2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligabericht
Getroffen hat er einmal, geschossen wesentlich häufiger: Edis Sinanovic war Torschütze und Unglücksrabe zugleich. Archivfoto: Peters
Getroffen hat er einmal, geschossen wesentlich häufiger: Edis Sinanovic war Torschütze und Unglücksrabe zugleich. Archivfoto: Peters

Auf der Suche nach der Leichtigkeit

TSV Schott Mainz lässt gegen Arminia Ludwigshafen beim 1:1 viele Chancen aus +++ Drei Platzverweise in hektischer Schlussphase

„Ich verstehe es einfach nicht, es hätten zwei, drei, vier, fünf Tore sein können“, schüttelt Edis Sinanovic den Kopf. „Meine Flanken kommen einfach nicht“, gibt Silas Schwarz sichtlich konsterniert zu. Es war eigentlich eine prima Leistung, die der TSV Schott Mainz im Oberliga-Duell Absteiger gegen Aufsteiger anbot. Dennoch entführte der FC Arminia Ludwigshafen beim 1:1 (0:1) einen Punkt. So herrschte statt des Sprungs auf Rang zwei bei den Platzherren der Frust.

„Wir haben wirklich gut gespielt, haben uns sehr viele hochkarätige Chancen herausgespielt“, hielt Trainer Sascha Meeth fest, „gegen den Ball war es hervorragend.“ Nur die Chancenverwertung war kläglich. Was nach den letzten Misserfolgen an Verkrampfung da war, sollte sich eigentlich in Minute 14 gelöst haben. Janek Ripplinger setzte sich auf der rechten Seite durch und spielte flach in den Rücken der Abwehr, Sinanovic traf genau in den Winkel. Und der Ball lief auch flüssig nach diesem frühen 1:0 – doch er wollte partout nicht mehr ins Netz.

Viele viele Chancen, aber fast kein Ertrag

Der Torschütze wurde zum größten Pechvogel. Aus fünf Metern wurde Sinanovics Schuss noch geblockt (15.), nach Ripplingers Kopfballablage schlenzte er die Kugel drüber, statt noch mal quer zu spielen (33.), und als er Keeper Kevin Urban schon umkurvt hatte, spitzelte Nico Gronbach den Ball noch am leeren Tor vorbei (61.). Der Drehschuss des 22-Jährigen flog genau in die Arme des Torhüters (73.). Es war zum Haare raufen.

Doch auch Sinanovics Kollegen hätten das Ergebnis hochschrauben können. Ripplinger, der den Querbalken traf (20.) und freistehend vorbei köpfte (50.), Nenad Simic, dessen Kopfball von der Linie gekratzt wurde (55.), Mahdi Mehnatgir, dessen Volley vorbei zischte (71.), Raphael Assibey-Mensah, der bei seinem Solo eigentlich widerrechtlich aus dem Tritt gebracht wurde und so nur einen Kullerschuss zustande brachte, aber eben nicht zu Boden ging (80.) – (fast) jeder durfte mal. Zwei klare Abschlüsse hatten die kämpferisch starken Gäste. Erst löffelte Nico Pantano den Ball in Mike Wroblewskis Arme (20.), dann war Marco Sorg bei einem Konter auf rechts durch und traf ins lange Eck (49.). „Die letzten paar Prozentpunkte im Strafraum fehlen“, hält Meeth fest, „der Einsatz stimmt, aber in den letzten Wochen haben wir die Leichtigkeit verloren.“

Schimpfwörter und Platzverweise

In der Schlussviertelstunde flog ein bis dahin sauberes Spiel dann komplett auseinander. An einer Schiedsrichterleistung, die Meeth als „unfassbar schlecht“ bezeichnete, schaukelten sich die Emotionen mehr und mehr hoch. „Affe“, „Schwanzkopp“ und manch Derberes flog hin und her, aufs Spielfeld und zurück. Der Schiedsrichterassistent herrschte den TSV-Trainer mit einem alles andere als standesgemäßen „Meeth, du bist so lächerlich“ an. Silas Schwarz und Marco Sorg gerieten aneinander, der Mainzer sah die Ampelkarte, der Armine wegen Tätlichkeit glatt Rot (90.+1). Dann musste auch noch Nenad Simic mit Gelb-Rot vom Feld (90.+4).

„Das ist einer der ganz wenigen Tage, an dem man den Fußball verteufeln kann“, meinte Meeth, „da ist alles zusammengekommen, was diesen Sport unattraktiv macht.“ Die Mainzer hatten es allerdings auf dem Fuß, vorher längst für klare Verhältnisse zu sorgen.

TSV Schott Mainz: Wroblewski – Kern, Simic, Rinker, Schlosser – Fring, Mairose – Heeg (65. Mehnatgir), Schwarz, Sinanovic (75. Assibey-Mensah) – Ripplinger.

Aufrufe: 020.10.2018, 19:36 Uhr
Torben SchröderAutor