2024-04-16T09:15:35.043Z

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Yuna Segawa ist beim TSV Schott Mainz unentbehrlich.
Yuna Segawa ist beim TSV Schott Mainz unentbehrlich.

Das 1,57-Meter-Kopfballungeheuer

YUNA SEGAWA Die japanische Verteidigerin zählt zu den wichtigsten Spielerinnen des TSV Schott Mainz in der Zweiten Bundesliga

Mainz. Als Yuna Segawa das erste Mal in Deutschland Fußball spielte, war sie sich nicht sicher, ob ihre größte Stärke wirklich eine sein würde. Segawa ist eine Spezialistin im Luftkampf, räumte in ihrer Heimat Chiba bei Tokio alle Kopfbälle ab. „Alle Spielerinnen waren hier auf ein Mal zehn bis 15 Zentimeter größer als ich“, schreibt Segawa. Sie schreibt via WhatsApp, weil es ihr unangenehm ist, dass sie beim Sprechen noch Fehler macht. Die Antworten der Abwehrspielerin des TSV Schott Mainz kommen fast fehlerfrei an. Es spricht für ihren Ehrgeiz. Denn aus der vermeintlichen Schwäche im Kopfballspiel machte sie auch in der Zweiten Bundesliga eine Stärke. „Ich versuche jetzt, noch besser zu timen, wann ich springe. Langsam funktioniert es auch in Deutschland.“

Ihr Trainer Stefan von Martinez nennt sie „Kopfballungeheuer“ und ist Woche für Woche erstaunt, welche Leistungen Segawa aus ihren 1,57 Meter herauskitzelt. „Sie hat so einen unglaublichen Biss“, sagt er. „Wenn man sieht, was ihr eigentlich fehlt, sind diese Leistungen beeindruckend.“ Die Japanerin, die als 14-Jährige zum ersten Mal mit einer Auswahlmannschaft in Deutschland spielte, ist für eine Flügelspielerin nicht besonders schnell. Trotzdem ist sie im 5-3-2-System der Schott-Frauen unentbehrlich. Es ist ihre Beharrlichkeit, mit der sich sich in jeden Angriff der Mainzerinnen einschaltet, die sie so wichtig macht.

Doch trotzdem entsteht keine Lücke, weil Segawa die Power nie ausgeht. Die Duelle mit scheinbar übermächtigen Gegnern hat sie schon mit drei Jahren gesucht. Und im Garten gefunden. Der ältere Bruder war ihr erster Kontrahent. Schon mit drei Jahren kickte sie den Ball durch die Gegend. Mit neun Jahren schloss sie sich einer Mannschaft an. Im Januar 2015 wechselte sie aus Japan zum MSV Duisburg II in die Regionalliga West. Mit 24 Jahren verwirklichte sie den Traum, den sie seit der Deutschlandreise mit der Jugendmannschaft hegte – ein Bundesliga-Einsatz.

Der TSV Schott verpflichtete Segawa für die Zweitliga-Mannschaft. In 19 Einsätzen traf sie drei Mal. In dieser Saison waren es in acht Spielen schon genau so viele Treffer. Gegen die SG Andernach netzte sie sogar per Kopf. Von Martinez sprach dabei sogar von einem Größenvorteil. Während die anderen Spielerinnen nicht wussten, wie sie den halbhohen Ball verwerten sollten, spielte Segawa auf ihrer Augenhöhe ihr gutes Kopfballspiel aus. Ihre Qualitäten sieht sie aber nicht unbedingt in der Offensive.

„Mein Saisonziel ist es, am meisten von allen Spielerinnen in der Mannschaft zu laufen“, erklärt sie. „Ich will eine ultraaggressive Verteidigerin sein.“ In ihrer neuen Heimat Mainz arbeitet sie stundenweise in einem Büro und lernt Deutsch. Im Gegensatz zu ihrer Heimatstadt Chiba (knapp eine Million Einwohner) ist Mainz beschaulich. „Das mag ich“, schreibt sie. „Es ist leicht zu leben, und ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Nur eine Sache irritiert sie noch immer: „Die Portionen beim Essen sind immer noch zu groß. Und es sind immer viele, viele Pommes drauf.“



Yuna Segawa und der TSV Schott Mainz treffen am Sonntag, 14 Uhr, auf Bayer 04 Leverkusen- Die Rheinländerinnen sind in der vergangenen Saison aus der Bundesliga abgestiegen. Schott-Coach von Martinez hält die Gastgeberinnen für den Favoriten. „Die Mannschaft ist eine Mixtur aus ehemaligen Nachwuchsnationalspielerinnen und erfahrenen Zweitliga-Spielerinnen“, sagt von Martinez. Kopf der Werkself ist die ungarische Nationalspielerin Henrietta Cziczar, Jessica Wich spielt im Mittelfeld eine wichtige Rolle.

Der Schlüssel für Schott könnte die eigene Stärke in der zweiten Halbzeit sein. Die Leverkusenerinnen schwächeln nach der Pause öfter. Schott dreht gern auf. „Es wäre aber schön, wenn wir dabei nicht jedes Mal einen Rückstand drehen müssten“, sagt der Coach.

Der Gegner: Bayer 04 LEVERKusen
Aufrufe: 017.11.2017, 13:30 Uhr
Carsten ZillmannAutor