TSV Weilimdorf: Wahnsinns-Aufholjagd gegen Heiningen

Was wäre das wohl für ein Jubel gewesen, wenn Miroslav Andacics Kopfball in der 87. Minute der Fußball-Landesligapartie zwischen dem Schlusslicht TSV Weilimdorf und dem Titelanwärter 1. FC Heiningen den Weg ins Gegnerische Tor gefunden hätte. Doch der Verteidiger des TSV verfehlte diesmal sein Ziel. Ansonsten hätte eine Wahnsinns-Aufholjagd, die der Tabellenletzte gestartete hatte, in einer faustdicken Überraschung gemündet. So mussten sich die Nord-Stuttgarter mit einem 3:3-Remis begnügen, das in der Summe auf alle Fälle verdient war. Denn um ein besseres Ergebnis hatte sich der TSV selbst gebracht. Denn 15 Minuten schlafmütziger Gruselfußball reichten aus, um einen 75 Minuten andauernden Kraftakt auszugleichen.

Noch ein paar Sätze zur Vorgeschichte: Nach dem 0:7-Debakel in Weilheim hatten Funktionäre, Trainerteam und Mannschaft des TSV den großen Schulterschluss geübt. „Wir haben gesagt, dass wir alle an einem Strang ziehen wollen“, sagt Weilimdorfs Kapitän Güney Cömert. Doch als die Partie gegen die Heininger angepfiffen war, sah es eher nach einem verlorenen Faden aus. Der TSV ließ die spielfreudigen Gäste schalten und walten, wie es ihnen beliebte. „Nach 15 Minuten haben ich nur gedacht: Oh mein Gott“, sagt TSV-Abteilungsleiter Reinhard Wiese. In der 4. Spielminute erzielte Daniel Perez, der nach einem Freistoß von Benjamin Kern unbedrängt zum Kopfball gekommen war, die Führung für die Gäste. Zwei Minuten später hebelte Salvador Estevez den Ball an die Lattenunterkante. Und wie es schon in Wembley war, so war es auch in Weilimdorf: Der Unparteiische, in diesem Fall David Schmid, entschied auf Tor. Weitere sechs Minuten später knallte ein Freistoß von Kern an den Pfosten des TSV-Tores. Den Abpraller verwertete Innenverteidiger Michael Neumann, der geistesgegenwärtiger als die gesamte Abwehr der Gastgeber war, zum 3:0.

Zweifler wurden schnell eines Besseren belehrt

Dem Anhang der Weilimdorfer schwante nun aus zwei Gründen nichts Gutes: Erstens, weil das Team ja schon vor Wochenfrist nach allen Regeln der Kunst zerlegt worden war. Zweitens, weil der bis dahin letzte Besuch der Heininger an der Giebelstraße im November 2013 für den TSV mit einem 1:8-Debakel geendet hatte.

Allerdings wurden die Zweifler ziemlich schnell eines Besseren belehrt. Denn wie wenn ein geheimer Schalter umgelegt worden wäre, agierten die Nord-Stuttgarter nun mit einer völlig anderen Einstellung. Die TSV-Kicker warfen sich fortan in jeden Zweikampf, trennten die technisch versierten Gäste oft im Kollektiv vom Ball, und zeigten eine immense Laufbereitschaft. Zwischen der 20. und der 83. Minute sollte der FC nicht mehr gefährlich vor das Weilimdorfer Tor kommen. Aber es haperte bei den Platzherren nach wie vor damit, ihrerseits für Gefahr zu sorgen. Und dennoch kamen sie in der 32. Minute zum Anschlusstreffer: Nach Querpass von Madenhager Woldezion zog Patrick Härle aus 18 Metern ab, und das so beschleunigte Spielgerät schlug neben dem verdutzten FC-Schlussmann Marius Funk im Netz ein. In der Nachspielzeit von Hälfte eins verpassten es gleich zwei Weilimdorfer, den nächsten Treffer nachzulegen: Einen Kopfball von Sandro Villani nach einem Eckstoß von Woldezion klärte Max-Julian Hölzli auf der Linie. Der Nachschuss von Andreas Simic landete am Außenpfosten.

Wembley-Gedächtnistreffer von Woldezion

In Halbzeit zwei sollte sich am Kräfteverhältnis wenig ädern – zumal sich Daniel Perez in der 50. Minute Gelb-Rot eingehandelt hatte. Doch bis zum nächsten Höhepunkt der Partie sollte es bis zur 73. Minute dauern. Dann gab es Teil zwei der Wembley-Gedächtnistreffer. Diesmal hatte Woldezion einen Freistoß an die Lattenunterkante gesetzt, der vom Schiedsrichtergespann ebenfalls als Tor gewertet wurde. Auch beim 3:3-Ausgleich in der 78. Minute war der Weilimdorfer Mittelfeldspieler maßgeblich beteiligt. Diesmal landete Woldezions abgefälschter Freistoß bei Andacic, der per Kopf traf.

Nicht erst seit dem Platzverweis für Perez hatte sich der Anhang der Heininger ziemlich auf die Schiedsrichter eingeschossen, die dem Trio – wenn auch mit anderer Wortwahl – weitgehend die Fähigkeit zum unparteiischen Handeln absprachen. In der 83. Minute kochte die Stimmung bei der Fangemeinde des FC allerdings erst richtig hoch. Toni Carfagna war im Zweikampf mit Andacic zu Boden gegangen, doch der Elfmeterpfiff blieb aus. In der 86. Minute hätte Woldezion seine starke Leistung krönen können. Doch bei seinem Freistoß war FC-Keeper Funk auf dem Posten. Und eine Minute später verpasste es wie schon erwähnt Andacic, die Weilimdorfer mit dem Treffer zum 4:3 um drei Tabellenplätze nach oben zu katapultieren.

Nach der Partie wusste TSV-Trainer Marco Scheel nicht so recht, ob er sich über zwei weitere verschenkte Punkte ärgern oder über die Moral seiner Truppe freuen sollte. Der Coach entschied sich für letzteres: „So eine Reaktion zeigt mir, dass die Mannschaft intakt ist.“

Ausführliche Tabelle in der Landesliga Staffel II

1. Sportfreunde Dorfmerkingen 15 10 3 2 35 : 10 25 33 2. TSV Weilheim/Teck 15 9 4 2 38 : 17 21 31 3. SG Bettringen (Auf) 15 9 4 2 30 : 18 12 31 4. TV Echterdingen 15 10 1 4 25 : 17 8 31 5. 1. FC Heiningen (Ab) 15 7 6 2 38 : 20 18 27 6. TSV Köngen 15 7 3 5 24 : 23 1 24 7. FV 09 Nürtingen 15 6 4 5 21 : 26 -5 22 8. SV Ebersbach/Fils 15 5 4 6 25 : 24 1 19 9. TSV Bad Boll 15 4 5 6 21 : 23 -2 17 10. TSGV Waldstetten 15 4 4 7 16 : 22 -6 16 11. TSV Blaustein 15 4 4 7 20 : 28 -8 16 12. SC Geislingen 15 4 3 8 13 : 22 -9 15 13. TSV Neu-Ulm (Auf) 15 4 1 10 16 : 28 -12 13 14. 1. FC Eislingen (Auf) 15 4 1 10 8 : 29 -21 13 15. TSG Hofherrnweiler-Unterrombach 15 3 3 9 16 : 24 -8 12 16. TSV Weilimdorf 15 2 6 7 22 : 37 -15 12

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