2024-05-08T11:10:30.900Z

Allgemeines
– Foto: Björn Franz

Kilic spielt den Stimmungskiller

Fußball-Regionalliga Südwest: +++ TSV Steinbach Haiger kassiert ärgerliche 1:2-Niederlage beim SSV Ulm +++

Ulm. Bevor Dennis Wegner in den Mannschaftsbus einstieg, fasste er die 90 Minuten im Donaustadion treffend zusammen. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren, da müssen wir 3:1 oder sogar 4:1 führen und das Ding ist eigentlich durch“, sagte der enttäuschte Stürmer des TSV Steinbach Haiger. Statt mit drei weiteren Punkten wieder ganz nah an die SV Elversberg auf Rang zwei heranzurücken, mussten die Mannen von Trainer Adrian Alipour am Dienstagabend eine ärgerliche 1:2 (1:1)-Niederlage in der Nachholpartie beim SSV Ulm einstecken.

Wegner selbst hatte vor nur 807 Zuschauer im riesigen Rund des früheren Erstligisten die Führung für die ambitionierten Gäste besorgt. Elf Minuten, nachdem der Linksfuß freistehend aus acht Metern noch an SSV-Torhüter Christian Ortag, nutzte er ein feines Pässchen von Manuel Hoffmann per Schlenzer zum 1:0 für den TSV (14.).

Doch die „Spatzen“, die ihren Ansprüchen ergebnis- und tabellentechnisch in dieser Saison bislang hinterherhinken, nahmen den Fehdehandschuh, den die Steinbacher in den Ring geworfen hatten, auf. Die wenigen Fans durften sich an einem Offensivspektakel hüben wie drüben erwärmen, das dem SSV in Minute 25 den Ausgleich bescherte. Felix Higl bediente nach einem Konter seinen besser postierten Nebenmann Nicolas Jann, der wiederum Gegenspieler Sasa Strujic ins Leere laufen ließ und eiskalt zum 1:1 vollendete.

„Beide Mannschaften hatten in der ersten Halbzeit das Visier hochgeklappt“, schilderte Adrian Alipour das Geschehen auf dem Rasen. Bei allem Rauf und Runter registrierte der Coach der Gäste aber auch, „dass meine Spieler in entscheidenden Momenten nicht in die Verantwortung gegangen sind, sondern versucht haben, sie weiterzuschieben.“ Damit meinte er nicht nur Wegner („Ich hätte vor der Pause zwei, drei Tore schießen können“), sondern auch Serhat Ilhan, der eine Minute vor dem Halbzeitpfiff mit einem Kopfball nicht ins verwaiste Tor der Platzherren traf, sondern scheiterte. „Das war ein Knackpunkt. Wenn wir mit einer Führung in die Kabine gehen, läuft das vielleicht anders“, so Alipour hinterher.

Ein weiterer Nackenschlag traf die Steinbacher nach 67 Minuten. Benjamin Kirchhoff bekam zum dritten Mal an diesem Abend einen Ball ins Gesicht und konnte auf dem linken Auge kurzzeitig nichts sehen. Der Kapitän musste mit Verdacht auf eine leichte Gehirnerschütterung raus, für ihn kam Philipp Hanke. „Danach waren die Zwischenräume zu groß“, blickte Alipour auf die Crunchtime – in der ein Joker die „Spatzen“ 14 Minuten vor Schluss entscheidend zuschlugen.

Keine 60 Sekunden auf dem Feld, nahm sich Gökalp Kilic ein Herz und zog ab. Der Ball wurde abgefälscht und landete am verdutzten Tim Paterok vorbei im Netz. 2:1 für Ulm! Die Steinbacher warfen nach dem Stimmungskiller alles nach vorne, David Al-Azzawe rückte mit ins Angriffszen-trum. Doch bis auf die Möglichkeit des eingewechselten Florian Bichler blieb es im gegnerischen Strafraum aus Sicht der Gästeelf bei einem lauen Lüftchen.

Ulms Coach Holger Bachthaler sah seine Mannschaft in der Analyse „für ihren großen Aufwand belohnt“, sprach aber auch vom „Quäntchen Glück, das wir heute Abend bemüht haben.“ Sein Kollege Adrian Alipour hätte natürlich liebend gerne einen oder sogar drei Punkte aus der Münsterstadt mitgenommen. „Aber hier kann man verlieren. Ulm war der bislang stärkste Gegner, den wir in dieser Saison hatten“, beendete der 41-Jährige sein Statement in der Pressekonferenz.

Draußen vor dem Kabinentrakt schüttelte derweil Dennis Wegner angesichts des ernüchternden Endresultats den Kopf. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit keine Ruhe mehr in unserem Spiel. So kann man hier nichts reißen. Null Punkte und jetzt noch fünf Stunden Rückfahrt. Bitter gelaufen!“



Aufrufe: 03.3.2020, 22:03 Uhr
Volkmar SchäferAutor