2024-04-15T13:50:30.002Z

Interview der Woche

Hoffnung vom "großen Sprung" lebt weiter

Manuel Schneider kämpft sich nach schwerer Knieverletzung wieder zurück +++ Beim TSV Schott Mainz beweisen, dass er es noch kann +++ Zu seinem Comeback: "Es war wirklich überwältigend, das, was ich auf der Welt am liebsten tue, wieder machen zu können."

Es wäre die Rückkehr schlechthin im Mainzer Fußball: Manuel Schneider (24), bis zu seiner schweren Knieverletzung vor drei Jahren Kapitän beim FSV Mainz 05 II, steht wieder auf dem Fußballplatz. Der Innenverteidiger, der bereits 95 Regionalligaspiele auf dem Buckel hatte, ehe er mit 21 Jahren vorläufig seine Profi-Ambitionen aufgeben musste, hat jüngst im Testspiel gegen den SV Wiesbaden für den TSV Schott Mainz wieder gute 20 Minuten gespielt. Im Interview der Woche spricht Schneider über seinen langen Weg zurück auf den Sportplatz und seine Ziele.

Manuel, Du hast Dein Leben lang nur für Mainz 05 gespielt, dann hieß es, die Karriere sei vorüber. Nun bist Du beim TSV Schott Mainz gelandet. Wie kam's?

Ich habe Fitnesstrainer Jens Strußenberg bei einem Schülerpraktikum im Fitnessstudio kennen gelernt. Vor cirka einem Jahr, als die Schott-Frauen gegen Bayern München gespielt haben, habe ich ihn und Trainer Ali Cakici zufällig getroffen. Da haben wir darüber gesprochen, wie es weitergehen kann. Jens hat gesagt, er bekommt das hin. Seitdem habe ich bei ihm trainiert, zwei bis drei Mal in der Woche. Im Dezember hat sich dann herauskristallisiert, dass Mainz 05 erst einmal einfach eine Nummer zu groß wäre. Es hieß, dass ich mich erst einmal woanders durchsetzen soll, um zu zeigen, dass ich wieder da bin, wo ich mal war. Bei Schott bin ich dafür bestens aufgehoben, denn hier kann ich – auch wenn das blöd klingt – tun, was ich möchte.

Was genau hattest Du für eine Verletzung?

Einen Meniskus- und Knorpelschaden im rechten Knie. Schon bei der Operation vor drei Jahren hat man mir gesagt, dass es sein kann, dass ich gar nicht mehr spielen kann. Viele haben gesagt, ich soll aufhören, es macht ja wenig Sinn. Aber dafür ist mir der Fußball zu wichtig.

Sind damals auch Deine Hoffnungen auf eine Profikarriere geplatzt?

Ich habe immer noch die Hoffnung, dass ich den Sprung schaffen kann. Aber im Moment bin ich einfach nur froh, wieder auf dem Platz stehen zu können – in einer sehr guten Mannschaft, mit der es wirklich Spaß macht.

Was macht Jens Strußenberg denn so anders, dass es nun wieder klappt?

Er hat immer felsenfest an mich geglaubt. Und er macht mit mir Übungen, die sonst keiner macht. Eigentlich nichts wirklich Weltbewegendes, aber es sind Übungen, mit denen ich ohne große Schmerzen trainieren kann. Und bei jedem Rückschlag weiß er ganz genau, woran es liegt, und zeigt mir andere Übungen, mit denen es dann wieder klappt.

Bist Du aktuell schmerzfrei?

Leider nein. Am letzten Samstag habe ich erstmals wieder gut 20 Minuten gespielt. Vermutlich, weil so viel Euphorie und Adrenalin dabei waren, habe ich gar nichts gespürt. Aber sonst merke ich nahezu immer was.

Sind langfristige Schäden zu befürchten, wenn Du jetzt weiter Fußball spielst?

Es werden wahrscheinlich auch langfristig Probleme auftauchen. Aber, ein bisschen hart ausgedrückt: Zehn Jahre früher oder später ein künstliches Kniegelenk, dafür wäre es mir zu schade, aufzuhören. Dafür habe ich auch zu viele Hobbys, mit denen ich aufhören müsste, das ist es mir nicht wert.

Wie und seit wann bist Du ins Mannschaftstraining integriert?

Im Training bin ich seit der Hinrundenvorbereitung, zuletzt meist zwei Mal die Woche, am Wochenbeginn und -ende, dazwischen mache ich Krafttraining vor allem für die Beinmuskulatur, damit ich die Stabilität habe. Wenn ich Jens brauche, ist er immer da, aber momentan mache ich meine Übungen selbst.

Was für ein Gefühl war das, gegen Wiesbaden wieder auf dem Feld zu stehen?

Ich war einfach mega-happy, es ist schwer, das in Worte zu fassen. Es war wirklich überwältigend, das, was ich auf der Welt am liebsten tue, wieder machen zu können.

In Prozenten ausgedrückt – was würdest Du sagen, wie weit bist Du wieder?

Ich war nach den 20 Minuten gegen Wiesbaden schon gut platt. Von der Fitness her sind es vielleicht 60 Prozent, wenn überhaupt. Deswegen bin ich diese Woche auch erst einmal aus dem Mannschaftstraining rausgegangen, um mit Joggen und Wechselläufen fitter zu werden. Das Gute bei Schott ist, dass ich das komplett selbst steuern kann.

Welche Ziele hast Du Dir persönlich gesetzt?

Mein Plan ist eigentlich schon, noch einmal höherklassig zu spielen, wenn das mit dem Knie funktioniert. Sonst werde ich wahrscheinlich Plan B angehen und studieren. Doch wenn ich die nächsten Monate gut überstehe, will ich noch einmal richtig Gas geben. Ansonsten will ich aber auf jeden Fall nebenbei weiter Fußball spielen.

Wie siehst Du Deine neue Mannschaft?

Bei Schott steckt eine Menge Potenzial drin, ich denke, längerfristig werden sie sich schon in der Regionalliga wiederfinden. Das Niveau ist sehr gut, da musste ich mich auch erst einmal umgucken und muss es immer noch.

Wann bist Du bereit für die Oberliga?

Theoretisch in ein paar Minuten. Aber aufdrängen werde ich mich erst einmal nicht. Wenn es so weit ist, freue ich mich.

Aufrufe: 025.2.2016, 16:15 Uhr
Torben SchröderAutor