2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Ball im (energischen) Blick: Steinbachs Christopher Kramer im Duell mit Ahmed Azaouagh vom FSV Frankfurt.	Foto: Jan Hübner
Ball im (energischen) Blick: Steinbachs Christopher Kramer im Duell mit Ahmed Azaouagh vom FSV Frankfurt. Foto: Jan Hübner

Die nächste Enttäuschung

RL SÜDWEST: +++ TSV Steinbach Haiger unterliegt beim FSV Frankfurt mit 1:2 +++

Frankfurt. Giggel-Ragout und Haigerer Tafelspitz standen im VIP-Raum des Stadions am Bornheimer Hang auf der Speisekarte. Und der TSV Steinbach Haiger hat sich am Freitagabend beim FSV Frankfurt tatsächlich ordentlich verschluckt. Für den Tabellenzweiten der Fußball-Regionalliga Südwest endete die Begegnung mit der nächsten Ergebnis-Enttäuschung aus. Den zwei Unentschieden in Hoffenheim und gegen Ko-blenz folgte eine 1:2 (0:1)-Niederlage bei einem weiteren Abstiegskandidaten.

„Ich kann den Jungs heute nichts vorwerfen. Aber uns hat die Durchschlagskraft gefehlt. Es gibt so Spiele, wo man noch Stunden weiterspielen kann und trotzdem kein Tor erzielt“, machte TSV-Trainer Adrian Alipour nach der „intensiven“ Partie gute Miene zum bösen Spiel. Der 40-Jährige wusste aber genau, dass er sich mit seinen Jungs fürs Erste aus dem Titelkampf verabschiedet hat. „Eines ist klar: Wir müssen nicht mehr nach oben schauen, sondern zuallererst auf uns“, sprach Dino Bisanovic in den Katakomben der PSD-Arena den Teamkollegen aus der Seele.

In der ersten Halbzeit durften sich die zahlreich mitgereisten Fans des Tabellenzweiten unter den 1473 Zuschauern die berechtigte Frage stellen: „Wie mache ich den Gegner stark?“ Die Antwort: Mit uneffektivem Ballbesitzfußball. Alles, was die Steinbacher gegen die massive Defensivabteilung des FSV auch ankurbelten, von Torgefahr war nahezu nichts zu spüren. Zudem ging die Mannschaft von Coach Alipour nahezu jedem Zweikampf aus dem Weg. Statt das direkte Duell mit dem Gegenspieler zu suchen, passten sich die Mannen um den für den angeschlagenen Benjamin Kirchhoff in die Startelf gerückten Kapitän Nico Herzig den Ball zwar nach Herzenslust, aber ohne großen Raumgewinn zu. Auch die hohe Laufbereitschaft, die der Trainer später lobte, brachte wenig.

Viel Ballbesitz, aber vorne keine Durchschlagskraft

Stattdessen ging der Schuss nach hinten los. In der 32. Minute bestrafte das Team von Trainer Thomas Brendel eine Unachtsamkeit der Steinbacher im Spielaufbau. Arif Güclü lupfte den Ball über den als Ankurbler stets aktiven, in diesem Fall aber schlecht postierten David Al-Azzawe auf Ahmed Azaouagh. Der nutzte die Vorlage zur Führung, in dem er das Spielgerät unter die Latte drosch und eine 392 Minuten lange Torflaute des früheren Zweitligisten vom Main beendete. Die Halbchancen von Dennis Wegner (11.), der sich im Privatduell mit Kumpel Timo Kunert aufrieb und zu Recht zur Halbzeit gegen Jannik Mause ausgewechselt wurde, und Christopher Kramer (43.), bei dessen Frau am Freitagnachmittag die Geburt des gemeinsamen Kindes eingeleitet worden war und der deshalb auf Abruf sein Handy bei Co-Trainer Frank Döpper auf der Bank geparkt hatte, nach Flanke von Wenninger waren alles, was die Steinbacher in den ersten 45 Minuten nach vorne zustande brachten.

Das änderte sich nach dem Seitenwechsel für kurze Zeit. Mause machte mit einem Schuss aus 18 Metern den Anfang (46.). Drei Minuten später zog Manuel Hoffmann über die linke Seite auf und davon, doch sein Versuch fand ebenfalls nicht das gewünschte Ziel. Und dann setzte der FSV im richtigen Moment wieder einen „Nadelstich“, wie es Brendel hinterher bemerkte. Güclü nutzte einen Abspielfehler des TSV, sprintete in den Strafraum und überwand Paterok mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck (62.).

Der Ex-Steinbacher Kunert („Das nenne ich Abstiegskampf. Ich glaube, meine Mannschaft hat heute auch ein bisschen für mich gewonnen“) tanzte vor Freude, FSV-Präsident Michael Görner genoss schon einmal eine Zigarre – und die Gäste? Die versuchten nach dem „Verzweiflungsschuss“ von Sascha Wenninger (90.), der zum 1:2-Anschluss im rechten Eck einschlug, in drei Minuten Nachspielzeit all das gut zu machen, was sie vorher versäumt hatten. Alleine es blieb beim Bemühen, die letzte Flanke von Hoffmann segelte am Frankfurter Kasten vorbei, während Herzig im Tornetz zappelte. Sekunden später war Schluss. Aber nur für die Steinbacher, die sich ohne Punkte auf den Heimweg machen mussten. Die Frankfurter wiederum genossen ihre vorher geplante After-Game-Party und ließen es sich noch lgut munden bei Giggel-Ragout und Haigerer Tafelspitz.



Aufrufe: 025.10.2019, 21:45 Uhr
Volkmar Schäfer (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor