2024-04-24T13:20:38.835Z

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Alex Käs (Bildmitte) soll den TSV Rain zum Klassenerhalt in der Regionalliga führen.
Alex Käs (Bildmitte) soll den TSV Rain zum Klassenerhalt in der Regionalliga führen. – Foto: Jung

Praxissemester in Liga 4: Rain baut auf einen Sportstudenten

Mit 26 Cheftrainer in der Regionalliga? So tickt Alex Käs

"Das war so nicht abzusehen", gibt Alex Käs zu. Seit Winter war klar, dass der 26-Jährige Burgheimer nach einem Jahr im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC Ingolstadt 04 nach Rain zurückkehren wird - als Cheftrainer der ersten Mannschaft, weil Daniel Schneider aus privaten Gründen kürzertritt. Dank einer famosen Frühjahrsrunde schafften die Rainer über die Relegation den Sprung zurück in Liga vier. Und Käs coacht plötzlich eine Regionalliga-Mannschaft. Wer ist dieser junge Mann, dem sie in Rain das uneingeschränkte Vertrauen schenken und der sie ohne große Erfahrung im Seniorenbereich zum Klassenerhalt führen soll?

Eines vorweg, ein unbeschriebenes Blatt ist Alex Käs keinesfalls. Seit sieben Jahren steht er an der Seitenlinie, in der Saison 2017/18 trainierte er erfolgreich den TSV Rain II und klopfte mit der Reserve ans Tor zur Landesliga. Schon da war klar: Der Junge hat was drauf! Die letzten zwölf Monate verbrachte er in Ingolstadt "eine super Zeit" in der Schanzer-Talentschmiede, in der er "vor allem inhaltlich viel mitnehmen" konnte. Und: Seit 2017 ist er im Besitz der A-Lizenz. Nun lockte der TSV das Trainertalent zurück an den Lech und stattete ihn gleich mit einem Zwei-Jahres-Vertrag aus. Die Verantwortlichen sind überzeugt von seinen Fähigkeiten. "Das wird eine anspruchsvolle, aber absolut geile Aufgabe", frohlockt Käs, der jetzt teilweise deutlich älteren Akteuren erklären soll, wie sie unter seiner Regie zu kicken haben. Keine Angst davor, dass ihn erfahrene Kicker nicht ernst nehmen könnten? "Nein gar nicht", sagt der junge Coach im Brustton der Überzeugung, "daran verschwende ich keine Gedanken. Wenn du saubere und gute Arbeit ablieferst, dann kriegst du die Jungs auch".

Seit vergangenem Samstag bereitet Käs den Aufsteiger auf die Mission Klassenerhalt in der Regionalliga vor. Dabei verfolgt er nicht auf Gedeih und Verderb eine Spielidee, viel eher gibt er sich pragmatisch: "Wir werden unsere Spielweise an den jeweiligen Gegner anpassen. Als Aufsteiger wird das Spiel gegen den Ball einen zentralen Bestandteil unserer Vorbereitung ausmachen. Für jeden Gegner soll es schwierig sein, gegen uns zu spielen." Mit dem zur Verfügung stehenden Kader ist Käs rundum zufrieden. Mit den jüngst getätigten Verpflichtungen von Jonas Greppmeir (vom FC Augsburg II) und Marco Kammergruber (vom FC Pipinsried) sind die Planungen abgeschlossen. "Das war mir ganz wichtig, weil wir ohnehin nur vier Wochen Zeit haben, bis die Saison beginnt. Würde der Kader erst nach und nach bis August komplettiert werden, wäre das sicher eine große Bürde für uns", meint der Übungsleiter, der die Melange aus jungen, hungrigen und schon erfahrenen Neuen mit großem Wohlwollen goutiert.

Nach einem abgeschlossenen Geographie-Studium feilt Käs an einem Abschluss in Sportwissenschaft.

Im Gespräch mit Alex Käs kommt deutlich raus, dass er für die Sache brennt. Während der Spiele ruhig an der Seitenlinie zu sitzen, ist daher nicht sein Ding. "Wahrscheinlich meinem Alter geschuldet, bin ich da doch eher der emotionale Trainer. Ich muss zwar nicht jede Szene kommentieren, versuche aber schon, meine Spieler so gut wie möglich zu coachen." Vor der Partie schlägt er eher einen sachlichen Ton an. Es ist ihm wichtiger, seinen Spielern Lösungsansätze und Hilfestellungen mit an die Hand zu geben, als vor versammelter Truppe den hampelnden Einpeitscher zu geben. Analytisch und argumentativ überzeugend will Käs dabei vorgehen.

Das passt zu seiner Vita. Ein Geographie-Studium hat er bereits abgeschlossen, derzeit absolviert er ein Online-Studium der Sportwissenschaften an einer Hochschule in Erlangen. "Das lässt sich optimal mit meiner Trainertätigkeit verbinden, denn ich muss nur vier Tage pro Monat vor Ort sein. Den Rest kann ich von zuhause aus am PC erledigen", erklärt Käs. In etwa 18 Monaten will er fertig sein. Was er dann beruflich machen will? Der 26-Jährige macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne hauptamtlich - im Profibereich - als Trainer arbeiten würde. Für den Fußballlehrer-Lehrgang will er sich im nächsten Jahr auf alle Fälle mal bewerben. Falls das nicht klappen sollte? "Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken gemacht. Da wird sich schon ein Betätigungsfeld für mich finden", schmunzelt Käs, der ins seiner rar gesäten Freizeit gerne joggt oder Tennis spielt. Zukunftsmusik, jetzt will er sich erst mal auf die Mission beim TSV Rain konzentrieren - und wertvolle Praxiserfahrung in der Regionalliga sammeln.

Die bisherigen Zu- und Abgänge des TSV Rain am Lech:

Zugänge Alex Käs Ingolstadt II Jul/19 Pascal Schittler VfR Neuburg Jul/19 Dominic Robinson TürkAugsburg Jul/19 Tjark Dannemann Ingolstadt II Jul/19 Moritz Maiershofer SSV Jahn II Jul/19 Marco Kammergruber Pipinsried Jun/19 Jonas Greppmeir FC Augsburg II Jun/19 Abgänge Johannes Rothgang Nördlingen Jul/19
Aufrufe: 027.6.2019, 16:50 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor