2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Björn Franz

»Steini«, der heimliche Star am Haarwasen

RL SÜDWEST: +++ Neues TSV-Maskottchen sorgt für strahlende Kinderaugen / Kaum Derby-Atmosphäre auf den Rängen +++

Haiger. Schon gut eine Stunde vor dem Anpfiff des Mittelhessen-Duells zwischen dem TSV Steinbach Haiger und dem FC Gießen war FCG-Keeper „Freddy“ Löhe warmgespielt – und hätte sich die Aufwärmübungen eigentlich sparen können, so viel wie der Rückkehrer rund um den Haarwasen unterwegs war und so viele Hände, wie er dabei schütteln musste.

„Das war richtig schön, ich war sehr gerne hier all die Jahre, habe sehr viele Leute wiedergetroffen. Es war schon ein bisschen wie nach Hause kommen“, so ein trotz der 1:2-Niederlage seines FC beseelter Torwart. Sein neues Zuhause noch etwas ausgiebiger inspizierte der heimliche Star dieses Tages: Steinbachs neues Maskottchen. Aus 141 Fan-Einsendungen mit Namensvorschlägen „Steini“ getauft, waren dem „Giggel“ Lampenfieber oder Berührungsängste mit den Zuschauern bei seiner Premiere in seiner neuen Heimat am Haarwasen mit den Zuschauern gänzlich fremd.

Munter stürzte er sich vor dem Spiel am Haupteingang auf die Fans, begrüßte, tätschelte, umarmte und erfüllte natürlich jeden Fotowunsch. Enttäuschte Kinder, die bislang nach dem Hahn-Krähen beim TSV-Torerfolg vom Personal vertröstet werden mussten, dass der „Giggel“ sehr müde sei und sich bereits schlafen gelegt habe, gehören der Vergangenheit an. Stattdessen blickte „Steini“ – begleitet von einem Kamerateam des Hessischen Rundfunks – in zahlreiche strahlende Augen der jüngsten Steinbach-Anhänger. „Kann ich ein Foto machen?“, war der meist gesprochene Satz des Tages.

Für die Zuschauer jenseits des Kinderalters zählte aber vielmehr „auf dem Platz.“ Und da waren sich die beiden Fanlager einig: „Ein ordentliches Spiel mit einem kleinen Schuss Rivalität auf dem Rasen.“ Doch die Zahl der an den Haarwasen gekommenen war ausbaufähig. 1480 Zuschauer entsprechen ziemlich genau dem bisherigen TSV-Schnitt von 1474, für echte Euphorie und Derby-Atmosphäre aber waren es schlicht zu wenige Anhänger auf beiden Seiten und kein Vergleich mit dem Hinspiel im Gießener Waldstadion mit etwas mehr als 3300 Anhänger, darunter 400 Steinbachern. Allerdings war das auch ein Spiel an einem sonnigen Augustabend und die Euphorie vor allem in der Universitätsstadt durch den Aufstieg und ohne die finanziellen Probleme scheinbar grenzenlos.

Das alles ist in Gießen Vergangenheit, weshalb dann auch lediglich der hart gesottene Kern von etwa 60 „Supporters“ den Weg an den Haarwasen antrat. „Wir sind bei jeder Auswärtsfahrt dabei, ganz gleich ob in Haiger oder Balingen“, berichtet ein FCG-Anhänger, für den lediglich der kürzere Anfahrtsweg erfreulich war, der aber keinen Derby-Charakter im Mittelhessen-Duell sah. Auch aufseiten des TSV-Fanblocks gerieten die meisten bei der Frage nach der Brisanz der Partie dann doch ins Stocken. „Wir hätten mit mehr Gießener Fans gerechnet“, so Axel, der bereits seit den Bezirksliga-Tagen dem TSV die Treue hält und für jedes Heimspiel die Fahrt aus Siegen nach Haiger auf sich nimmt. „Von Gießen wusste ich aber nur, dass da unser Ex-Torwart Freddy Löhe spielt.“ So blieb es bei einer kleinen Stichelei seitens des harten Kerns der TSV-Anhänger, die beim Einlaufen der Gießener Kicker zum Aufwärmen „Absteiger, Absteiger“ skandierten. Für TSV-Fan Dennis aus Allendorf (Haiger) Teil des Spiels. „Wir sind beides kleine Vereine mit kleinen Fanlagern, nehmen uns in dieser Hinsicht also nichts. Kleine Sticheleien gehören da dazu, sind aber nicht dramatisch.“

So ging es vielen Anhängern beider Clubs. Es war ein Duell eines Spitzenteams gegen ein Kellerkind, die zufälligerweise räumlich nur wenige Kilometer voneinander trennt und das knapper endete, als zuvor erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.



Aufrufe: 023.2.2020, 21:02 Uhr
Tim Georg (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor