2024-04-24T13:20:38.835Z

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Johannes Müller (li.) fungiert als spielender Co-Trainer, sein Bruder Stefan (re.) führt die Mannschaft als Kapitän aufs Feld.
Johannes Müller (li.) fungiert als spielender Co-Trainer, sein Bruder Stefan (re.) führt die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. – Foto: Jung

Fußballverrückte Brüder: Die Controller des TSV Rain

Herz und Hirn der Mannschaft: Johannes (28) und Stefan Müller (29) geben beim Regionalligisten die Richtung vor

Es ist schon eine kuriose wie seltene Konstellation: Klar, zwei Brüder, der eine Kapitän, der andere spielender Co-Trainer, kennt man vielleicht aus der Kreisklasse. Aber in der Regionalliga? Beim TSV Rain am Lech funktioniert das bestens. Johannes Müller (28) und sein knapp 20 Monate älterer Bruder Stefan bilden im Mittelfeld das Herzstück der Schwaben. Die beiden verbindet nicht nur die Liebe zum Fußball, nein, sogar den gleichen Beruf üben sie aus. FuPa hat sich mit den Brüdern unterhalten und hat sich auf Spurensuche einer bemerkenswerten Familiensaga begeben.
"Meine Freundin rümpft immer die Nase und fragt mich dann immer ungläubig, ob ich mit ihm eigentlich auch über etwas anderes rede als Fußball", muss Johannes Müller lachen. Im Zentrum der brüderlichen Unterhaltungen steht tatsächlich nicht selten das runde Leder, wie der Jüngere der beiden schmunzelnd einräumt. FuPa hat beide getrennt voneinander zu den verschiedensten Themen befragt:

Über ihr persönliches Verhältnis:

Johannes: Ich verstehe mich super mit meinem Bruder. Wir sind ja vom Alter her nicht weit auseinander, sind zusammen aufgewachsen, hatten denselben Freundeskreis und haben immer zusammen gekickt. So etwas wie Konkurrenzkampf hat`s bei uns nicht gegeben, da gab`s kein Rivalitätsdenken. Mit ihm zusammen auf diesem Niveau in einer Mannschaft zu spielen, das ist schon eine geile Sache.

Stefan: Die Aussicht, mit meinem Bruder in einer Mannschaft spielen zu können, das war 2016 auch mit der ausschlaggebende Punkt, warum ich von Ingolstadt nach Rain gewechselt bin. Das ist schon eine coole Geschichte. Wir reden extrem viel über Fußball, sind beide fußballverrückt. Und er fragt mich auch immer nach meiner Meinung, wenn er mal wieder einen Rat braucht. (grinst)

Über die Winterpause:

Johannes: Mit Füße hochlegen und Urlaub war bei mir nicht viel. (lacht) Ich habe die Pause genutzt und bin nach Gersthofen umgezogen. Ist auch mal angenehm, nicht immer nur an Fußball zu denken. Ganz kann ich es aber nicht lassen, unser Teamkollege Renè Schröder organisiert alljährlich einen Silvesterkick. Da haben wir uns in der Halle zum Zocken getroffen.

Stefan: Ich war nicht im Urlaub, habe die Weihnachtszeit und die Tage zwischen den Jahren ganz klassisch bei der Familie verbracht. Sportlich habe ich in den ersten Wochen eher weniger gemacht, (grinst) aber ich habe schon so einige Wintervorbereitungen mitgemacht und weiß, worauf es ankommt. Das ist alles zur Routine geworden.
Im stetigen Austausch: Stefan Müller (mi.) und Coach Alex Käs (2.v.re.).
Im stetigen Austausch: Stefan Müller (mi.) und Coach Alex Käs (2.v.re.). – Foto: Gerd Jung


Über ihren sportlichen Werdegang:

Johannes: Ich war ein Spätstarter, bin erst in der U19 von der JFG Donauwörth zum FC Augsburg gegangen. Mit 23, 24 habe ich mir dann die Frage gestellt: Will ich mich irgendwo in der dritten oder vierten Liga mehr schlecht als recht als Profi durchschlagen? Nein, das wollte ich nicht. Ich habe mich für eine berufliche Ausbildung entschieden.

Stefan: Ich habe beim FC Ingolstadt in der zweiten und dritten Liga in den Profibereich reinschnuppern dürfen. Bei mir stellte sich auch die Frage: Was mache ich, wo soll`s hingehen? Es war mir wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Bei Audi habe ich damals ein Praktikum absolviert, mit 24 habe ich mein Wirtschaftsingenieurwesen-Studium abgeschlossen und mich dann beworben. Ich trauere dem Profizirkus nicht nach. Von den Erfahrungen, die ich beim FC Ingolstadt sammeln konnte, profitiere ich jetzt natürlich.

Über den Spagat Vollzeitjob und Regionalliga-Fußball:

Johannes: Es ist schon steil. Ich arbeite bei Sky in Unterföhring bei München in der Controlling-Abteilung. Jetzt wird`s für mich etwas einfacher, ich muss nicht mehr jeden Tag pendeln, kann zwei Tage in der Woche Homeoffice machen. Zuletzt war das schon immer happig, ich bin um sechs Uhr morgens aus dem Haus, nach der Arbeit ins Training und bin dann gegen 21:30 Uhr nach Hause gekommen. Viel Zeit für Freizeit oder Privates bleibt da nicht.

Stefan: Ich wohne in Ingolstadt, wo ich bei Audi als Controller tätig bin. Zum Training nach Rain bin ich insgesamt immer rund 90 Minuten unterwegs. Es ist schon aufwändig und anstrengend, das Privatleben muss da oft zurückstecken. Aber meine Freundin akzeptiert das, anders würde es auch gar nicht gehen.

Der bisherige Saisonverlauf des TSV Rain:

Johannes: Hinten raus haben wir richtig gut gepunktet und stehen deshalb in der Winterpause richtig gut da. Hätte mir vor genau einem Jahr jemand gesagt, dass wir a) den Aufstieg noch packen und b) dann in der Regionalliga auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern dürfen, hätte ich das nie geglaubt. Was uns in Rain ausmacht ist, dass ein Großteil des Kaders sich schon lange kennt. Zum Teil haben wir schon zusammen in der JFG Donauwörth gekickt. Wir verstehen uns auch privat, das schweißt uns zusammen.

Stefan: Wir sind ein verschworener Haufen, das ist unsere große Stärke. Wir können bisher zufrieden sein, aber es ist noch ein weiter Weg bis zum Klassenerhalt.

Eine mögliche Zusammenarbeit der beiden als Trainer-Duo:

Johannes: Das kann ich mir durchaus vorstellen, warum nicht. (lacht) Ich habe hier in Rain die Möglichkeit, viele wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Irgendwann mal Spielertrainer zu machen, das könnte ich mir auch vorstellen. Ich glaube aber eher nicht, dass das schon in naher Zukunft der Fall sein wird. Ich möchte als Spieler so lange wie möglich hochklassig agieren. Da bin ich sportlich zu ehrgeizig.

Stefan: Das ist noch ziemlich weit weg von mir. Klar gibt es die Überlegung, den Trainerschein zu machen und in diese Schiene reinzugehen. Und dann wäre es durchaus reizvoll, zusammen mit Johannes etwas in Angriff zu nehmen. Aber darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht. Im Februar werde ich zwar schon 30, (schmunzelt) trotzdem will ich schon noch einige Zeit auf hohem Niveau kicken.
Der Trainer und sein Assistent: Alex Käs (li.) und Johannes Müller (2.v.li.) stehen sportlich bei den Rainern in der Verantwortung.
Der Trainer und sein Assistent: Alex Käs (li.) und Johannes Müller (2.v.li.) stehen sportlich bei den Rainern in der Verantwortung. – Foto: Gerd Jung



Und das sagt Chefcoach Alex Käs über seine beiden Leitfiguren:

"Zwischen Jojo und mir hat die Chemie von Anfang an gepasst, die Zusammenarbeit mit ihm ist richtig cool und total angenehm. Wir verstehen uns sowohl auf als auch außerhalb des Platzes. Wir liegen zumeist auf einer Wellenlänge und er ist eine große Hilfe für mich. Von Stefans Erfahrung profitiere ich enorm viel. Er hat in Ingolstadt auf einem Niveau gespielt, das ich nicht erreicht habe. Er sieht auf dem Platz Dinge, die mir vielleicht nicht sofort auffallen. Ich tausche mich viel mit ihm aus. Mit ihm zu arbeiten ist sehr angenehm."




Aufrufe: 09.1.2020, 15:05 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor