2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
– Foto: Thomas Nast

"Als Trainer stets versuchen, aktiv am Spiel teilzuhaben"

In dieser Woche stellen wir euch mit Pascal Horntasch vom TSV Ruppertshofen und Sergej Friesen vom TSV Leinzell wieder zwei Trainer vor, die für ihren Sport und ihre Jungs leben. Das Interview der beiden strotzt nur so von kleineren und größeren Fußballweisheiten und kann jetzt im Doppelpack genossen werden.

Pascal Horntasch übernahm den TSV Ruppertshofen zur Saison 18/19 und geht damit schon in seine dritte Spielzeit beim TSV. Seine Bilanz: Nach einem guten sechsten Platz im ersten Jahr und Platz 14 in der letzten Saison ist der Verein wieder auf Kurs. Der TSV verlor in dieser Saison erst ein Spiel, vier Siege und fünf Unentschieden stehen zu Buche.
Auch für Sergej Friesen ist der TSV Leinzell die dritte Station als Trainer. Der 37-Jährige kam vom TSV Böbingen nach Leinzell, wo er im ersten Jahr auf Platz zwölf landete. In dieser Saison schaffte es der TSV immerhin auf Platz elf, ehe die Saison unterbrochen werden musste, allerdings plagten die Leinzeller immer wieder große Verletzungssorgen, mit denen der Trainer mittlerweile umzugehen weiß. Aber genug der Statistik, im FuPa-Doppelinterview portraitieren sich die beiden nun selbst.

Pascal Horntasch, TSV Ruppertshofen: „Es ist ein Hobby und man spielt, leider nicht mehr überall, eben gerade nicht für Geld“

„Ich lebe den Fußball und das mache ich auch genau so an der Seitenlinie: Immer aktiv, immer aufs Spiel konzentriert und dann nehme ich Manches drum herum gar nicht mehr wahr. Ich bin aber auch schon etwas ruhiger geworden und versuche, meine Emotionen im Zaum zu halten, um diese nicht im negativen Sinne auf meine Jungs zu transportieren. Als Spieler war ich da schon noch etwas impulsiver.

Bei uns ist das Team der Star. Das klingt zwar plump, aber so ist es. Wir haben eine super Stimmung im Team, eine hohe Trainingsbeteiligung und die Jungs haben Spaß am Training und kommen alle gerne, eben auch weil sie sich alle gut verstehen. Zudem haben wir eine gute Mischung aus Jung und Alt, die gut funktioniert und im Training den nötigen Spaß aber auch die notwendige Ernsthaftigkeit nicht vermissen lässt. Die individuelle Qualität ist bei uns aber ebenfalls gegeben.

Mit der Leistung der bisherigen Saison bin ich sehr zufrieden. Die Entwicklung geht weiter, die Jungs hauen sich rein, sind bereit etwas zu lernen, nehmen meine Vorstellungen an und versuchen, es schnellstmöglich umzusetzen. Die Entwicklung dauert eben etwas und ist manchmal auch zäh, da helfen dann kleine Wettbewerbe, Wetten oder Kabinenpartys, damit trotzdem alle weiterhin voll konzentriert und mit Spaß dran bei der Sache sind. Aber das alles muss eben sein, wenn man sich verbessern möchte. Durch die Umstellung und das oben Erwähnte haben wir uns von der letzten Saison zu dieser deutlich verbessert. Dafür spricht, dass wir von den zehn Spielen nur eines verloren haben. Jedoch sind darunter leider auch zu viele Remis, nämlich fünf an der Zahl – aber es kann eben nicht alles auf Anhieb klappen und da verliert man dann halt auch ab und zu mal Punkte.

– Foto: Thomas Nast

In dieser Liga soll das Fußballspielen vor allem Spaß machen. Fußball ist für mich – und bestimmt auch für viele Andere – die schönste Nebensache der Welt, aber eben nur eine Nebensache. Job und Familie gehen vor. Es ist ein Hobby und man spielt, leider nicht mehr überall, eben gerade nicht für Geld. Man spielt mit seinen Nachbarn und Freunden gemeinsam und hat Spaß dabei, seinem Hobby nachzugehen. Spaß und Kameradschaft stehen ganz oben. Natürlich will man gut spielen, bestenfalls gewinnen und mit seinem Verein, am besten dem Heimatverein, einmal den Aufstieg schaffen!

Wir wollen den Weg, den wir angefangen haben, weitergehen. Das heißt dann gut trainieren, uns verbessern und auf jeden Fall den fünften Platz halten. Da es auf Platz zwei aber auch ‚nur‘ sechs Punkte sind, ist aber auch nach oben noch was möglich. In den nächsten zwei Jahren soll dann schon auch der finale Angriff nach ganz oben erfolgen. Wenn man sich spielerisch weiterentwickelt, eine gute Truppe und auch individuelle Qualität hat, ist irgendwann der Anspruch da, auch mal um den Relegationsplatz oder den direkten Aufstieg mitzuspielen. Jedoch muss dafür eine nahezu perfekte Saison gelingen, ohne zu viele Verletzte zu haben.

– Foto: Thomas Nast

Aus sportlicher Sicht sind Siege natürlich das Tollste am Trainerdasein lacht. Aber auch so reicht es, wenn man sieht, dass die Jungs Spaß am Training haben, Spaß daran haben, sich zu quälen, sie weiterhin ins Training kommen, voll dabei sind und sich reinhauen, auch wenn das Training anstrengend, hart oder zäh ist. Und die Freude ist dann bei allen, bei den Spielern und beim Trainer groß, wenn die harte Arbeit sich in Erfolg auszahlt. Persönlich ist es für mich auch toll, in jedem Verein neue Menschen kennenzulernen. Viele ehemalige Spieler und auch Zuschauer sind mittlerweile zu Freunden geworden. All das bringt einem der Kreisligafußball! Es sind einfach tolle Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.

Ob es auch etwas gibt, das mich an meinen Jungs ärgert? Natürlich macht keiner mit Absicht Fehler, aber wenn 100%-ige Chancen kläglich vergeben und Elfmeter verschossen werden, oder in der Abwehr gepennt wird und Gegentore fallen, ärgert mich das auf sportlicher Ebene, weil ich weiß, dass die Jungs es besser können. Manchmal ärgert mich auch die Einstellung der Jungs. Gegenüber früher hat sich das deutlich verändert. Jedoch muss ich hier mein Team loben: Sie verinnerlichen es immer mehr und die paar Regeln bei uns führen auch nur hin zu einem respektvollen Miteinander. Und das funktioniert wirklich sehr gut aktuell und das ist wichtiger als mal ein unnötiges Gegentor oder ein verschossener Elfer.“

Pascals Stationen als Spieler wie als Trainer gibt es hier in der Übersicht.

Sergej Friesen, TSV Leinzell: „Sind alles super Jungs, jeder auf seine Art und Weise“

„Was ich für ein Trainertyp bin, ist eine gute Frage, aber dazu habe ich mir ehrlich gesagt nie wirklich Gedanken gemacht. Ich denke, das können andere besser beurteilen. So auf die Schnelle würde ich sagen, dass ich als Trainer stets versuche, aktiv am Spiel teilzuhaben, indem ich dem Team einen taktischen Plan mit an die Hand gebe, aber einzelne Spieler auf dem Platz auch stelle und beispielsweise das Positionsspiel gegebenenfalls korrigiere.

Unsere Mannschaft zeichnet sich auf jeden Fall durch ihre Erfahrung aus, wir haben im Schnitt mit die älteste Mannschaft der Liga, aber das sind alles Spieler, die auch schon höherklassig gespielt haben. Das gepaart mit Teamgeist und einfach Spaß am Spiel sorgt dafür, dass wir uns oft auch eine nicht unerhebliche Zahl an Torchancen erarbeiten. Wenn die Chancenverwertung jetzt noch etwas besser ausgefallen wäre, hätten wir definitiv noch ein paar Punkte mehr auf dem Konto. Aber die Mannschaft spielt in der aktuellen Konstellation noch nicht so lange zusammen. Ich denke, das wird dann auch noch kommen mit der Zeit.

Es kommt natürlich immer darauf an, was für Ziele man als Verein ausgibt und was jeder einzelne Spieler dafür gewillt ist, zu investieren. Bei uns steht immer ganz klar unser Teamgeist und die damit verbundene Weiterentwicklung der Mannschaft im Vordergrund, körperlich wie spieltaktisch. Wenn du dann nach 60 Minuten Spielzeit immer noch mehr investieren kannst als dein Gegner, hast du gewisse Chancen, das Spiel auch zu gewinnen. Vorausgesetzt natürlich, du verwandelst die eine oder andere davon. Aber das Wichtigste ist einfach nur, Spaß am Spiel zu vermitteln, der Rest kommt dann meistens von allein.

Die Hinrunde konnte ja leider Corona-bedingt bis jetzt noch nicht ganz zu Ende gespielt werden. Aber wir hatten bis zum vorzeitigen Saison-Abbruch sehr viel Verletzungspech! Vielleicht auch altersbedingt begründet. Jedenfalls hatten wir zum Ende der Vorbereitung hin je einen Kreuzbandriss sowie Muskelfaserriss und sogar einen Bandscheibenvorfall zu verkraften, was schon auch ein herber Schlag für unsere Jungs war. Während der Runde ging es dann leider so weiter mit den Verletzungen. Und kaum kam der eine nach einer langwierigen Verletzung zurück, hatten wir meistens im Spiel schon wieder die nächste zu verkraften. So konnten wir eigentlich in keinem Spiel mit derselben Startformation wie in der Vorwoche beginnen. Nichtsdestotrotz konnten wir uns aber zumindest tabellarisch gegenüber der vorigen Saison zum gleichen Zeitpunkt verbessern.

In der jetzigen Zeit denke ich aber eigentlich gar nicht über gewisse Saisonziele nach, ich hoffe in erster Linie einfach nur, dass diese für uns alle recht schwere Zeit bald vorbei ist und wir möglichst bald wieder gemeinsam in die Normalität zurückkehren können.

Es macht mir einfach Spaß, mit anderen Leuten im Team zusammenzuarbeiten und möglichst meinen Spielern noch etwas beibringen zu können. Wenn du dann gewisse Weiterentwicklungen siehst und wie die Jungs sich dann auch freuen, wenn unsere Trainingsarbeit fruchtet, bist du einfach zufrieden. Und mich ärgern... eigentlich ärgert mich so schnell nichts – das sind doch alles super Jungs, jeder auf seine Art und Weise! Und jeder leistet auch seinen Beitrag, damit wir als Gruppe vorankommen. Aber ok, was mich vielleicht wirklich ärgern würde, ist, wenn es nach dem Spiel dann zur „dritten Halbzeit“ nichts mehr für den Trainer übrig gibt lacht. Ist aber bisher zum Glück noch nicht vorgekommen!“

Für Sergejs Trainerprofil hier klicken.

Aufrufe: 020.1.2021, 08:00 Uhr
Michael FeindertAutor