2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Abschalten vor dem Spiel gegen Saarbrücken gibt es bei Adrian Alipour, den Trainer des TSV Steinbach Haiger, nicht.	Foto: Nick Fingerhut
Abschalten vor dem Spiel gegen Saarbrücken gibt es bei Adrian Alipour, den Trainer des TSV Steinbach Haiger, nicht. Foto: Nick Fingerhut

»Wenn der letzte Punkt geschlagen ist«

RL SÜDWEST: +++ Steinbachs Trainer Adrian Alipour über Rituale, Saarbrücken und die Stunden danach +++

Haiger. Adrian Alipour kam am Donnerstagmittag authentisch wie immer im Trainingsanzug zur extra anberaumten Pressekonferenz in den VIP-Raum am Haarwasen. „Im Sakko erst, wenn wir Champions League spielen“, lächelte der Trainer des TSV Steinbach Haiger in die Runde. Der 41-Jährige sucht stets die Nähe zu seiner Mannschaft, auf die am Samstag (14 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den aktuellen Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Südwest, den 1. FC Saarbrücken, eine ganz besondere Herausforderung wartet. Adrian Alipour scheint immer unter Strom zu stehen.

Adrian Alipour, es heißt immer, der Trainer stellt die Mannschaft auf ein Spiel ein. Wie bereiten Sie sich eigentlich selbst vor?

Gar nicht. Ich bin so im Tunnel und schaue, dass ich jeden einzelnen meiner Jungs auf den jeweiligen Gegenspieler vorbereite. Die ganze Woche unterhalten wir uns im Trainerteam über Inhalte und Schwerpunkte. Da habe ich keine Möglichkeit, an mich zu denken.

Aber irgendwann brauchen doch auch Sie mal Ruhe, oder?

Wenn ich abends nach Hause komme, esse ich noch was und versuche dann auf der Couch einfach mal abzuschalten. Das heißt vor so einem wichtigen Spiel wie am Samstag gegen Saarbrücken aber nicht, dass ich Bock habe, mir zum Beispiel Barcelona gegen Dortmund im Fernsehen anzuschauen. Da würde ich eher einen Film vorziehen, um mal an was anderes zu denken als nur an Fußball.

Wie sieht ein Spiel-Samstag für Adrian Alipour aus?

Vor dem Spiel kann ich nie so gut schlafen, weil ich ex-trem aufgeregt bin. Das fängt schon am späten Freitagabend an. Am Samstag vor Heimspielen haben wir immer die gleichen Abläufe. Ich gehe um 10 Uhr mit unserem Torwarttrainer Sascha Rausch ins Fitnessstudio, da machen wir eine Stunde Sport, um uns abzulenken. Dann gehen wir nochmal 20 Minuten Tischtennisspielen hier oben am Haarwasen, das hat auch Tradition. Da ist einfach nochmal Spaß angesagt. Sobald der letzte Punkt geschlagen wurde, geht es ab in die Dusche. Danach bin ich im Tunnel, dann ist alles nicht mehr nur grau, sondern schwarz. Dann kriege ich nicht mehr mit, was links und rechts um mich herum passiert.

Womit wir beim Duell gegen den 1. FC Saarbrücken sind. Aufgrund der Tabellenkonstellation ein besonderes für den TSV Steinbach Haiger, gilt das auch für Sie selbst?

Das ist für mich genauso wichtig wie eine Partie gegen Koblenz oder gegen Ulm. Da gibt es auch keine fünf Punkte für einen Sieg. Wir haben jetzt natürlich die Besonderheit, dass wir den Abstand zum Tabellenführer verkürzen können. Es ist ein schönes Gefühl und eine große Ehre, sich mit einem Traditionsverein zu messen, den ich als kleiner Junge aus dem Panini-Sammelalbum als Bundesligist kenne. Mit diesem Club komplett auf Tuchfühlung zu kommen, diese Chance wollen wir nutzen, denn das Hinspiel haben wir unglücklich verloren.

Das wäre die nächste Frage. Das 0:2 in Saarbrücken war ärgerlich und vermeidbar, stimmt’s?

Das haben wir bis heute noch nicht verarbeitet. Wir haben 14 dicke Chancen und fahren mit null Punkten nach Hause. Jetzt geht es darum, sich die dort verlorenen Zähler zurückzuholen. Die Niederlage war schmerzhaft, und diese Schmerzen wollen wir kommende Woche nicht wieder haben. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, sondern gehen mit dem absoluten Siegeswillen rein. Wir wollen nicht Unentschieden spielen und würden uns darüber auch nicht freuen.

Die Leistung in Saarbrücken hat Ihrer Mannschaft Selbstvertrauen gegeben, oder?

Diese Niederlage hat uns geärgert, aber nicht umgehauen, sondern eher stark gemacht. Wir haben danach eine unfassbare Serie hingelegt. Der TSV Steinbach Haiger ist die gesamte Saison schon der Jäger, genau wie Elversberg und Homburg. Es gibt in dieser Liga die Top vier, zu denen gehören wir. Eine davon ist herausragend: Saarbrücken.

Wie muss es laufen, dass Sie am Samstagnachmittag um kurz vor 16 Uhr sagen können: „Ich bin zufrieden“?

Wenn wir gewinnen. Wir wollen dem Gegner keine Möglichkeit geben, Spaß am Spiel zu entwickeln, und ihm keine Räume geben. Die kann Saarbrücken mit seiner Qualität für sich nutzen. Aber auch wir wollen und können Fußball spielen. In Mainz haben wir eine bärenstarke Leistung geboten. Wenn wir die wiederholen, dann bin ich optimistisch.

Wie schön wäre es für Sie, wenn am Samstag das Wetter und damit die Kulisse für den Hit am Haarwasen passt?

Wenn die Sonne scheint, freue ich mich immer. Ich habe keine Lust, wie ein begossener Pudel im Regen zu stehen. Wenn es aber schüttet und wir gewinnen, dann bin ich trotzdem der glücklichste Mensch der Welt.

Begonnen hatten wir mit dem Tunnel vor dem Spiel. Wie sieht es an Samstagabenden nach den Spielen im Seelenleben von Adrian Alipour aus?

Ich brauche auch nach einem Spiel Stunden, um runterzukommen und den Adrenalinspiegel zu senken. Jetzt am Samstag werde ich nicht auf der Couch liegen, weil wir beim 60. Geburtstag von Roland Kring eingeladen sind. Aber in der Regel ist es so, dass ich gegen acht, halb neun abends absolut fertig bin. Mich überrumpelt ein Tsunami der Müdigkeit, weil die ganze Anspannung abfällt. Wenn das der Fall ist, dann weiß ich, dass ich gut gearbeitet habe in der Woche. Wenn wir dann noch gewonnen und uns belohnt haben, dann erzeugt das Glücksgefühle.

Das Interview führte Volkmar Schäfer.



Kirchhoff hofft auf „schönen Tag“

Der TSV Steinbach Haiger geht lediglich ohne die langzeitverletzten Tino Bradara und Moritz Göttel und den rotgesperrten David Al-Azzawe, aber ansonsten mit „voller Kapelle“ ins Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga Südwest- Also auch mit „Co“-Kapitän Benjamin Kirchhoff, der vor der Partie am Samstag (14 Uhr) gegen Saarbrücken auf einen „schönen Tag“ hofft. Und das gleich doppelt. „Natürlich, dass wir gewinnen und auf die große Kulisse“, erklärte der Innenverteidiger am Donnerstag. Bis dahin waren 1824 Karten verkauft, die Steinbacher erwarten insgesamt 2500 bis 3000 Fans am Haarwasen. „Es gibt keine Sitzplatzkarten mehr, aber noch 270 überdachte Stehplätze“, sagte TSV-Geschäftsführer Arne Wohlfarth. Als zusätzliche Parkmöglichkeit kommt nach dem grünen Licht seitens der Stadt der Hartplatz direkt am Stadion dazu. (vsch)

Aufrufe: 028.11.2019, 19:30 Uhr
Dill-Post / Dill ZeitungAutor