2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
– Foto: Björn Franz

Wiedergutmachung geglückt

RL SÜDWEST: +++ Regionalligist Steinbach Haiger fertigt Kellerkind Pirmasens souverän 5:0 ab +++

Pirmasens/Haiger. Freitagabend, Flutlicht, Heimspiel gegen einen Top-Gegner aus dem oberen Tabellendrittel, Chance auf die zumindest vorübergehende Spitzenposition der Fußball-Regionalliga, fast 1500 Zuschauer, die dich über 90 Minuten anfeuern. Ein Highlight, dem jeder Spieler entgegenfiebert.

Nur eine Woche später, Samstagmittag, wolkenverhangener Himmel, Auswärtspartie beim Tabellenvorletzten, der meist über den Kampf ins Spiel findet. Die Gegensätze für den TSV Steinbach Haiger zwischen der Partie gegen Homburg und beim FK Pirmasens hätten kaum größer sein können. Doch das Team von Trainer Adrian Alipour war heiß darauf, die Niederlage gegen Homburg wiedergutzumachen. Mit einem satten 5:0 (3:0) fertigten sie die Pfälzer ab.

„Wir haben den Gegner brutal ernst genommen und sind mit viel Respekt hierhin gefahren. Ich bin wahnsinnig froh, dass wir uns da nicht von der Tabellensituation haben blenden lassen. Vielmehr haben wir unser Spiel durchgezogen, sodass wir nicht nur mit drei Punkten im Gepäck, sondern auch mit einem guten Torverhältnis zurückgefahren sind“, war Alipour, der ob des hohen Erfolgs gar von einem „Vier-Punkte-Spiel“ sprach, erleichtert und „unfassbar zufrieden mit der Einstellung und der Mentalität meiner Jungs“.

Zurückhaltung? Dem Gegner das Spiel überlassen? Das sind weiterhin fußballerische Attribute, die der TSV anderen Teams überlässt. Stattdessen kauften sie im Sportpark Husterhöhe dem Gastegber direkt den Schneid ab. Es waren keine vier Minuten vergangen, da schickte Manuel Hoffmann mit einem langen Einwurf Sascha Marquet auf die Reise, der scheiterte allerdings aus spitzem Winkel an FK-Keeper Benjamin Reitz. Das Duo Hoffmann, der letzte Woche noch der untröstliche Unglücksrabe des TSV bei der 1:2-Niederlage gegen Homburg war, und Marquet sollte dem Spiel aber noch seinen Stempel aufdrücken. Zum ersten Mal in der siebten Minute: Der sehr agile und häufig aufrückende TSV-Außenverteidiger Sasa Strujic tankte sich bis zur Grundlinie durch und flankte so scharf rein, dass Torwart Reitz zur Faustabwehr gezwungen wurde. Diese nahm Hoffmann volley, blieb damit zunächst in der Pirmasenser Hintermannschaft hängen, bekam den Abpraller aber wieder und schlenzte die Kugel gefühlvoll zur frühen Steinbacher Führung ins Tor.

In diesem Tempo machten die Gäste weiter: 18. Minute wieder Flanke Strujic, Kopfball Marquet, 2:0. In der 33. Minute schlug Marquet erneut per Kopf, nach einem Freistoß aus dem Halbfeld der lang und länger wurde, zu – 3:0. „Wenn ich bei Standardssituationen zwei, drei Meter weg vom Gegenspieler bin, dann kann ich das Tor auch nicht verteidigen“, haderte FK-Coach Patrick Fischer vor allem mit dem Zweikampfverhalten seines Teams. Ähnlich erlebte es Doppeltorschütze Marquet: „Meine Tore waren mehr oder weniger Geschenke. Vor allem das zweite. Die Abwehr war nicht sicher, wer mich decken soll. Daher war ich komplett blank und musste ihn einfach nur reinlegen.“

Der TSV hatte viel Ballbesitz, stets die Kontrolle im Mittelfeld und zeigte im Defensivverbund die nötige Konzentration, um die ganz wenigen Pirmasenser Vorstöße zu unterbinden – Keeper Tim Paterok war über 90 Minuten nahezu beschäftigungslos, und Pirmasens erschreckend harmlos. Vom kompakten Verteidigen und den gefährlichen Standards, die Alipour vorab in den Videoanalysen ausgemacht hatte, keine Spur bei den Pfälzern. „Das haben wir uns sicher nicht so vorgestellt, weil Pirmasens sich im September im Vergleich zum Anfang der Saison extrem stabilisiert hatte“, war dann auch Alipour verblüfft, ob der zahnlosen Vorstellung des Tabellenvorletzten.

„Was uns wichtig war, dass wir die Konzentration und Spannung hochhalten in der zweiten Halbzeit“, beschrieb der TSV-Coach die Marschroute, die sein Team kompromisslos umsetzte. Allen voran Hoffmann, der sein bitteres Eigentor gegen Homburg vergessen machte. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff erspurtete sich der Offensivmann einen zu kurzen Rückpass und vollendete zum 4:0 – die endgültige Entscheidung. Doch Hoffmann hatte noch nicht genug. Als der eingewechselte Jannik Mause einen Elfmeter vergab, war Hoffmann zur Stelle und staubte ab – 5:0, Wiedergutmachung für die Homburg-Pleite geglückt. Oder, um es mit den Worten von Sasa Strujic zu sagen: „Souverän, einfach souverän. Wir haben das konzentriert gemacht und die Fehler des Gegners ausgenutzt.“ Eine Qualität, die Steinbach weiter im Rennen um die Spitzenposition der Regionalliga hält.



Aufrufe: 06.10.2019, 20:10 Uhr
Tim Georg (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor