2024-04-15T13:50:30.002Z

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Waldemar Wagner ist ein Vorbild in Sachen Einstellung und Vereinstreue
Waldemar Wagner ist ein Vorbild in Sachen Einstellung und Vereinstreue – Foto: Harry Rindler

Waldemar Wagner: Der Vorzeigefußballer

Vereinstreue und konstant gute Leistungen: Der 38-jährige Mittelfeldspieler ist das Sinnbild eines Amateurkickers

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Als 12-jähriger kam der in Kasachstan geborene Waldemar Wagner mit seiner Familie nach Niederbayern. Beim SV Hunderdorf spielte der mittlerweile 38-Jährige erstmals in einem Verein Fußball. 26 Jahre später jagt Wagner dem runden Leder immer noch hinterher und zählt beim Landesligisten TSV Seebach zu den absoluten Leistungsträgern.

1995 verschlug es die Familie Wagner nach Deggendorf und Jungspund Waldemar schloss sich der Nachwuchsabteilung der SpVgg GW Deggendorf an. "Ich glaube, das war damals für beide Seiten ein Glücksfall", schmunzelt der mittlerweile in Niederwinkling lebende Familienvater. Bei den Donaustädtern machte Wagner nicht nur die Fusion zwischen der SpVgg und dem SV Grün-Weiß im Jahr 2003 mit, sondern im Herrenbereich auch fünf Auf- und drei Abstiege. 2012 schafften die Grün-Weißen - mit Wagner als Mannschaftskapitän - den Sprung in die Bayernliga. "Ich habe in Deggendorf viele Höhen, aber auch ein paar Tiefen erlebt. In den vielen Jahren hatte ich einige Trainer und habe etliche Spieler kommen und gehen gesehen", berichtet Wagner, der dem Verein auch in schwierigen Zeiten stets die Treue hielt. "Es gab durchaus schlechte Phasen in Deggendorf und ich habe im Laufe der Jahre das eine oder andere interessante Angebot bekommen. Ich habe mich aber immer wohl gefühlt, deshalb war ein Wechsel für mich eigentlich nie ein ernsthaftes Thema", erzählt der zuverlässige Mittelfeldspieler.

Im Sommer 2014 brach Waldi Wagner seine Zelte an der Trat dann aber doch ab. "Ich wollte den Aufwand Landesliga nicht mehr betreiben, weil unsere beiden Kinder damals noch sehr klein waren und ich etwas mehr Zeit für meine Familie haben wollte", berichtet Wagner, der sich ungern an seine letzten Wochen in Deggendorf zurückerinnert: "Ich hatte den Verantwortlichen meinen Abschied bereits in der Winterpause mitgeteilt. Im Frühjahr liefen dann intern viele Dinge verkehrt und am Ende des Tages verließ die komplette Mannschaft den Verein. Ich habe versucht, das als Spielführer zu verhindern, aber das Ganze nahm dann eine nicht mehr aufzuhaltende Eigendynamik. Mich hat das damals sehr traurig gestimmt, denn meinen Abgang hätte ich mir nach fast zwei Jahrzehnten anders vorgestellt." Waldemar Wagner verschlug es vor sechs Jahren zum TSV Seebach, der seinerzeit in der Bezirksliga Ost um Punkte und Tore kämpfte. "Mein langjähriger Mannschaftskamerad Sepp Holler war dort damals Trainer und hat den Wechsel eingefädelt. Zudem spielte mein Bruder Andreas bereits im Seebacher Team", erzählt Wagner.

Für die SpVgg GW Deggendorf kickte Wagner (re.) fast zwei Jahrzehnte
Für die SpVgg GW Deggendorf kickte Wagner (re.) fast zwei Jahrzehnte – Foto: Charly Becherer


In den sechs Jahren beim TSV Seebach hat der Routinier, der ein ruhiger und sympathischer Zeitgenosse ist, einiges erlebt. "Ich bin mit Seebach zweimal Bezirksliga-Meister geworden, aber auch schon einmal wieder aus der Landesliga abgestiegen", berichtet der Dauerbrenner, der zudem auch schon eine andere leidvolle Erfahrung machen musste: "In den letzten Jahren bin ich auch schon das eine oder andere Mal auf der Ersatzbank gesessen. Das war Neuland für mich und nicht unbedingt schön." Der zuverlässige "Oldie" gehört aber trotz seines reifen Fußball-Alters fast in jeder Partie noch der Startelf der Eibl-Truppe an und hat auch nicht vor, seinen Platz auf dem Feld freiwillig zu räumen: "Wir haben aktuell einen relativ großen Kader und haben speziell in der letzten Wechsel-Periode viele junge Spieler bekommen, die allesamt viel Talent haben und sehr ehrgeizig sind. Für mich ist es allerdings eine große Motivation, mich gegen die jungen Burschen zu behaupten. Grundsätzlich sehe ich die ganze Sache jedoch ohnehin etwas anders: Jeder Spieler, der bei uns in der ersten Mannschaft dabei ist, hat den Anspruch und das Recht bei entsprechender Leistung zu spielen. Ich denke, das Alter spielt bei der Aufstellung keine Rolle."

Wie lange Waldemar Wagner dem derzeitigen Tabellenfünften der Landesliga Mitte noch die Treue halten wird, ist offen. "Mir macht es immer noch großen Spaß. Ich gehe gerne in jedes Training und bin immer noch motiviert. Wir werden uns im neuen Jahr zusammenhocken und dann besprechen, wie es weitergeht", sagt Wagner, der nicht den Eindruck macht, einen genauen Zeitpunkt für ein Karriere-Ende im Kopf zu haben: "Ich genieße es, immer noch auf einem sehr guten Niveau spielen zu dürfen." Ein Engagement als Spielertrainer hat der 38-Jährige in naher Zukunft nicht geplant: "Es gab in den letzten Jahren immer wieder mal Anfragen in diese Richtung. Ich möchte das irgendwann auch nicht komplett ausschließen, aber aktuell kommt das für mich eher nicht in Frage." Allein diese Aussage zeigt, dass Waldemar Wagner wohl noch ein paar Jahre seine große Leidenschaft ausüben wird.

Aufrufe: 010.11.2020, 10:30 Uhr
Thomas SeidlAutor