2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Ein verschmitztes „Nie mehr Oberliga!“ kommt Srdjan Baljak über die Lippen. Der Stürmer beendet nun seine aktive Laufbahn.
Ein verschmitztes „Nie mehr Oberliga!“ kommt Srdjan Baljak über die Lippen. Der Stürmer beendet nun seine aktive Laufbahn.

Meisterschaft mit Handschrift

Schott Mainz ist nach 1:1 gegen Salmrohr nicht mehr von Tabellenspitze zu verdrängen +++ Emotionen und Abenteuer Regionalliga

Mainz. Als der Stadionsprecher des FSV Salmrohr die frohe Kunde vermeldet, bleibt der große Jubel zunächst aus. So richtig können sie es erst nach einem tiefen Durchschnaufen glauben. Ja, der TSV Schott Mainz ist Oberliga-Meister. Ja, man wird in der kommenden Saison in der Regionalliga spielen. Ja, es wird das erste Pflichtspiel-Duell überhaupt mit (der U23 von) Mainz 05 geben. Auch wenn das 1:1 (1:1) im Salmtal wahrhaft kein sportliches Glanzlicht war – dass die Meisterschaft hoch verdient ist, daran besteht kein Zweifel. Weil der SV Morlautern in Völklingen gewann, steht bereits nach dem vorletzten Spieltag fest, dass die Glaswerk-Elf nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen ist.

Daher dauert es auch nicht lang, bis die ersten beiden Bierkästen über den Köpfen von Spielern und Verantwortlichen ausgegossen sind. Die Mannschaft lässt erst Chefcoach Sascha Meeth und danach auch, eingewickelt in eine große, Schott-blaue Plane, Athletiktrainer David Heser hochleben, posiert immer wieder in den Meister-Shirts, jagt sich gegenseitig über den Platz, springt im Kreis, singt die inbrünstigste Humba der Saison – so gelähmt die Spieler ob der großen Chance, das Wunder tatsächlich zu schaffen, die 90 Minuten über wirkten, so sehr explodieren die Emotionen nun.

„Als wir vor 15 Monaten angefangen haben, war der Grundsatz von Sascha und uns, dass wir die Mannschaft nach dem Charakter zusammenstellen“, sagt Abteilungsleiter Manuel von Vultejus, „vor allem die Art und Weise war phantastisch.“ Egal mit wem man spricht, Trainer Sascha Meeth heimst die Lobeshymnen ein. „Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Trainer so schnell seine Handschrift hinterlässt“, strahlt Manager Till Pleuger, „hier ist richtig was entstanden. Beeindruckend, wie die Mannschaft sich dieses Jahr taktisch und als Gemeinschaft entwickelt hat.“


Mittelfeldmotor Necmi Gür kann es noch gar nicht richtig fassen: „Realisieren tue ich es noch nicht, ehrlich gesagt. Ich habe einfach alles richtig gemacht mit dem Wechsel hierher.“ Torjäger Janek Ripplinger betont: „Ich bin in meiner Karriere im Aktivenbereich noch nie Meister geworden. Das ist das größte Highlight überhaupt.“ Ein verschmitztes „Nie mehr Oberliga!“ kommt Srdjan Baljak über die Lippen. Der Stürmer beendet seine aktive Laufbahn. Kommende Woche soll entschieden werden, inwiefern der angehende Physiotherapeut im Umfeld der Mannschaft verbleibt.

„Überragend, was diese Truppe geleistet hat“, strahlt Co-Trainer Bernd Bangel, einer der vielen stillen Arbeiter im immens gewachsenen Umfeld. „In Mechtersheim, das 1:1 von Ripplinger, das war das wichtigste Tor für mich“, schnauft Teammanager Frank Gerhardy durch, „da habe ich mir gedacht: Jetzt packen wir's.“ Und wie sie es gepackt haben. Es spricht Bände, dass es in Silas Schwarz ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs war, dem mit einem Flachschuss ins lange Eck nach Edis Sinanovics Zuspiel das letztlich goldene 1:1 (45.) gelungen war.

Zuvor hatten die Mainzer eine Reihe Chancen liegen lassen, aber auch nie wirklich ihren Rhythmus gefunden. Auch das Führungstor des FSV durch Peter Schädler (36.) half da nicht wirklich. Man sah, wie viel Kraft die letzten Wochen körperlich und auch mental gekostet haben – und man durfte bewundern, wie die Mannschaft es doch wieder schaffte, genau das Ergebnis zu erzielen, das sie brauchte. Das Abenteuer Regionalliga kann beginnen, und das durfte und wird noch kräftig gefeiert werden.

TSV Schott Mainz: Luketic – Iten (46. Soultani), Simic, Raltschitsch, Senftleben – Schneider, Gür – Just, Sinanovic (83. Schlosser), Schwarz (74. Sakai) – Ripplinger.

Aufrufe: 013.5.2017, 21:39 Uhr
Torben Schröder Autor