2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mit der SpVgg Plattling kämpfte Alfred Kohlhäufl (mittlere Reihe, zweiter von rechts) in der damaligen 3. Liga um Punkte und Tore
Mit der SpVgg Plattling kämpfte Alfred Kohlhäufl (mittlere Reihe, zweiter von rechts) in der damaligen 3. Liga um Punkte und Tore – Foto: privat

Alfred Kohlhäufl: Harte Schale, weicher Kern

Trainer, die man kennt (26): Der ehemalige Bundesliga-Profi führte den TSV Straubing in die Bayernliga und erlebte mit der SpVgg Plattling Höhen und Tiefen

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Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 26. Teil geht es um Alfred Kohlhäufl (73), der in seiner aktiven Zeit Profi beim TSV 1860 München und Borussia Dortmund war. Als Trainer führte der ehemalige Bundesligaspieler den TSV Straubing in die damalige dritte Liga und auch bei der SpVgg Plattling erlebte Kohlhäufl Highlights in der höchsten Amateurklasse und im DFB-Pokal, aber auch Abstiege.
Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Ich möchte das nicht auf eine Saison begrenzen. Meine schönste Zeit hatte ich bei meiner ersten Station als Spielertrainer beim TSV Straubing. Ich beendete 1979 meine Profi-Karriere und übernahm den TSV in der Bezirksliga. Mit einer ganz jungen Truppe schafften wir auf Anhieb den Aufstieg in die Landesliga, in der wir Vize-Meister wurden und dann in der Relegation scheiterten. Ein Jahr später wurden wir aber souverän Meister und stiegen in die Bayernliga auf, die in der damaligen Zeit die dritthöchste Spielklasse war. Für mich waren das besondere Jahre, weil sogar ein paar Spieler im Team standen, die ich als Lehrer in der Berufsschule unterrichtete.


Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Das ist eine schwierige Frage. Beeindruckt hat mich bei einem Junioren-Auswahlsichtungs-Lehrgang Klaus Fischer. Schon in seiner Jugendzeit war absehbar, dass er es ganz weit bringen kann und so ist es letztlich auch gekommen. Zwei absolute Führungsspieler und Fußballer mit einer vorbildlichen Einstellung waren bei der SpVgg Plattling Manfred Köglmeier und Hermann Unholzer.


Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Beim TSV Straubing und der SpVgg Plattling hatte ich viele schöne und ereignisreiche Jahre, die mir in positiver Erinnerung geblieben sind.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Bei der SpVgg Plattling mit dem früheren Vorstand Max Reisinger. Er hatte den Verein im Griff und hat mir immer den Rücken freigehalten. Mit ihm hatte ich eine äußerst angenehme Zusammenarbeit.


Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Zweifellos Max Merkel, aber nicht unbedingt im positiven Sinne. Viel zu verdanken habe ich Heinz Lucas, der mir mein Studium ermöglicht hat und mit dem wir bei den Löwen 1977 den Wiederaufstieg in die erste Liga schafften. Er hat mich immer unterstützt und war ein hervorragender Trainer.


Hast du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Sportlich gesehen war es ein Quatsch, dass ich mich im Sommer 2001 nochmal überreden lassen habe, beim TSV Straubing als Trainer anzugreifen. Nach dem Abstieg aus der Landesliga stand der Verein vor einem Scherbenhaufen und auch für die Bezirksoberliga stand keine konkurrenzfähige Mannschaft zur Verfügung. Ich habe probiert, zu helfen, aber das machte keinen Sinn. Diese Zeit hatte allerdings auch etwas Gutes, denn ich habe den bekannten Verleger Dr. Martin Balle kennengelernt, mit dem ich heute noch freundschaftlich und beruflich verbunden bin. Für die Abendzeitung schreibe ich nämlich immer noch Bundesliga-Kolumnen.


Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Die DFB-Pokalspiele waren immer besonders, aber gerne erinnere ich mich an zwei Partien der Bayernliga-Saison 1986/1987 zurück, in der wir mit der SpVgg Plattling hervorragender Fünfter wurden. Im Spätherbst 1986 siegten wir zunächst beim FC Bayern München II nach einer famosen Leistung mit 3:0 und setzten uns dann auch im darauffolgenden Auswärtsspiel bei der SpVgg Unterhaching mit 3:1 durch. Das waren schon außergewöhnlich gute Leistungen bei zwei absoluten Spitzenmannschaften.


Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Im Profifußball geht die finanzielle Schere zwischen den Top-Klubs und dem Rest immer weiter auseinander, was sich natürlich gravierend auf den Wettbewerb auswirkt. Speziell in der Bundesliga leidet die Spannung darunter. Früher war der Kreis der Meisterschaftsanwärter deutlich größer. Das Spiel an sich, hat sich stark weiterentwickelt und ist wesentlich dynamischer geworden. Heutzutage gibt es für jeden Bereich Spezialisten und ganze Trainer- und Betreuerstäbe. Früher hatten wir einen Trainer, einen Co und einen Masseur. Daher wäre es schlimm, wenn es keine positiven Entwicklungen geben würde. Den Amateurfußball verfolge ich nur noch am Rande, daher kann ich dazu nicht viel sagen. Die Freizeitangebote sind in den vergangenen Jahrzehnten deutlich mehr geworden, die Geburtenzahlen weniger. Das macht es für den lokalen Fußballsport bestimmt nicht einfacher.



Welche Art der Mannschaftsführung hast Du favorisiert?
Ich denke, dass mich eine gute Fachautorität und eine klare Ansprache ausgezeichnet haben. Ich habe die Dinge stets deutlich angesprochen, aber auch meine Spieler zu Wort kommen lassen. Beispielsweise habe ich ihnen hin und wieder ihre eigenen Leistungen bewerten lassen. Meist haben sie sich schlechter eingeschätzt, als ich sie gesehen habe. (schmunzelt). Grundsätzlich denke ich, dass ich ein Trainer mit einer harten Schale und einem weichen Kern war.


Wie hat Dich ein Spieler auf die Palme bringen können?
Meine Mannschaften waren immer sehr diszipliniert, dafür haben die Führungsspieler gesorgt. Daher kann ich mich jetzt gar nicht an irgendwelchen negativen Vorfälle erinnern. Wobei meine Trainerzeit nun wirklich schon sehr lange zurückliegt. (schmunzelt)


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Deutschland hatte immer gute Trainer und hat diese immer noch. Ich möchte deshalb gar keinen explizit herauspicken.


Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Enttäuschungen gehören zum Fußball dazu. Ich erlebte als Trainer viele Höhen, aber auch ein paar Tiefen. Ein Abstieg ist beispielsweise nie etwas schönes, aber mit einigen Jahren Abstand sieht man das nicht mehr als schlimm an, auch wenn es sich damals anders angefühlt hat.


Was hältst du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Das hängt immer von der Persönlichkeit der jeweiligen Person ab. Es gibt auch 20-Jährige, die schon sehr gute Führungsqualitäten haben. Grundsätzlich schadet aber speziell im Trainergeschäft Erfahrung nicht und in jungen Jahren sollten sich die Fußballer ohnehin erst einmal als Spieler ihre Sporen verdienen.

Als Aktiver kickte Kohlhäufl in der 1. Liga
Als Aktiver kickte Kohlhäufl in der 1. Liga



Zur Person:
Nach seiner Profizeit beim TSV 1860 München übernahm Kohlhäufl das Spielertrainer-Amt beim TSV Straubing, den er innerhalb von zwei Jahren (1980, 1982) zu zwei Meisterschaften führte und damit von der Bezirks- in die Bayernliga hievte. Nach einer starken Premieren-Saison, die Kicker vom Peterswöhrd wurden in Liga drei Siebter, stiegen die Gäubodenstädter ein Jahr später ab und Kohlhäufl heuerte bei der SpVgg Plattling an, die er als Landesliga-Vizemeister über den Umweg Relegation in die Bayernliga führte. Nach erfolgreichen Jahren in der Isarstadt betreute der frühere Bundesliga-Profi auch den SSV Jahn Regensburg in der Landesliga, ehe er nochmal zur SpVgg Plattling zurückkehrte.

Seine zweite Amtszeit an der Rennbahn sollte ein Auf und Ab werden. 1992 stieg die SpVgg-Truppe aus der Bayernliga ab, schafften dann aber äußerst souverän als Landesliga-Champion den sofortigen Wiederaufstieg. Obwohl ein Jahr später aufgrund der Regionalliga-Einführung nur der Tabellenletzte absteigen musste, erwischte es Plattling erneut. Kohlhäufl hatte dann nochmal ein eineinhalbjähriges Gastspiel beim 1. FC Kötzting und trat dann nach einer längeren Pause 2001 überraschend nochmal beim TSV Straubing an. Das Engagement am Peterswöhrd dauerte aber nur ein paar Monate und seither ist der Ex-Löwe in der Fußball-Rente.

Aufrufe: 01.7.2020, 13:30 Uhr
Thomas SeidlAutor