2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielbericht
Packendes Duell im Waldsportpark: Christoph Leitner und Ebersberg köpften und kämpften leidenschaftlich. sro
Packendes Duell im Waldsportpark: Christoph Leitner und Ebersberg köpften und kämpften leidenschaftlich. sro

TSV Ebersberg dreht 0:3-Rückstand gegen Reischach in furioser Sieben-Tore-Partie

TSV erkämpft sich in spannendem Spiel drei Punkte

Einer der wohl denkwürdigsten Tage in der jüngeren Fußballhistorie des TSV Ebersberg begann mit einer bewegenden Schweigeminute, entwickelte sich dann erst zur Katastrophe und gipfelte schließlich in einer gewaltigen Jubeltraube, die sich eine Partynacht lang gar nicht mehr loslassen wollte.

Gemeinsam mit den Gästen aus Reischach gedachten die gut 150 Fußballfans rund um den Ebersberger Kunstrasenplatz dem ehemaligen TSV-Vorsitzenden und Ehrenmitglied Manfred Bergmeister, der am 19. März im Alter von 91 Jahren verstorben war und maßgeblichen Anteil am Bau und der Entwicklung der Spielstätte im Waldsportpark hatte. Zu einem Stimmungsaufheller konnten die Platzherren im Anschluss nicht beitragen, ganz im Gegenteil: Erste Ecke Reischach – 0:1. Zweite Ecke Reischach – fast das 0:2. Freistoß Reischach – 0:2. Dritte Ecke Reischach – 0:3. Das Tabellenschlusslicht setzte die Grundtugenden des Abstiegskampfes effektiv gegen einfallslose und zunehmend verunsichert wirkende Kreisstädter ein und stolzierte mit breiter Brust in die Halbzeitpause.

Wie jetzt mit ihren geprügelten Ebern umgehen, war für das Trainerduo Heiko Baumgärtner/Alex Salem in der Kabine die Gretchenfrage. „Wir haben uns für eine Mischung aus Anschiss, Mut machen und konstruktiver Kritik entschieden“, bläute Baumgärtner seine Truppe ein: „Gäbe es eine Steigerung von ’schlecht’, würde ich sie jetzt hernehmen. Ich will keine drei Tore von euch in der zweiten Halbzeit, ich will vier!“

In Bakary Touray und Florian Köster wurden zwei frische Unruheherde in die Sturmspitze beordert, die taktische Ausrichtung somit auf volles Offensivrisiko zugespitzt – und plötzlich marschierte ein runderneuerter TSV Ebersberg zurück auf den Platz. Touray und Köster sorgten zu Baumgärtners Freude sofort für einen „Mordsalarm“ und der schnelle Anschlusstreffer per Kopf durch Christoph Ametsbichler (54.) „brachte den Gegner zum Nachdenken“.

Die Partie hätte wohl einen anderen Verlauf genommen, wenn Reischachs Niklas Frischmann kurz darauf seinen Kopfball nicht knapp daneben gesetzt hätte. So aber fand ein Freistoß von Maxi Volk seinen Weg durchs Getümmel und in die Tormaschen zum 2:3 (75.), ehe der gefoulte Georg Münch nach 83 Minuten am Strafstoßpunkt den Ausgleich auf dem Fuß hatte. Münch verschoss, Köster traf Minuten später nur die Latte, aber zumindest das 3:3 lag längst in der Luft, als Touray tatsächlich zum inzwischen hochverdienten Ausgleich einnickte (88.).

Nicht genug für Baumgärtners Vier-Tore-Forderung, und der entfesselte Touray war mit Anbruch der Nachspielzeit auch schon wieder so gut wie auf und davon, sodass Frischmann die Notbremse ziehen musste. Die Folge: Rot für den Reischacher.

Die dramatische letzte Szene der Ebersberger Aufholjagd: Freistoß Volk, der Torwart klatscht nach vorne ab, Simon Eglseder knallt den Abpraller unter die Latte und wird unter einer turmhohen Jubeltraube begraben. „Mega bitter für Reischach, aber von uns die brutalste Moral und am Ende verdient“, krächzte Baumgärtner am nächsten Tag. „Auch wenn wir uns über die erste Hälfte noch in aller Ausführlichkeit unterhalten werden, war das Werbung für unseren Verein. Mehr Teambuilding geht nicht.“

Aufrufe: 025.3.2019, 11:40 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor