2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Linkes Bild: Mit seinen drei Treffern in 50 Sekunden hat Marcus Biber nicht nur Jubelstürme bei seinen Kameraden vom TSV Ustersbach ausgelöst. Rechtes Bild: Mitten auf dem Sportplatz, den er seit rund 15 Jahren leidenschaftlich pflegt, durfte Markus Kohler einem Radiosender ein Interview geben.  Fotos: Andreas Lode/TSV Ustersbach
Linkes Bild: Mit seinen drei Treffern in 50 Sekunden hat Marcus Biber nicht nur Jubelstürme bei seinen Kameraden vom TSV Ustersbach ausgelöst. Rechtes Bild: Mitten auf dem Sportplatz, den er seit rund 15 Jahren leidenschaftlich pflegt, durfte Markus Kohler einem Radiosender ein Interview geben. Fotos: Andreas Lode/TSV Ustersbach

Zwei Ustersbacher werden zu Medienstars

Wie Marcus Biber nach drei Toren in 50 Sekunden im Netz und im Radio als Weltrekordler gefeiert wird +++ Auch Platzwart Markus Kohler muss Interviews geben

Der eine, Marcus Biber, wird ins Rampenlicht der Öffentlichkeit katapultiert, weil er innerhalb von 50 Sekunden drei Tore geschossen hat, der andere, Markus Kohler, arbeitet mehr als 15 Jahre im Hintergrund beim Sportheimbau und bei der Rasenpflege und wird am 18. November mit dem Ehrenamtspreis des Bayerischen Fußball-Verbandes ausgezeichnet. Zwei Mitglieder des TSV Ustersbach sind in diesen Tagen zu Medienstars avanciert.

Beruflich ist Marcus Biber sehr eingespannt. Der 28-Jährige arbeitet in einer Schreinerei in Violau und betreibt nebenbei noch ein Kleingewerbe. Er stellt gedrechselte Kunstwerke für hochwertige Schreibgeräte her. Deshalb hat er auch wenig Zeit, das Training zu besuchen oder bei den Spielen des TSV Ustersbach dabei zu sein. Doch dem Torjäger genügen kurze Einsatzzeiten, um sich in die Schlagzeilen zu schießen.

Vergangenen Sonntag wurde er im Spiel der Kreisklasse Augsburg Süd zur Pause eingewechselt und stellte dann mit einem Hattrick in der 88. Minute den 6:0-Endstand beim TSV Haunstetten II her. Hattrick in der 88. Minute? Ja, richtig gelesen. Marcus Biber hat seine drei Treffer innerhalb von 50 Sekunden erzielt. Das hat nicht mal Superstar Robert Lewandowski vom FC Bayern München geschafft, der beim 5:1 gegen den VfL Wolfsburg fünf Tore in neun Minuten eingenetzt hat.

„Ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wäre natürlich cool“, sagt das Ustersbacher Urgestein. Doch dafür fehlt wohl der entsprechende Videobeweis. „Es rechnet ja niemand damit, dass so etwas an einem Samstagnachmittag passiert“, grinst Biber. Statt vor laufenden Kameras fand das Spiel vor rund 30 Zuschauern eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Jetzt geht das Spiel weiter. Seit dem Bericht im Augsburger Landboten steht Marcus Biber im Fokus der Öffentlichkeit. „Wahnsinn!“, ist der Rekordtorschütze immer noch aufgewühlt von dem Hype, der sich vor allem auch in den sozialen Medien entwickelt hat. Am frühen Donnerstagmorgen war Biber im Studio eines bayerischen Radiosenders zu Gast, bekam dort ein Trikot mit dem Aufdruck „Weltrekord Marcus Biber“ überreicht. Stilgerecht in Gelb-Blau, den Farben des TSV Ustersbach. Er sei nur so gut wie seine Mitspieler, blieb Biber im Studio bescheiden und bedankte sich bei der Mannschaft: „Die Jungs stehen immer hinter mir, feuern mich immer an, auch wenn ich in letzter Zeit nicht oft da war. Das ist einfach super.“ Erst fünf Spiele hat Marcus Biber in dieser Saison gemacht. Doch wenn er da ist, macht er seine Tore. Wenn’s sein muss, auch drei Stück in 50 Sekunden.

Durch den 6:0-Sieg ist der TSV Ustersbach auf den zweiten Tabellenplatz geklettert. Ist da vielleicht ein Aufstieg drin? „Nach ganz vorne reicht’s wahrscheinlich nicht. Da könnten wir Marcus Biber gut gebrauchen“, sagt sein Trainer Simon Geldhauser. Doch der Beruf geht für den Weltrekordler vor. Auch am Donnerstag ging’s für ihn nach dem frühmorgendlichen Besuch beim Radiosender sofort wieder zurück an den Arbeitsplatz.

Während Marcus Biber für seinen Rekord-Hattrick innerhalb von 50 Sekunden ein Trikot eines Radiosenders erhalten hat, bekommt Markus Kohler für langjährige Verdienste um seinen Verein, den TSV Ustersbach, einen Ehrenamtspreis des Bayerischen Fußball-Verbandes. Seit 15 Jahren ist der 38-Jährige für die Rasenpflege zuständig. Diese Aufgabe hat er von seinem Vater Konrad, der Gründungsmitglied beim TSV Ustersbach war, übernommen. Maßgeblich war Markus Kohler in der Vergangenheit nicht nur am Bau des Vereinsheims beteiligt, auch zur Restaurierung der Bewässerungsanlage hat er „einige Stunden“ eingebracht. Wer Mauern hochzieht, Drainagen gräbt und Rohre im Boden verlegt, muss handwerklich nicht ganz ungeschickt sein. Kohler ist gelernter Maschinenbauer, arbeitet als Schlosser und Monteur und hat auch eine Landwirtschaftsschule besucht. „Beim Schafkopfen trifft man auch andere Berufsgruppen, wie Gas- und Wasser-Installateur, die einem weiterhelfen können“, sagt der zweifache Familienvater, der seit der Geburt seines mittlerweile fünfjährigen Sohnes nur noch sporadisch zum Kicken kommt.

Während Markus Kohler bei dieser ehrenamtlichen Tätigkeit sonst meist alleine unterwegs ist, hat ihn jüngst ein Reporter des Bayerischen Rundfunks begleitet. Wenn der BFV seine Kreissieger in einer zentralen Veranstaltung am 18. November im Münchner GOP Varieté-Theater ehrt, dann wird auch er in die Öffentlichkeit treten.

Auf eines freut er sich schon ganz besonders: Die Ehrung wird neben BFV-Präsident und DFB-Vizepräsident Rainer Koch nämlich auch der angekündigte Ehrengast Philipp Lahm vornehmen. Kohler: „Ist doch toll, wenn man so jemanden kennenlernen darf.“

Aufrufe: 010.11.2017, 11:53 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor