2024-05-02T16:12:49.858Z

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Versucht, den nötigen Weitblick zu bewahren: Matthias Georg, Geschäftsführer des TSV Steinbach Haiger.	Foto: Nick Fingerhut
Versucht, den nötigen Weitblick zu bewahren: Matthias Georg, Geschäftsführer des TSV Steinbach Haiger. Foto: Nick Fingerhut

»Relativ schnell knallhart entscheiden«

RL SÜDWEST: +++ Matthias Georg, Geschäftsführer des TSV Steinbach Haiger, über Kurzarbeit, Existenz und die DFL +++

Haiger. Am Montagmittag klingelt die Redaktion bei Matthias Georg, um mit einem Interviewwunsch an ihn heranzutreten. „Schicken Sie mir die Fragen bitte per Mail zu, wir haben hier alle Hände voll zu tun“, bittet der Geschäftsführer des TSV Steinbach Haiger um Verständnis.

Gesagt, getan, ehe um kurz vor 19 Uhr doch etwas Nervosität aufkommt, ob Georg noch Zeit für Antworten bezüglich der aktuellen Situation beim Tabellendritten der Fußball-Regionalliga Südwest hat. Just in diesem Moment kommt sein Rückruf. „Jetzt klappt es direkt am Handy. Also los.“ Na, denn.

Herr Georg, wie ist die aktuelle Lage beim TSV Steinbach Haiger? Stichwort Trainingsbetrieb, Geschäftsstelle, Kurzarbeit?

Unsere Spieler sind am Freitag zum letzten Mal am Haarwasen gewesen, danach haben wir alle nach Hause geschickt. Der Trainingsbetrieb ist komplett ausgesetzt. Die Mannschaft hat einen Plan, sich eigenverantwortlich fit zu halten, immer unter der Prämisse, auf ihre und die Gesundheit anderer zu achten. Die Geschäftsstelle ist bis auf Weiteres geschlossen, die Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit. Dies werden wir auch unseren Spielern nicht ersparen können. Solch ein Schritt ist für unseren Verein, auch wenn er finanziell vor der Corona-Krise kerngesund war, existenziell wichtig. Nur so können wir überleben. Deshalb stehen wir in Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit, um das dann schnell auf den Weg zu bringen. Andere Regionalligisten verschließen da noch die Augen. Wir hoffen natürlich auf das Verständnis unserer Sponsoren und der VIP-Kunden. Doch sehr wahrscheinlich ist, dass wir in den nächsten drei Monaten keine Einnahmen haben werden.

Wie ist das Stimmungsbild in der Mannschaft?

Ich glaube, die Trainer und die Spieler ziehen in Sachen Kurzarbeit aus Solidarität zum TSV komplett mit. Ich gebe den Jungs regelmäßig per WhatsApp ein Update, was wir hier planen. Das bedeutet 100 Prozent Transparenz, auf die wir viel Wert legen. Ansonsten beherrschen Ratlosigkeit und Unsicherheit das Stimmungsbild. Jeder hofft irgendwie auf Unterstützung durch den Verband. Wir sehen nur: Hilfsprogramme für die 3. Liga gibt es, die Regionalliga-Clubs stehen im Regen.

Daran anschließend: Was halten Sie persönlich von der Entscheidung der Deutschen Fußball-Liga vom Montag, die Saison in der 1. und 2. Bundesliga auf alle Fälle durchzuziehen?

Ich halte das für einen schlechten Scherz. Aus meiner Sicht ist eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab dem 3. April undenkbar. Das ist ein Zeichen von fehlender Führungskompetenz. Der beste Weg ist meiner Meinung nach: Relativ schnell knallhart entscheiden, dann haben alle Planungssicherheit. Wobei ich nochmal betone: Es gibt Wichtigeres als Fußball.

Das Interview führte Volkmar Schäfer.



Aufrufe: 017.3.2020, 06:00 Uhr
Volkmar Schäfer (WNZ)Autor