2024-04-25T14:35:39.956Z

Team Rückblick
Die Suche nach neuer Balance: Stefan Lau sieht sich nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträger vor die Aufgabe gestellt, eine neuformierte Mannschaft zu stabilisieren.ör
Die Suche nach neuer Balance: Stefan Lau sieht sich nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträger vor die Aufgabe gestellt, eine neuformierte Mannschaft zu stabilisieren.ör

Der TSV Schilksee richtet seinen Blick nach vorn

Lau muss neuformierte Mannschaft stabilisieren / Trotzreaktionen und (Zweck-) Optimismus beim SH-Ligisten

Der Winter ist die Zeit der Zwischenbilanzen – Und der obligatorische Blick in den Rückspiegel könnte aus Sicht des Regionalligaabsteigers TSV Schilksee ein absolut positiver sein, wären da nicht die Ereignisse abseits des grünen Rasens, die in den vergangenen Wochen und Monaten vor allem die Fußballszene in und rund um Kiel in Atem hielten und im gesamten Bundesland zwischen den Meeren zumindest interessiert verfolgt wurden.

Immerhin stehen nach bisher 18 absolvierten Schleswig-Holstein-Liga-Partien lediglich vier Niederlagen zu Buche – ein echter Topwert. Nur der Spitzenreiter aus Eutin ging seltener, nämlich nur einmalig als Verlierer vom Feld. Der Lohn dafür ist der sechste Rang, und auch das Primärziel Hallenmasters wurde erreicht, wenngleich auch der Auftritt in der Ostseehalle vom Abtauchen des Hauptsponsors Bodo Schild überschattet wurde und sportlich neben einem Achtungserfolg gegen Holstein Kiel (2:2) keinen Anlass zum Jubeln bot.

Ferner haben die Nordkieler nach Spielausfällen im November und Dezember drei Nachholpartien in der Hinterhand, theoretisch wäre eine Platzierung unter den Top drei in der SH-Liga durchaus zu bewerkstelligen.

Doch jener Blick in den Rückspiegel wurde durch die im Herbst ihren Lauf nehmenden Entwicklungen getrübt. Zunächst schieden Lukas Michaelis und Lukas Losch aus dem Kader aus, ehe auch der erst im Sommer von Holstein Kiel gekommene Ex-Profi Manuel Hartmann, der als spielender Co-Trainer und Kapitän den Fixpunkt im TSV-Mittelfeld darstellte, aus Unzufriedenheit mit der sportlichen Entwicklung der Mannschaft seine Fußballschuhe an den Nagel hing.

Zeitgleich wurde Tom Warncke, der sich mittlerweile der Spielvereinigung Molfsee angeschlossen hat, wegen Differenzen mit Trainer Stefan Lau aus dem Kader gestrichen. Als dann auch noch Thorsten Gutzeit, ebenfalls erst zu Saisonbeginn als Sportlicher Leiter installiert, den „Fördekickern“ den Rücken kehrte und dafür keine eindeutigen Gründe angeführt wurden, hätte man schon erahnen können, dass hinter den Kulissen der Schilkseer so einiges im Argen liegen muss.

Die sich abzeichnende Misere brach sich ab Dezember dann endgültig Bahn. Schilds Verschwinden und sein Zurücklassen von unbeglichenen Rechnungen sorgte dafür, dass, um bei der Metapher zu bleiben, der besagte Rückspiegel gänzlich abbrach. Das Versiegen der wichtigsten finanziellen Quelle forderte große Opfer, um die Spielfähigkeit der Ersten Mannschaft aufrechtzuerhalten. Sven Schuster, der Geschäftsführer der Schilkseer Fußball-Projekt gGmbH meldete die Insolvenz der gemeinnützigen Gesellschaft an und erklärte klipp und klar: „Hier verdient fortan keiner mehr einen Cent.“

Der Abbruch der finanziellen Zuwendungen – das konnte kaum jemanden mehr überraschen – zog einen verheerenden Dominoeffekt nach sich. Zunächst verließen gleich acht Akteure den Kader der ersten Mannschaft, „was vollkommen legitim ist. Einige sind auf das Geld schlichtweg angewiesen. Das finde ich auch nicht charakterschwach. Ich stelle nur gerne heraus, wie viele hier geblieben sind, und ab jetzt für 'lau' spielen“, verdeutlichte der Trainer schmunzelnd unter der Verwendung eines Wortspiels, dass er den Abgewanderten ihre Entscheidung nicht übel nimmt.

Darunter befanden sich echte Hochkaräter und langjährige Leistungsträger. Maximilian von Randow (Rot-Schwarz Kiel), Jan Bräunling (TSV Bordesholm), Fyn Claasen (VfR Neumünster), Erdogan Cumur, Christian Sankowski (beide NTSV Strand 08) Benjamin Petrick (Eutin 08), Jakob Urbat und Jasper Bandholt (beide TSG Concordia Schönkirchen) könnten nämlich ohne Weiteres den Kern einer schlagfertigen SH-Liga-Truppe bilden.

Das dadurch entstandene Vakuum zog Akteure aus der zweiten Mannschaft (Torben Bertow, Christoph Kahlcke, Torben Kracht, Tanathorn Rermsoongnern, Lars Horstinger, Torge Hansen, Sebastian Klimmek, Moses Ogodogbo, Daniel Scharfenberg) mitsamt Trainer Liridon Imeri, der nun bei der Liga als zusätzlicher Co mitwirkt, nach oben und sorgte so für die notgedrungene Abmeldung des als so wichtig erachteten Unterbaus, den man nicht mehr als konkurrenzfähig in der Verbandsliga Nord-Ost erachtete.

So richtet sich der Blick mittlerweile starr nach vorn, erweckt Trotzreaktionen und (Zweck-) Optimismus. „Vorwärts immer – Rückwärts nimmer!“, zitierte der seit Freitag 36-jährige Trainer Lau eine historische Losung, die es bald schon im Kampf um Punkte mit Leben zu füllen gilt. Die bisherigen Freilufttests, 1:2 bei der U19 Holstein Kiels und 0:0 gegen den TSV Bordesholm, zeigten jedenfalls zweierlei: Ja, in der notgedrungen neuformierten Mannschaft steckt Potenzial, „aber wir haben auch noch sehr viel Arbeit vor uns“, so Lau.

Die Zeit vor dem anstehenden Nachholspiel gegen den TuS Hartenholm (Sa., 14 Uhr) ist so gut wie abgelaufen. Nach dem letzten Freundschaftsspiel gegen den Gettorfer SC (Di., 19 Uhr) wird es dann endgültig wieder ernst. „Wir wollen unbedingt spielen“, pocht Schilksees Coach auf die Austragung der ersten SH-Liga-Partie 2017 und sieht seine Mannschaft dadurch im Vorteil, dass sie bereits am 6. Januar in die Vorbereitung startete.

„Dennoch ist es eine ganz spezielle Situation, die wir nicht unterschätzen sollten“, warnt der Coach davor, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Ohne Rückspiegel wird der Blick über die Schulter auf die Verfolger eben umso wichtiger.
Aufrufe: 010.2.2017, 07:00 Uhr
SHZ / wtiAutor