2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Einen  Schritt schneller: Sören Eismann (r.) vom TSV Steinbach Haiger gegen Balingens Nils Schuon.	Foto: Nick Fingerhut
Einen Schritt schneller: Sören Eismann (r.) vom TSV Steinbach Haiger gegen Balingens Nils Schuon. Foto: Nick Fingerhut

Erst Saures, dann Süßes

RL SÜDWEST: +++ TSV Steinbach Haiger dreht frühen 0:1-Rückstand gegen TSG Balingen in einen 2:1-Sieg +++

Haiger. Sascha Marquet musste sich im VIP-Raum am Haarwasen einigen Fragen der Anwesenden stellen lassen. Eine davon konnte der Offensivspieler, der am kommenden Donnerstag 30 Jahre alt wird, sicher beantworten: Wie wird man innerhalb von knapp einer Stunde vom kritisierten Chancentod zum umjubelten Matchwinner? In dem Marquet vor dem Seitenwechsel zwei absolute Hochkaräter ausgelassen hatte, um nach 79 Minuten goldrichtig zu stehen, damit der Ball von seinem Kopf aus zum 2:1 (0:1)-Heimerfolg seines TSV Steinbach Haiger gegen die TSG Balingen ins Netz flog.

Der Tabellendritte tat sich gegen den Vorletzten der Fußball-Regionalliga Südwest schwer. Die 973 Zuschauer sahen eine Partie, die viele Protagonisten, letztlich aber nur einen Gewinner und einen Verlierer hatte. Dem Unterlegenen sei an dieser Stelle der Vortritt gelassen:

BERND BAUER: „Besser hätte es zu Beginn nicht laufen können“, blickte der neue Balinger Trainer, der lautstark und mit viel Engagement an der Linie untrwegs war, zurück auf die frühe Führung der TSG. Nach sieben Minuten flog ein langer Einwurf von Sascha Eisele in den Strafraum, TSV-Innenverteidiger Manuel Schüler verschätzte sich, und Lukas Foelsch traf zum 1:0 für den Gast. Der es in der zweiten Halbzeit weiter gutmachte, bei seinen Kontermöglichkeiten aber an dem sich steigernden Tim Paterok im Steinbacher Kasten scheiterte. „Es tut weh, dem TSV heute zu gratulieren. Weil wir eigentlich einen Sahnetag erwischt, auch das nötige Glück und vor allem einen glänzenden Keeper hatten“, so Bauer.

Binanzers Bemühen, Lahns Quote und Marquets Wandel

MARCEL BINANZER: Besagter Keeper hielt seine TSG bis zur 62. Minute nicht nur im Spiel, sondern sogar auf Siegkurs. Dann erst fand TSV-Linksfuß Manuel Hoffmann per Volleyabnahme eine Lücke. Beim 1:2 durch Marquet versuchte der 28-jährige Binanzer viel, um den Gegentreffer zu verhindern. „Es lief anfangs voll nach Plan, Dann bin ich ordentlich warmgeschossen worden“, konnte sich der TSG-Schlussmann aber hinterher nichts mehr für seine bärenstarke Vorstellung kaufen.

ADRIAN ALIPOUR: Nach sieben Minuten war es mit der Ruhe an der Seitenlinie, die der Steinbacher Trainer sowieso nicht kennt, vorbei. „Und täglich grüßt das Murmeltier“ könnte Alipour in den Sinn gekommen sein angesichts des neuerlichen Einem-Rückstand-Hinterherlaufens. „Zum Glück haben wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen“, lobte er, um genauso zu tadeln: „Von den fünf dicken Dingern in Halbzeit eins müssen wir mindestens einen machen. Nach dem Ausgleich sind meine Jungs dann leider etwas zu blind nach vorne gelaufen und haben die Geduld verloren. Sascha hat aber die Ärmel hochgekrempelt, und Kevin Lahn ist ein Goldjunge für uns“, zog der TSV-Trainer sein Fazit.

KEVIN LAHN: Eben jenen Stürmer brachte Alipour in der 53. Minute für Serhat Ilhan, der in Durchgang eins freistehend noch kläglich an Binanzer gescheitert war. Und die Einwechslung sollte sich bezahlt machen. „Ich will der Mannschaft immer helfen, wenn ich reinkomme“, erzählte der 27-Jährige, der erst im September von der SV Elversberg an den Haarwasen gekommen war, nach der Partie am Samstag bescheiden. Lahns Erfolgsquote ist beeindruckend. Vier Einsätze, ein Tor und nun vier direkte Vorlagen zu Steinbacher Treffern. „Ich habe einen Lauf, so kann es jetzt gerne weitergehen“, sagte der am Samstag stärkste TSV-Akteur, der sich nicht nur mit den maßgenauen Assist-Flanken auf Hoffmann und Marquet Bestnoten verdiente.

SASCHA MARQUET: Bleibt noch der Steinbacher Matchwinner. Für den galt zwei Tage nach Halloween: erst Saures, dann Süßes. Dass der Mann mit der Rückennummer 17 in der 22. Minute völlig blank vor Binanzer nicht selbst schoss, sondern den Ball querlegte und dort nur ein Balinger Abwehrbein fand, war zum Haareraufen. „Ich wollte die Verantwortung nicht abgeben. Aber wir waren zwei gegen eins“, erklärte Marquet seinen „Rückzieher“. Er blieb im Spiel, ackerte weiter, setzte einen ersten Kopfball (51.) an den Pfosten, um den schwersten dann 28 Minuten später zum 2:1-Siegtor zu verwandeln. „Da ist uns allen ein Stein vom Herzen gefallen“, formulierte es der vom Chancentod zum Matchwinner aufgestiegene Blondschopf hinterher treffend.



Aufrufe: 03.11.2019, 20:00 Uhr
Volkmar Schäfer (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor