2024-04-24T13:20:38.835Z

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Schönbergs Vereinschef Christian Brunnbauer (rechts) hat einen offenen Brief an BFV-Präsident Dr. Rainer Koch geschrieben.
Schönbergs Vereinschef Christian Brunnbauer (rechts) hat einen offenen Brief an BFV-Präsident Dr. Rainer Koch geschrieben. – Foto: BFV/Brunnbauer - Montage: FuPa

Brief an BFV-Chef Koch: "Größte Wettbewerbsverzerrung jemals"

Schönbergs Vereinschef Christian Brunnbauer kritisiert in einem offenen Brief an Dr. Rainer Koch dessen seiner Meinung nach deutliche Vernachlässigung der kleinen Vereine

Christian Brunnbauer wusste keinen anderen Ausweg mehr als die Öffentlichkeit. In den letzten Corona-Wochen und -Monaten hat sich beim 1. Vorsitzenden des TSV Schönberg einiges an Frust über die Vorgehensweise des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) um dessen Präsidenten Dr. Rainer Koch an der Spitze angestaut. Deshalb hat sich der 45-Jährige dazu entschlossen, einen offenen Brief an den bayerischen Fußballchef zu schreiben, der auch FuPa vorliegt.

Folgend der offene Brief von Christian Brunnbauer an BFV-Präsident Dr. Rainer Koch im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Dr. Koch,

ich wende mich als Vertreter eines "kleinen" Vereins an Sie, um Ihnen gegenüber meinen Unmut hinsichtlich der Entscheidungen unseres Verbands kund zu tun. Nach der Corona-Zwangspause dachte ich eigentlich, dass mit mehr Demut und Besonnenheit Entscheidungen auch zum Wohle der Basis getroffen werden.

Die Basis sind aber nicht nur Ihre Regionalliga-Vereine, sondern auch die ganzen A-Klassen, Kreisklassen und Kreisligavereine. Denn in diesen Vereinen wird noch ehrliche ehrenamtliche Arbeit geleistet, deren ehrenamtliche Funktionäre keine "horrenden" Aufwandsentschädigungen erhalten, deren Funktionäre sogar noch ihr eigenes Geld investieren, um den "Laden" am Laufen zu halten. In diesen Vereinen wird noch ehrliche Jugendarbeit betrieben. Leider wird dies von Ihnen total vernachlässigt.



Über die Saisonfortsetzung konnte man diskutieren, ob richtig oder nicht. Aber die Einführung eines Sommerwechselfensters, das zum Einsatz zur Rückrunde einer laufenden Saison berechtigt, ist unverantwortlich und führt zur größten Wettbewerbsverzerrung, die es im Fußball jemals gegeben hat. Auch hier wurde die Basis wiederum vergessen und nur an die höherklassigen Teams gedacht.

Was sind die Folgen dieses irrsinnigen Wechselfensters?

Teils gehen stark veränderte Teams in eine Rückrunde, deren ursprüngliches Wechselfenster eigentlich abgeschlossen war.

So werden von einem Kreisligisten so eben mal zwei Landesligaspieler verpflichtet - und dadurch der Aufstiegskampf total verzerrt. Das hat mit fairem Wettkampf nichts mehr zu tun. Die kleinen Vereine, deren Personaldecke ohnehin schon dünn ist, haben plötzlich mit Abgängen zu kämpfen und somit auch um die Existenz. Auch wird durch die verantwortungslose Entscheidung des BFV der bezahlte Fußball in den unteren Klassen noch weiter gefördert. So wechselt der ein oder andere Kicker so eben mal eine Klasse nach oben und lässt den Verein, mit dem er eigentlich im Abstiegskampf steckt und daran genauso auch seinen Anteil trägt, einfach im Stich.

"Dialog ist nicht der Austausch via Facebook oder Twitter"



Die weitere Folge ist, dass Vereine, die durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Ausfall der Vereinsfeste, teils in starke finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Dies wird durch das irrsinnige Transferfenster noch befeuert. Auch ich stehe im Austausch mit anderen Vereinen und kann Ihnen leider versichern, dass ich keine Einzelmeinung vertrete.

Diese fragwürdigen BFV-Entscheidungen setzen sich im Jugendbereich wie ein roter Faden fort. Am Anfang hatte man die Jugend komplett vergessen und sich stattdessen rein auf den Herrenbereich konzentriert. Am 08.06.2020 erfolgte viel zu spät der Beschluss zum Abbruch der Saison im Jugendbereich. In dieser Zeit gab es für die Vereine natürlich kaum die Möglichkeit zum Dialog mit ihren Kindern und Jugendlichen. Kaum einer wusste, ob auch wirklich alle Kinder und Jugendliche nach drei Monaten Pause überhaupt noch Lust am Fußball haben werden, was eine Planung extrem erschwerte. Dessen ungeachtet wurde uns zum 15. Juli eine viel zu kurzfristige Frist zur Mannschaftmeldung gesetzt. Auch das beweist Ihre "Wertschätzung" und fehlendes Verständnis für die kleinen Vereine.

Um Schaden von unseren Vereinen abzuwenden, behalten wir uns nach einer rechtlichen Prüfung Ihrer Entscheidung auch juristische Schritte vor.

Zum Schluss noch eine Bitte, Herr Dr. Koch: Gehen Sie zur Basis und führen Sie einen offenen Dialog und hören sich die Sorgen und Nöte der kleinen Vereine an. Dialog mit der Basis ist nicht der Austausch via Facebook oder Twitter, sondern sich im persönlichen Gespräch der Basis zu stellen. Denn auch das ist ehrliche Vereins- bzw. Verbandsarbeit.

Mit sportlichen Grüßen
Christian Brunnbauer
1. Vorsitzender"

Aufrufe: 029.7.2020, 13:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor