2024-05-10T08:19:16.237Z

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Hält am Haarwasen in der spielfreien Zeit die Stellung: Platzwart Peter Fuhrmann.	Foto: TSV Steinbach Haiger
Hält am Haarwasen in der spielfreien Zeit die Stellung: Platzwart Peter Fuhrmann. Foto: TSV Steinbach Haiger

»Der Rasen lädt richtig zum Spielen ein«

RL SÜDWEST: +++ Peter Fuhrmann, Platzwart des TSV Steinbach Haiger, kümmert sich auch in der Corona-Krise um das saftige Grün +++

Haiger. Am Haarwasen herrscht derzeit eine fast schon gespenstische Atmosphäre. Wo sonst die Spieler des Fußball-Regionalligisten TSV Steinbach Haiger trainieren, in der Geschäftsstelle reger Betrieb herrscht und die Tore für mögliche Kiebitze geöffnet sind, ist es ruhig geworden in diesen Tagen. Die Tore sind abgeschlossen, Publikumsverkehr ist derzeit verboten, in der Geschäftsstelle wird nur noch einmal am Tag die Post abgeholt, und vereinzelte Bauarbeiter werkeln ohne die TSV-Mitarbeiter im Gebäude.

Und selbst die Bauarbeiter, die mit der Fertigung der neuen Tribünen beschäftigt sind, haben Pause. Wobei letzteres rein pragmatische und keine Corona-Gründe hat. „Die Arbeiten ruhen gerade, weil die Baufirma derzeit mit einem anderen Auftrag beschäftigt ist“, so TSV-Geschäftsführer Arne Wohlfarth. Und der Tribünenbau eilt ja in diesen fußballlosen Tagen nicht. Dennoch ist der Alltag auch am Haarwasen seit der Coronavirus-Pandemie ein anderer. Doch es gibt eine Ausnahme: Für Platzwart Peter Fuhrmann hat sich an den täglichen Routinen in den vergangenen Tagen und Wochen nichts geändert. „Der Rasen wächst schließlich mit oder ohne Corona in derselben Geschwindigkeit.“ Der Platz „profitiert“ sogar von der aktuellen Situation. „Noch vier Wochen, und dann können wir hier Wimbledon austragen“, schmunzelt der 58-Jährige.

Über mangelnde Arbeit kann sich der vierfache Familienvater Fuhrmann auch in diesen Zeiten nicht beschweren. Täglich kümmert er sich um drei Plätze: Den Rasen am Haarwasen, den Kunstrasenplatz („Der braucht genauso viel Pflege wie die anderen beiden Plätze, weil das Granulat verteilt und gewässert werden muss“) der zweiten Mannschaft in Steinbach und den Trainingsplatz des TSV in Rodenbach. Mähen, striegeln, düngen, lochen, vertikutieren. „Ich bin den ganzen Tag über aktiv.“ Denn ohne seine Arbeit „würde das Gras hier in 14 Tagen sprießen und wuchern wie auf der Alm.“

Seit zweieinhalb Jahren ist der Rasentraktor nun sein Hauptarbeitsgerät. Davor hat Fuhrmann 20 Jahre bei Rittal am Band gestanden. Fuhrmann, der seit 30 Jahren im Haigerer Ortsteil Flammersbach lebt, fand zu seinem neuen Job ganz klassisch über eine Stellenanzeige des TSV. „Ich bin über die Jahre Steinbach-Fan geworden und dadurch auf die Anzeige aufmerksam geworden. Ich bin sozusagen Quereinsteiger mit Vorkenntnissen.“ In seiner Jugend kickte Fuhrmann in Magdeburg hobbymäßig und kümmerte sich damals schon nebenbei um die Rasenpflege. „Dieses Wissen habe ich dann wieder aufgefrischt. Und draußen an der frischen Luft zu arbeiten, ist genau mein Ding und viel besser als in einer Halle am Fließband zu arbeiten.“

Fuhrmann will seinen Job auf keinen Fall missen, wenngleich ihm derzeit einiges fehlt. „Es ist schön ruhig hier, wobei: Was heißt schon schön.“ Fuhrmann vermisst das Gewusel, den kurzen Small-Talk mit Spielern oder Zuschauern, die spontan vorbeikommen, um sich das Training anzuschauen. „Das ist manchmal schon ein komisches Gefühl, ganz alleine im Stadion zu sein.“ Noch mehr aber vermisst er die Spiele. „Es ist sehr schade, dass hier momentan nicht gespielt werden kann. Der Rasen lädt richtig dazu ein.“

Doch es wird noch ein wenig dauern, bis am Haarwasen wieder Normalität und reger (Spiel-)Betrieb herrscht. Bis dahin hält Peter Fuhrmann auf seinem Rasentraktor die Stellung und sorgt dafür, dass beim TSV irgendwann wieder auf saftigem Grün gekickt werden kann.



Aufrufe: 02.4.2020, 20:00 Uhr
Tim GeorgAutor