Wallenhorst, ein Herbstmärchen

Wie hat der TSV den Last-Minute-Ausgleich aus der Vorwoche verkraftet? Der Ärger über das späte 1:1 gegen eine starke SG Ostercappeln/Schwagstorf verflog schnell, schon wenige Minuten nach dem Spiel realisierte das Wallenhorster Lager, dass man dennoch einen Punkt gewonnen hatte. Jedoch konnte das Zuschauerauge zum ersten Mal seit über einem Monat eine kleine Leistungsschwankung beim TSV erkennen, besonders in der zweiten Halbzeit ließ Rot-Weiß im Spiel gegen den Ball die nötige Bissigkeit und Organisation vermissen. Hoffnung auf einen einmaligen Ausrutscher macht die Trainingswoche; selten sah man die Nowak-Mannen so aggressiv und gewillt in den beiden Übungseinheiten, hinzu kommt der am Wochenende vollständig zur Verfügung stehende Kader. Mittelfeldspieler Marius Horstmeyer steht ebenso wieder im Kader wie die Torhüter Patrick Huesmann und Daniel Kicker, auf die Nowak gegen Ostercappeln verzichten musste. Die Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Herbstmärchens sind also gegeben.

Hat der Gast den schlechten Saisonstart verdaut? Definitiv. Genau wie der TSV haben die Bramscher ihre letzten fünf Ligaspiele nicht verloren, zusätzlich gelang der Einzug in das Kreispokal-Achtelfinale. Im aktuellen Power-Ranking der Kreisliga Nord liegen Wallenhorst und Bramsche an den Positionen eins und drei – es treffen die Teams des Augenblicks aufeinander. Doch vielmehr als der Augenblick zählt am Wiederhall die Zukunft, die dank einer herausragenden Jugendarbeit rosig aussieht. Vorbei sind die Zeiten der großen und teilweise teuren Namen, der FCR ist zu einer jungen Einheit geworden, die immer reifer wird und sich durch Pressing und schnelles Offensivspiel auszeichnet. Bereits sechs verschiedene Offensivspieler konnten sich in die Torjägerliste eintragen, die technisch starken Kilian Nobbe und Raphael Kaunas geben aus dem Mittelfeld heraus den Ton an. Der TSV trifft auf eine der laufstärksten Mannschaften der Liga – und wird von der ersten Minute dagegenhalten müssen.

Was sagt die Statistik? In der bisherigen Kreisliga-Historie des TSV traf man viermal auf die Bramscher: Einem Sieg stehen ein Unentschieden und zwei Niederlagen gegenüber, beide aus der letzten Saison. An der Kaisereiche verlor man trotz Führung mit 1:2, in Bramsche gab es ein nicht unverdientes 0:1. Hier fiel der TSV vor allem durch eine überzogene Kritik am Schiedsrichter auf.

Wer leitet das Duell am Sonntag? Auch für den Unparteiischen ist die Anreise am Sonntagmittag überschaubar – Kay Westerhus pfeift für den TuS Engter und wird von Maurice Wenker (Venne) und Jonah-Paul Hermansa (Kalkriese) an die Kaisereiche begleitet. Das letzte Aufeinandertreffen mit der Wallenhorster Reserve ist noch nicht allzu lange her; es war das peinliche 0:5 daheim gegen BW Merzen (03.09.2017). Die Bramscher pfiff Westerhus zuletzt am 05.10.2016 bei der 3:4-Heimniederlage gegen die DJK Schlichthorst.

War noch was? Die Wallenhorster Reserve scheint ein kleines Konzentrationsproblem zu haben – von bisher einundzwanzig Gegentreffern fielen zehn in den letzten zwanzig Minuten einer Partie. Dass dieser Fakt nicht auf Konditionsprobleme zurückzuführen ist, belegen aber auch vier eigene Treffer in der gleichen Spielphase, alle aus den letzten fünf Partien. Gegen den FCR kann man wohl nur in der Erfolgsspur bleiben, wenn die Konzentration über neunzig Minuten aufrechterhalten wird.

Und, wie geht’s nun aus? Es bleibt ein goldener Oktober für den TSV, der sein Herbstmärchen mit einem 2:1-Heimerfolg fortsetzen kann. In einem Spiel, welches man in der letzten Saison krachend verloren hätte…