder jeden in der Liga schlagen. Ich denke, da tut sich noch einiges in der unteren Tabellenhälfte.

Michael: Das letzte Drittel wird entscheiden, aber klar wollen wir oben dranbleiben und nach Möglichkeit um den Aufstieg mitspielen. Obergrombach und Dürrenbüchig sind dieses Jahr definitiv mit einzurechnen, genauso wie Unteröwisheim, die eine großartige Offensive mit in die B-Klasse gebracht haben.
Traditionell vermute ich eher die zweiten Mannschaften von Neudorf, Oberhausen und Huttenheim am unteren Ende der Tabelle. Das ist natürlich Fluch und Segen zugleich, wenn man mit einer ersten Mannschaft in der Kreisliga spielt. Bei personellen Engpässen, wie sie zum Beispiel der FC Huttenheim gerade erlebt, ist es allerdings einfach nur Mist. Ich finde es total schade, dass eine starke Mannschaft, die souverän aufgestiegen ist, dann zerrissen wird und gegen den Abstieg spielen muss, weil oben in der Kreisliga Leute fehlen. Aber so ist das nun Mal. Vielleicht bessert sich die Situation ja – ich drücke die Daumen.

Was braucht eine Mannschaft, um den Aufstieg zu schaffen? Welche Qualitäten sind besonders gefragt?

Mehmet: Eine starke Defensive, denn die „Abwehr gewinnt Meisterschaften“, Erfahrung, Cleverness und vor allem eine Konstanz über die gesamte Saison.

Michael: Ich denke, Konstanz dürfte hier die wichtigste Eigenschaft sein. Wir hatten dieses Jahr das Glück, ohne schwere Verletzungen oder unnötige Sperren den Stammkader beisammen halten zu können. Ebenso war die Konzentration an den Abenden vor den Spielen und auf dem Platz immer hoch.
In der B-Klasse braucht es dann noch viel Kampfgeist und körperbetontes Spiel. Das hängt natürlich auch mit der Fitness zusammen, die man sich durch gute Trainingsbeteiligung erarbeiten muss. Es kann natürlich auch nicht schaden, wenn ein paar im Team kicken können.

Schiedsrichter haben es gerade in Klassen, in denen sie keine Linienrichter haben, besonders schwer. Wie beurteilt ihr die bisherigen Leistungen der Unparteiischen?

Michael: Wenn man wie ich schon jahrelang tiefklassig spielt, hat man sich daran gewöhnt. Manche Schiedsrichter machen es einem wirklich schwer, aber da zeigt sich dann wieder der Charakter einer Mannschaft. Ruhe bewahren und das eigene Spiel durchziehen, nach dem Spiel beim Schiri abklatschen – denn meistens sieht man den Unparteiischen ja nicht nur zwei Mal im Leben…
Allerdings hatten wir in dieser Spielzeit auch schon den ein oder anderen jungen Schiedsrichter, der wirklich einen Spitzen-Pfiff abgeliefert hat. Das macht natürlich Hoffnung für die Zukunft.

Mehmet: Ich betrachte das Ganze zunächst einmal aus einer anderen Perspektive und bin der Meinung, dass wir hier in Deutschland im „Hobbybereich“ ein super Fußballsystem besitzen. In allen Spielklassen stehen sonntags Schiedsrichter zur Verfügung, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Aus dieser Sichtweise her bin ich sehr zufrieden. Fehlentscheidungen durch Unparteiische passieren und sind völlig normal. Das ist gerade in diesem Sport, in dem innerhalb von Sekunden eine Entscheidung getroffen werden muss, keine einfache Angelegenheit.

Beendet folgenden Satz: Standardsituationen sind auf dem Platz...

Mehmet: … für den Spielverlauf oft entscheidend, da zu jedem Zeitpunkt des Spiels durch sie beide Mannschaften Tore erzielen können.

Michael: … für die Mauer manchmal schmerzhaft.

Alles klar soweit. Jetzt schauen wir mal noch, wie es um euer Fußballwissen bestellt ist. Erste Frage: Welcher Verein ist im Kreis Bruchsal derjenige, der historisch am höchsten gespielt hat?

Michael: Eigentlich habe ich keine Ahnung, aber eine Antwort werde ich ja geben müssen (lacht). Ich tippe auf den 1. FC Bruchsal.

Mehmet: Ich denke, irgendein Verein direkt aus Bruchsal, den es vielleicht gar nicht mehr gibt.

Bruchsal liegt durchaus nahe, denn der 1. FC hat ja vor wenigen Jahren in der Oberliga ein Intermezzo gegeben. Gesucht ist aber der FC Germania Karlsdorf, der 1934/35 in der Gauliga Baden, d.h. auf nationaler Ebene in der ersten Liga, spielte und sich dort mit den badischen Größen Waldhof und VfR Mannheim, Freiburger FC sowie den Vorgängervereinen des KSC, Phönix Karlsruhe und VfB Mühlburg, messen durfte. Zweite Frage: Welche sportliche Leistung verbindet ihr mit „Dixie“ Dean (FC Everton)?

Michael: Wieder bin ich überfragt. Abgesehen von der Kreisklasse interessiere ich mich nicht wirklich für Fußball (lacht).

Mehmet: Den Namen habe ich noch nie gehört. Wahrscheinlich war er ein Erfolgsgarant, wenn die Frage schon so formuliert ist. War er Torwart?

Nein, war er nicht. Als Stürmer stellte er in der Saison 1927/28 einen Torrekord auf. Wie oft traf er?

Mehmet: Etwa 50?

Michael: Damals sind schon viele Tore gefallen, der hat sicher 70 Buden gemacht.

Es waren 60, daher gibt es keinen Punkt. Die letzte Frage muss entscheiden. Wie viele und welche Stadtderbys gab es bisher in der Bundesliga?

Michael: Berlin, Stuttgart, München, Dresden, Leipzig, Hamburg… Das wären mal meine Vorschläge. Natürlich habe ich mindestens die Hälfte nicht erraten und sage deshalb zwölf Derbys. Falls es wirklich zwölf sind, will ich, dass meine Antwort geändert wird, das glaubt mir ja sonst eh keiner.

Mehmet: München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Berlin und Dresden. Ich sage sechs.

Zumindest die Zahl stimmt bei Mehmet, denn es gab bisher in sechs deutschen Städten Derbys in der Bundesliga, Frankfurt und Dresden waren aber nicht dabei. Zum Mitschreiben: München (FC Bayern und TSV 1860; 1965-70, 77/78, 79-81, 94-2004) Köln; (1. FC und Fortuna 1973/74), Berlin (Hertha BSC und Tennis Borussia; 1974/75, 76/77), Hamburg (HSV und FC St. Pauli; 1977/78, 88-91, 95-97, 2001/02, 10/11), Stuttgart (VfB und Kickers; 1988/89, 91/92), Bochum (VfL und SG Wattenscheid 09; 1990-93).

Dennoch erhält Mehmet den Punkt. Damit gewinnt er mit dem FCO das Quiz knapp gegen Michael und den TSV.

Michael: Dann wäre es nur fair, wenn Wiesental das Punktspiel gewinnt (lacht).

Mehmet: Das mit dem Spiel klären wir am Sonntag.

Wir sind mal gespannt. Vielen Dank für das Interview und alles Gute.

Aufrufe: 015.10.2016, 12:35 Uhr
Florian WittmannAutor