„Hier auf der Schott gegen den Tabellenführer einen Punkt zu holen, obwohl du einen Elfmeter verschießt und direkt vor der Halbzeit in Rückstand gerätst, ist für uns wie ein Sieg“, hielt Eberhardt fest. Die Taktik der Hassia war äußerst wirksam, Patric Muders' Gegnerbeobachtung lieferte offenbar die entscheidenden Schlüsse. „Wir haben es zum allerersten Mal mit der Fünferkette probiert. Wir wussten, dass Schott viel in die Zwischenräume spielen oder es mit langen Bällen versuchen wird. Genau darauf haben wir gewartet“, erläutert Serdal Günes, Mittelmann der Abwehrreihe, die Strategie gegen seinen Ex-Klub.
Handelfmeter und Nachschuss verballert
Auf 20 bis 25 Meter Tiefe schob die Hassia das Spielfeld zusammen. Hinten herum durfte der Primus unbehelligt aufbauen, ab der Mittellinie wurde es eng. Zu eng. „Wir haben ihnen den Schneid abgekauft in Sachen Zweikampfhärte, genauso wie gegen Gonsenheim. Wir sind über die Einstellung, die Leidenschaft, die Basics im Fußball gekommen“, fasst Eberhardt zusammen, „Tiki Taka hilft im Abstiegskampf nicht.“ Der 38-Jährige spornte seine Mannen immer wieder an, bejubelte jeden ins Aus gespielten Fehlpass der Mainzer frenetisch. Und dass kaum eine Schiedsrichterentscheidung ohne „Ebbe“-Kommentar auskommt, wird sich so schnell auch nicht mehr ändern.
So nervig das alles für den TSV war und so diszipliniert die Binger ihr Werk auch verrichteten, in der Pause war trotzdem Aufbauarbeit gefragt. Yannik Wex hatte abgezogen, Christian Hahn sprang der Ball an die Hand, Alper Akcams fälligen Strafstoß parierte Tim Hansen, der Nachschuss flog drüber (34.). Rückschlag Nummer eins. Einmal ließ die Hassia hinten etwas Luft, prompt netzte Dennis de Sousa Oelsner nach Hahns Kopfballablage gegen die Ex-Kollegen (45.). Rückschlag Nummer zwei. „Das 1:0 müssen wir abschütteln“, lautete die Botschaft in der Binger Kabine, „wir spielen genauso diszipliniert weiter und machen nicht auf.“ Erst 20 Minuten vor Schluss sollte das Risiko erhöht werden. Pierre Merkel und Fabian Liesenfeld standen schon bereit, da tankte sich Akcam im Gegenangriff auf rechts durch, Wex wuchtete den Querpass ins Netz (71.). Da war der heiß ersehnte Punkt.
Hinten raus braucht die Hassia eine Portion Glück
Kurioserweise brachte die Ampelkarte gegen Schott-Spielführer Jonas Raltschitsch (75.) um ein Haar die Wende. Plötzlich bäumten sich die Mainzer auf, eine Handvoll dicker Chancen nach Standards brachte aber nichts ein. „Glück hat nur der Tüchtige“, befand Eberhardt. „Kämpferisch war es überragend von unseren Jungs“, betont Günes, „deswegen denke ich auch, dass der Punkt verdient war. Uns interessiert es nicht, wie wir Fußball spielen, sondern dass wir die Punkte holen. Wir haben ein Ziel, und das ist, nicht abzusteigen.“ De Sousa wünscht es seinem Ex-Klub: „Es sind viele gute Jungs dabei. Wenn sie so diszipliniert weiterarbeiten, werden noch einige Punkte rausspringen. Es war sehr unangenehm gegen sie.“ Dieser Satz war beim TSV Schott allemal konsensfähig.
Hassia Bingen: Müller – Baumann, Serratore, Günes, Platten, Klöckner – Akcam (90.+3 Merkel), Kraft (85. Persch), Neumann, Goulas (82. Kaucher) – Wex.